Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Flugtaxi: Bei Olympia 2024 soll der City Airbus fliegen – doch noch ist viel zu tun

Flugtaxi

Bei Olympia 2024 soll der City Airbus fliegen – doch noch ist viel zu tun

    • |
    Wurde 2019 in Donauwörth erstmals von der Leine gelassen: der City-Airbus.
    Wurde 2019 in Donauwörth erstmals von der Leine gelassen: der City-Airbus. Foto: Patrick Heinz/Airbus Helicopters , dpa

    Es ist nun so ziemlich ein Jahr her, dass auf dem Rathausplatz mit viel Tamtam und ordentlich Schaulustigen der City Airbus der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde. Das Problem an der Sache war: Das 2,2 Tonnen schwere Flugobjekt hob nicht ab. Das war zwar nie angekündigt und vorgesehen gewesen, weil die Hightech-Gerätschaft dafür auf das Testgelände am nahen Manchinger Flugplatz gebracht werden soll. Aber auch dort hat es die ursprünglich für vergangenes Jahr angekündigten Testflüge bislang nicht gegeben. Airbus Helicopters hat das in Donauwörth entwickelte Flugtaxi dort auf dem Werksgelände zwar drei Mal abheben lassen, aber umfassende Luftproben in Manching hat es bislang nicht gegeben.

    Was allerdings nicht heißt, dass seither sonst nichts passiert ist. Im Gegenteil: Seit Ingolstadt mit der Weltpremiere des City Airbus international Schlagzeilen machte, ist eigentlich kaum ein Monat vergangen, an dem die Beteiligten des Ingolstädter Parts der europaweiten Urban Air Mobility (UAM) Initiative nicht Neuigkeiten zu vermelden hatten.

    Was steckt in der Region hinter UAM?

    Die von der Bundes- und Staatsregierung sowie der Europäischen Kommission unterstützte Initiative will „in praktischen Studien den Einsatz von Fluggeräten für die urbane Mobilität erforschen“. Im Juni 2018 war im Bundeskanzleramt eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet worden. In Modellversuchen geht es darum, in der Region Ingolstadt zu testen, wo man die Flugtaxis oder Transportdrohnen am besten einsetzen kann. Es geht um die Mobilität der Zukunft, die in der dritten Dimension.

    Inzwischen sind laut Stadt knapp 70 Netzwerkpartner an der Initiative beteiligt. Die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt und Pfaffenhofen gehören dazu, Hochschulen und Institutionen wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt oder die Europäische Flugsicherung. Mit dabei sind auch Unternehmen wie Audi, Airbus, die Deutsche Bahn und die Media Saturn Holding.

    Es gibt in Ingolstadt verschiedenste Ideen, wie man sich Drohnen zunutze machen kann. Ein Beispiel: Beim „FreeRail“-Projekt, wird mit dem Drohnenhersteller Quantum Systems daran geforscht, wie Streckennetze der Bahn effizienter inspiziert werden können. Zuletzt war das Projekt „INCity-TakeOff“ vorgestellt worden. Ingolstadt bekommt 1,7 Millionen Euro vom Bund, um Start- und Landeplätze für Flugtaxis zu planen. Einer dieser Vertiports könnte am Hauptbahnhof entstehen.

    Und demnächst steht nach Informationen unserer Redaktion das Projekt „MEDinTime“ auf der Agenda. Ziel ist, regionale Kliniken aus einer zentralen Apotheke mit Drohnen zu versorgen. Die sollen nicht nur Kuriertransporte zwischen Kliniken durchführen, sondern zum Beispiel einen Notarzt aus der Luft beim Einsatz beliefern können. Inklusive dieses Projekts hat man in Ingolstadt bisher rund 13 Millionen Euro an Fördergeldern für UAM eingesammelt.

    Das Ziel: ein europäisches Zentrum in Ingolstadt und Manching

    Das ist nicht wenig, könnte aber mehr sein. Dass das die Beteiligten genauso sehen, war Mitte November vergangenen Jahres deutlich geworden, als die IG Metall, Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) und die Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von Audi sowie Airbus Defence & Space sich mit einem Brief an die Bundeskanzlerin mit der Bitte um Unterstützung für die Region gewandt hatten. Ein mindestens ungewöhnlicher Vorgang.

    So sieht das 2019 vorgestellte Flugtaxi aus.
    So sieht das 2019 vorgestellte Flugtaxi aus. Foto: Luzia Grasser

    Damit die Wirtschaftsregion gesund bleibe, benötige der Raum Ingolstadt in einer globalisierten Welt „mehr denn je die Unterstützung auf nationaler Ebene“, hatte es geheißen. Es ging dabei um die Transformation der Automobilbranche, von der der Audi-Standort Ingolstadt besonders betroffen ist, es ging um eine nationale Technologiestrategie, um das europäische Kampfflugzeug der nächsten Generation FCAS und es ging um UAM. In dem Brief stand, dass „nationale Anstrengungen“ notwendig seien, um diese Technologie in Deutschland „zu halten“.

    Hintergrund ist die Konkurrenz aus Frankreich, wo sehr viel Geld in die Förderung von UAM investiert wird. Die Befürchtung: langfristig die Technologie dorthin zu verlieren. Denn in Toulouse, wo Airbus sein Frankreich-Werk hat, fördern Staat und Wirtschaft in den nächsten zehn Jahren einen Technologie-Park und mehrere Testfelder mit 113 Millionen Euro. Dagegen wirken die 13 Millionen aus Ingolstadt natürlich etwas schmal. In dem Brief hatte man betont, es sei in Sachen UAM von großer Bedeutung, „die bestehende Innovationsführerschaft bei Airbus in Manching und der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD 61) auszubauen“. Das Ziel: ein europäisches Zentrum zur UAM in Ingolstadt und Manching.

    Flugtaxi und Co.: "Zukunftsprojekte im Luftfahrtbereich fördern"

    Eine Reaktion aus dem Kanzleramt hat es weder beim Ingolstädter Oberbürgermeister noch beim Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU) gegeben. Fragt man diesen, was das Schreiben in Berlin bewirkt habe, sagt er: „Das Bewusstsein in der Bundesregierung, dass wir Zukunftsprojekte im Luftfahrtbereich wie das elektrische Fliegen weiter fördern müssen, ist deutlich gestiegen.“ Das hänge allerdings nicht nur mit dem Ingolstädter Bittbrief, sondern auch mit der gesamten Klimadebatte zusammen. Konkret seien im Bundeshaushalt 2020 die Ansätze für die Förderung innovativer Forschung im Bereich unbemannter Luftfahrt und Drohnen um 8 auf insgesamt 11,8 Millionen Euro erhöht worden. Diese zusätzlichen Mittel seien allerdings noch nicht vergeben.

    Konkrete Folge der Ingolstädter Post nach Berlin sei zudem, dass Ingolstadt als UAM-Standort auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin vertreten sei. Das fördere das Bundesverkehrsministerium. Mit dabei sind die anderen deutschen UAM-Städte, sprich Hamburg, Aachen und Münster sowie die Region Nordhessen. Von dem Messe-Auftritt verspricht man sich in Ingolstadt neuen Schub. Genauso wie vom für die nächsten Monate geplanten Start von brigkAIR, einem Außenstandort des Digitalen Gründerzentrums Ingolstadt brigk.

    City Airbus soll bald in Manching abheben

    Die Einrichtung soll ihren Sitz am Rande des Geländes der wehrtechnischen Dienststelle in Manching haben. Es soll die Digitalisierung der Luftfahrtindustrie vorantreiben und eine, so hofft man, wachsende Zahl von Start-ups im Markt der so genannten „Unmanned Aerial Vehicles“ fördern. Ende März will man sich in Berlin der Öffentlichkeit präsentieren.

    Und im Laufe des Jahres soll dann auch der City Airbus endlich in Manching abheben. Bis dahin ist viel zu tun. Denn 2024, bei den Olympischen Spielen in Paris, soll er erstmals autonom zwischen dem Flughafen Charles de Gaulle und den Wettkampfstätten fliegen. Das wird sportlich.

    Lesen Sie dazu auch: Bekommt Ingolstadt einen Flugtaxi-Landeplatz am Hauptbahnhof?

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden