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Foto: M. Bein, dpa (Symbol)
Foto: M. Bein, dpa (Symbol)

Können sich Mitarbeiter bald von ihren Betriebsärzten impfen lassen?

Firmen in der Region
21.04.2021

Können wir uns bald bei der Arbeit impfen lassen?

Von Jonathan Lindenmaier

Die Regierung will auch Impfungen durch Betriebsärzte möglich machen. Die großen Unternehmen in der Region ziehen mit. Doch es gibt noch Hürden.

Die Impfgeschwindigkeit in Deutschland gewinnt an Tempo. Als vor Kurzem auch Hausärzte ihren Patienten die Vakzine verabreichen durften, stieg die Zahl der täglichen Impfungen an. Jetzt will der Gesundheitsminister in den nächsten Gang schalten: Auch Betriebsärzte können bald gegen Corona impfen. Ab Juni sollen die Unternehmen eingebunden werden.

Zahlreiche Firmen haben in den vergangenen Tagen und Wochen ihre Bereitschaft signalisiert, Mitarbeiter von Betriebsärzten spritzen zu lassen. Die Hoffnung: Sind die Menschen erst immun, kehren die Mitarbeiter in die Büros und Fertigungshallen zurück, Corona-Beschränkungen fallen weg, die Wirtschaft erholt sich, der Umsatz steigt.

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Bisher kam der Wunsch nach Impfungen im Betrieb vor allem von großen Konzernen. Darunter RWE, Allianz oder Telekom. Diese Unternehmen haben ausreichend Kapazität, um Impfungen durchzuführen. Aber wie sieht es bei Unternehmen in der Region aus?

Den Impfungen im Betrieb stehen zwei große Hürden im Weg: Die Impfstoffmenge und die Priorisierung

"Wir planen, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen die Möglichkeit zu geben, sich bei Varta impfen zu lassen", sagt Sebastian Lang, Chief Human Resources Officer beim Batterienhersteller Varta aus Ellwangen, der in Nördlingen einen großen Standort betreibt. "Das Wohlergehen unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat immer Priorität." Bisher habe man die Situation mit Vorsichtsmaßnahmen geregelt: Schnelltests, Abstandsregeln, wenn möglich Homeoffice. "Eine Impfung wäre natürlich eine noch größere Sicherheit für alle und würde auch eine organisatorische Erleichterung darstellen." Außerdem wolle man die staatlichen Maßnahmen unterstützen.

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Foto: Jochen Aumann
Foto: Jochen Aumann

Bei Varta sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegen Corona geimpft werden, sobald das möglich sein wird.

Allerdings stehen den Impfungen im Betrieb momentan noch zwei große Hürden im Weg. Die erste: Noch ist es schwer, an Impfstoffe zu kommen. Die verfügbare Menge in Deutschland ist nach wie vor zu gering. "Aktuell ist es uns noch nicht möglich, Vakzine zu bekommen", sagt Lang. Die zweite Hürde: die starre Impfpriorisierung. In den Betrieben arbeiten eher junge Menschen. Die Quote der Ü-60-Jährigen ist gering, die der über 70-Jährigen sowieso.

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Immerhin dieses Problem könnte bald gelöst werden. Der Freistaat Bayern will sich spätestens Ende Mai von der Impf-Priorisierung lösen. Dann soll möglichst schnell allen in Frage kommenden Menschen ein Impfangebot gemacht werden, sagte kürzlich der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Und was die Verfügbarkeit von Impfstoffen angeht, machen die Ankündigungen von Biontech und Pfizer Hoffnung.

Im zweiten Quartal – von April bis Juni – wollen die Unternehmen 250 Millionen Dosen an die EU liefern. "Wie angekündigt gewinnt die Impfkampagne im zweiten Quartal deutlich an Geschwindigkeit", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Montag. Arztpraxen und Länder erhielten so mehr Planungssicherheit für Mai und Juni. "Und das ermöglicht uns, bereits im Juni auch die Betriebsärzte in die Impfkampagne zu integrieren." Bund und Länder planen für die nächste Woche außerdem erneut einen Impfgipfel. Dort soll auch über die Impfungen im Betrieb diskutiert werden.

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Viele große Unternehmen in der Region wollen zwar impfen, warten aber im Moment noch mit konkreten Planungen

Das macht aber die Planung für die Betriebsärzte schwierig. Viele der großen Unternehmen in der Region wollen zwar impfen, warten aber im Moment noch mit konkreten Planungen. Das bestätigten Sprecher von Kuka in Augsburg, BSH in Dillingen oder Airbus in Donauwörth. Der Grund: Noch sei unklar, wann und wie man starten könne und wer überhaupt geimpft werden kann. Konkreter wird es bei MAN. Dort soll schon eine Impfstrecke im Museum des Unternehmens aufgebaut werden.

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Foto: Ulrich Wagner (Archiv)
Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

Auch Kuka will seine Mitarbeiter gegen Corona impfen.

Außerdem könnte es in einigen Unternehmen möglich sein, auch Familienmitglieder von Mitarbeitern zu impfen. Kuka und BSH lassen das offen. Bei MAN lehnt man die Impfung von Familien ab. Bei Varta gibt es organisatorische Bedenken. "Auch die Familienmitglieder zu impfen, könnte sich in der Organisation vor Ort schwierig gestalten. Wir haben einen großen geografischen Radius, woher unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kommen und natürlich entsprechende Regeln für den Zutritt aufs Firmengelände, zur Sicherheit der einzelnen Personen", sagt Sebastian Lang von Varta. Ähnlich bei Airbus. Weil das Werk zum Teil als militärischer Sperrbezirk deklariert ist, könnte es schwierig werden, Familienmitglieder für die Impfung auf das Unternehmengelände zu lassen, so ein Sprecher des Unternehmens.

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