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Forum Live: Siemens-Chef: "Friedrich wäre eine Bereicherung für eine Regierung"

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Siemens-Chef: "Friedrich wäre eine Bereicherung für eine Regierung"

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    Beim Forum Live der Augsburger Allgemeinen sprach Siemens-Chef Joe Kaeser klar an, was ihn umtreibt und kritisierte auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.
    Beim Forum Live der Augsburger Allgemeinen sprach Siemens-Chef Joe Kaeser klar an, was ihn umtreibt und kritisierte auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Foto: Ulrich Wagner

    Er ist einer der markantesten Wirtschaftslenker, den Deutschland derzeit zu bieten hat: Seit 2013 steht Joe Kaeser an der Spitze des Siemens-Konzerns. Doch das Land horcht nicht nur auf, wenn er seine Bilanzen und Unternehmensziele präsentiert, sondern auch, wenn der 61-Jährige sich in gesellschaftliche Debatten einmischt.

    So auch am Mittwochabend. Als Gast unserer Redaktion beantwortet er in der Veranstaltungsreihe Augsburger Allgemeine Forum live die Fragen von Chefredakteur Gregor Peter Schmitz und Wirtschaftsredakteurin Sarah Schierack. Als einen „Spitzenmanager der Superlative“ stellt Alexandra Holland, Herausgeberin der Augsburger Allgemeinen, ihn vor. Als einen, der keine Furcht vor deutlicher Aussprache habe.

    Joe Kaeser spricht sich in Augsburg für Merz als Minister aus

    Dass das nicht immer bei allen gut ankommt, räumt der Niederbayer schmunzelnd im Goldenen Saal ein. Mit einem Tweet reagierte er kürzlich auf eine Rede von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel, die Deutschland vor „Kopftuchmädchen“ warnte. „Lieber ,Kopftuchmädel‘ als ,Bund Deutscher Mädel‘“, schrieb Kaeser. Weidel schade dem Ansehen unseres Landes in der Welt. Ungewöhnlich für einen Spitzenmanager. „Die Kollegen in der Presseabteilung waren total fertig“, verrät Joe Kaeser.

    Auch im Ringen um die Zukunft von Friedrich Merz in der CDU positioniert er sich deutlich - und zwar zugunsten seines Duz-Freundes. „Unser Land wäre gut beraten, zu überlegen, welches Bild wir in der Welt abgeben“, sagte er am Mittwochabend bei der Veranstaltung unserer Redaktion im Augsburger Rathaus. Dazu gehöre nicht nur, dass die Regierung zur Sacharbeit zurückkehre. „Dafür muss man die besten Kräfte für die wichtigsten Aufgaben holen“, sagte Kaeser. „Der Friedrich wäre auf jeden Fall eine Bereicherung für eine Regierung.“ Allerdings sei im Moment kein Platz frei im Kabinett.

    Dass in dem Mann mit dem weichen bayerischen Zungenschlag auch ein knallharter Geschäftsmann steckt, hat er im Umgang mit den Siemens-Geschäften in Saudi-Arabien gezeigt. „Man muss immer zwischen Werten und Interessen abwägen“, sagt er auch in Augsburg.

    Um für Werte einzustehen, brauche ein Unternehmen wirtschaftliche Stärke. „Manche Dinge muss man einfach hinnehmen, wenn es dem Unternehmen dient“, bekennt Joe Kaeser. „Die Welt ist auch rau.“ Immerhin sei es im Deal mit den Saudis um tausende Arbeitsplätze gegangen, das habe er stets im Hinterkopf. Das saudische Königshaus in Riad wird mit dem Mord an dem Journalisten Dschamal Kaschoggi in Verbindung gebracht.

    Augsburger Allgemeine Forum Live: Joe Kaeser distanziert sich von Guttenberg

    In Deutschland setzt der Spitzenmanager bisweilen härtere Maßstäbe an die Politik an. „Wir müssen der Welt ein Bild der Ordnung und der geordneten Regierungsstrukturen vermitteln“, sagt er bei der Veranstaltung. Und das habe gerade in Bayern nicht immer funktioniert.

    Den Streit innerhalb der CSU kritisiert Kaeser mit deutlichen Worten. „Das war ein Beispiel dafür, wie man nicht miteinander umgeht. Diese Sticheleien, dieses Gezerre. Das wollen die Leute nicht“, sagt er.

    Joe Kaeser Alexandra Holland Gregor Peter Schmitz Sarah Schierack Augsburg Augsburger Allgemeine Forum live
    Joe Kaeser Alexandra Holland Gregor Peter Schmitz Sarah Schierack Augsburg Augsburger Allgemeine Forum live Foto: Urich Wagner

    Auch Ministerpräsident Markus Söder habe er immer wieder gewarnt, im Ringen mit der AfD zu weit nach rechts zu rücken. „Wenn Sie eine Marke kopieren, stärken sie damit nur das Original“, betont er. Am Ende habe er Recht behalten und die CSU habe auf der rechten Seite nur wenige Stimmen dazugewonnen, dafür auf der linken Seite sehr viel verloren. „Ich kann nicht so viel damit anfangen, dass mir mir sind und alle anderen die zweite Garnitur“, sagt Kaeser.

    Zwar will er nicht - wie zuvor der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg - die Eignung Söders als bayerischer Ministerpräsident infrage stellen. Doch mit Mahnungen in Richtung Staatskanzlei spart er nicht.

    Söder lebe für seine Heimat. Aber: „Wenn die CSU einen bundespolitischen Anspruch hat, dann muss es ,Deutschland first’ heißen und nicht ,Bavaria first’“, sagt der Siemens-Chef. Guttenberg hatte die CSU gewarnt, unter Söder zu einer Regionalpartei zu schrumpfen.

    Selbst in die Politik gehen will Kaeser übrigens nicht: „Dafür bin ich viel zu ungeduldig.“

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