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Finanzwelt: Die Banken im Skandalsumpf

Finanzwelt

Die Banken im Skandalsumpf

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    Die Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Anshu Jain (l) und Jürgen Fitschen.
    Die Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Anshu Jain (l) und Jürgen Fitschen. Foto: Arne Dedert/Archiv (dpa)

    Dass es nicht gut läuft, ahnte Noch-Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain schon im Januar 2014. „Wir haben gewisse Fehler gemacht“, sagte er, als er in Frankfurt die Zahlen vorgelegt hat. Gewisse Fehler – das erscheint untertrieben. Die Deutsche Bank macht seit Jahren durch Skandale, Prozesse und Milliardenstrafen von sich reden. Großbanken erscheinen als Zockerbuden, der Ruf der Branche liegt am Boden. Die

    Die Spur führt zurück in die Zeit vor der Finanzkrise im Jahr 2008. Damals löste ein völlig überhitzter und dann zusammenbrechender Immobilienmarkt in den USA eine globale Krise aus. Selbst Leute ohne einen Cent Eigenkapital, Putzfrauen, Kellner, hatten Kredite zum Bau eines Einfamilienhauses bekommen. Die US-„Ramsch-Kredite“ ließen sich bündeln und weiterverkaufen. Besonders wild soll es die Deutsche Bank getrieben haben. Die Folgen spürte das Institut bald schmerzhaft: Im Mai 2012 kostete eine Klage gegen dubiose Geschäfte der Tochter MortgageIT die Deutsche Bank 202 Millionen Dollar. Es sind „Peanuts“ im Vergleich zu dem, was noch kommt. Im Dezember 2013 musste die Bank 1,9 Milliarden Dollar zahlen, um in den

    Damals war noch Josef Ackermann Deutsche-Bank-Chef. Warum scheiterten dann Anshu Jain und sein Kollege Jürgen Fitschen an der Aufarbeitung der Altlasten? „Beide waren damals schon in der Bank und sind in dieser Unternehmenskultur aufgewachsen“, sagt Professor Martin Faust von der Frankfurt School of Finance & Management unserer Zeitung. Anshu Jain war in den wilden Jahren Chef des Investmentbankings. „Damit stellt sich die Frage, wie glaubwürdig beide bei der Bereinigung dieser Kultur noch sein konnten“, sagt Faust. Er meint zudem, dass Fitschen und Jain in vielen Fällen früher eine Einigung mit den US- und EU-Behörden hätten finden können. Und zu den windigen Immobiliengeschäften kamen weitere Entgleisungen: Die Beteiligung an der Manipulation des Libor-Zinssatzes, eine Razzia wegen Betrugsverdachts im Handel mit CO2-Zertifikaten, der Prozess um die Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch. Und aktuell der Verdacht wegen Geldwäsche in Russland.

    Die Fehler von früher kosten Unsummen

    Zur Verteidigung der Deutschen Bank könnte man höchstens anführen, dass andere Institute genauso tief im Sumpf stecken. Auf der Liste der verhängten Milliarden-Strafen – zum Beispiel wegen Wechselkursmanipulationen – steht das Who is who der Großbankenwelt. Darauf finden sich die Citigroup, JP Morgan oder die Schweizer UBS, von der der künftige Deutsche-Bank-Chef John Cryan stammt.

    Insgesamt belaufen sich die Kosten für rechtliche Streitigkeiten zwischen 2010 und 2014 für die 16 größten Banken der Welt inzwischen auf rund 205,6 Milliarden britische Pfund – umgerechnet rund 280 Milliarden Euro. Das zeigt eine Studie des britischen Forschungsinstituts CCP Research Foundation. Die Deutsche Bank liegt mit rund 13 Milliarden Euro auf Platz sieben. Ganz vorne: die Bank of America mit 87 Milliarden Euro.

    Die Strafen sind in den vergangenen zwei bis drei Jahren härter geworden, hat Finanzexperte Faust beobachtet. Die Regulierung ist inzwischen schärfer, Bank-Manager werden persönlich in Haftung genommen. Es könne auch sein, dass sich manche Staatsanwälte und Kontrollbehörden über höhere Strafen profilieren wollten. Verschärfend wirke sich aus, dass viele Banken mit den Ermittlungsbehörden nicht immer kooperiert hätten.

    Im Fall der Deutschen Bank schien nun den Aktionären der Geduldsfaden gerissen zu sein. Ganz allein sind Jain und Fitschen nach Meinung des Bankenexperten aber nicht an der fehlgeschlagenen Aufarbeitung schuld: „Auch der Aufsichtsrat hat versagt“, meint Faust. „Dieser hätte schon früher gegensteuern müssen.“ Aufsichtsratschef ist Paul Achleitner. (mit dpa)

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