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Fragen und Antworten: Wie geht es jetzt bei Schlecker weiter?

Fragen und Antworten

Wie geht es jetzt bei Schlecker weiter?

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    Schlecker: For You. Vor Ort. Vorbei
    Schlecker: For You. Vor Ort. Vorbei Foto: afp

    Das beschlossene Schlecker-Aus wird nicht von heute auf morgen vollzogen sein. Die Abwicklung der insolventen Drogeriekette aus dem baden-württembergischen Ehingen zieht einen langen Rattenschwanz mit sich. Dazu die wichtigsten Antworten:

    Wie lange haben die 13 200 Mitarbeiter noch ihren Job?

    Nach Angaben des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz können die Beschäftigten bis Ende Juni mit der Kündigung rechnen. Es werden nicht alle gleichzeitig ihren Job verlieren, das hängt von den bestehenden Kündigungsfristen ab. Gehen die meisten Kündigungen und Freistellungen wie geplant Ende des Monats raus, dürfte der Großteil der Belegschaft spätestens zum 1. Oktober arbeitslos werden.

    Welche Kündigungsfristen gelten?

    Wegen der Insolvenz gelten die üblichen Fristen nicht. Sie betragen nur noch maximal drei Monate. Längere Kündigungsfristen verlieren ihre Gültigkeit. Das regelt die

    Müssen die Beschäftigten um ihr Geld bangen?

    Die laufenden Kosten - dazu zählen die Gehälter - werden von der Insolvenzmasse gedeckt. Geiwitz versicherte: "Die laufenden Gehaltszahlungen sind sichergestellt und auch Mehrstunden werden bezahlt."

    Was fordert Geiwitz von der Belegschaft und warum?

    Trotz der demotivierenden Lage hat Geiwitz Loyalität gefordert und daran erinnert, dass die Arbeitsverträge bis zur Kündigung Bestand haben und auch eingehalten werden müssen. Er fügte hinzu, dass "die Insolvenzverwaltung verpflichtet ist, jedweden Unregelmäßigkeiten und Gesetzesverstößen genau nachzugehen." Er ist auf die Kooperation der Mitarbeiter angewiesen, denn der große Ausverkauf steht bevor.

    Welche Chancen haben die Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt?

    Aus Sicht der Branchenverbands HDE werden viele Beschäftigte bei anderen Handelsunternehmen unterkommen können, es gebe zahlreiche offene Stellen. In Ballungsräumen treffe das aber eher zu als auf dem Land. Viel schwieriger schätzt die Gewerkschaft Verdi die Vermittlung ein, insbesondere aufgrund der Altersstruktur. Sie befürchtet auch viele 400-Euro-Jobs. Erst im März war 10 000 Schlecker-Mitarbeitern gekündigt worden, längst sind nicht alle untergekommen. Merkel versprach nun rasche Unterstützung über die Bundesarbeitsagentur.

    Schlecker hat Verträge mit vielen Geschäftspartnern - was passiert?

    Drogeriekette: Das ist Schlecker

    Mit 21 Jahren, 1965, steigt der gelernte Metzgermeister Anton Schlecker in die väterliche Fleischwarenfabrik in Ehingen bei Ulm ein.

    Das Unternehmen erwirtschaftet damals mit 17 Metzgerei-Filialen nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 7,2 Millionen Euro.

    Im gleichen Jahr gründet der Junior-Chef das erste Selbstbedienungs-Warenhaus am Rande der schwäbischen Stadt.

    Damit legt er die Basis für eine europaweit aufgestellte Drogeriemarktkette, zu der seit 2007 auch die Kette "Ihr Platz" gehört.

    Schlecker war mit etwa 10.000 Filialen, einem Umsatz von 7,42 Milliarden Euro und über 50.000 Beschäftigten Europas führender Drogeriemarkt-Unternehmer.

    Auch die deutschen Drogerieketten führte er an, gefolgt von dm und Rossmann.

    Im Januar 2012 geht Schlecker in die Insolvenz.

    Mai 2012: Schlecker wird zerschlagen. Für die insolvente Drogeriemarktkette sieht der Gläubigerausschuss "keine Perspektive" mehr.

    Im November 2017 wird Anton Schlecker wegen Bankrotts zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Seine Kinder erhalten Gefängnisstrafen.

    Auch diese Verträge wird Schlecker aufkündigen, betroffen sind davon Vereinbarungen etwa mit Vermietern und Lieferanten. Auch hier gelten durch die Insolvenz verkürzte Kündigungsfristen. Schlecker wird den Wareneinkauf sofort stoppen. Der Betrieb wird stillgelegt. In der Insolvenz bestellte Waren werden von der Insolvenzmasse gedeckt, genau so wie andere Dienstleistungen aus dieser Zeit.

    Wann werden Filialen geschlossen?

    Noch in dieser Woche soll der große Ausverkauf aller Waren beginnen. Dann beginnen Rabattaktion wie "20 Prozent auf Alles", die Nachlässe werden sukzessive erhöht. Schlecker wird versuchen, auch die Einrichtung und technische Geräte an den Mann zu bringen. Wenn alles verkauft ist in den rund 2 800 deutschen Filialen, sollen die Märkte geschlossen werden. Nach Geiwitz könnte das schon Ende Juni bis Mitte Juli der Fall sein.

    Was wird alles zu Geld gemacht und wie lange dauert das?

    Wie lange die Abwicklung im Fall Schlecker dauert, ist unklar. Geiwitz will alles "zügig" durchziehen. Neben den Schlussverkäufen, werden die Auslandstöchter veräußert. Die deutschen Töchter IhrPlatz und Schlecker-XL sind schon so gut wie über den Verkaufstisch. Auch einzelne Schlecker-Filialen sollen verkauft werden können. Vermögenswerte wie Logistikstandorte und Unternehmensimmobilien werden auch verscherbelt. Alles Geld fließt in die Insolvenzmasse.

    Muss auch Anton Schlecker noch mal zur Kasse?

    Anton Schlecker haftet mit seinem Privatvermögen. Alles was noch übrig ist, fließt in die Insolvenzmasse. Das Vermögen beschränkt sich etwa auf Luxusautos und Kunstgegenstände. Einem Bericht zufolge hat seine Familie  trotz Insolvenz noch knapp 40 Millionen Euro. Das Geld gehört größtenteils den Kindern, die Familien-Villa seiner Frau.

    Was passiert mit der Insolvenzmasse?

    Sie deckt die laufenden Kosten, darunter auch die Tätigkeit der Insolvenzverwaltung. Der Rest kommt in einen Topf und wird unter den Gläubigern aufgeteilt. dpa

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