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Finanzplatz: Liechtenstein kämpft gegen Raubritter-Image

Finanzplatz

Liechtenstein kämpft gegen Raubritter-Image

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    Firmenschild der Bank Liechtenstein Global Trust (LGT) in Vaduz. Das Fürstentum will verstärkt um seriöse Finanzdienstleister werben.
    Firmenschild der Bank Liechtenstein Global Trust (LGT) in Vaduz. Das Fürstentum will verstärkt um seriöse Finanzdienstleister werben. Foto: Archiv

    „Liechtenstein attackiert Deutschland“, „Das Fürstentum schlägt zurück“, „

    Bekenntnis zur Transparenz in Steuerfragen

    Dieser ruppige Umgangston ist einer sehr höflichen Redeweise gewichen. Vor nunmehr drei Jahren hat die Regierung des Fürstentums mit der sogenannten Liechtenstein-Erklärung „das unmissverständliche Bekenntnis zur Transparenz in Steuerfragen abgegeben“. Zwei Abkommen über Informationsaustausch in Steuerfragen und Doppelbesteuerung folgten. Nun soll noch – wie auch mit der Schweiz – ein umfassendes Steuerabkommen endgültig Frieden stiften.

    Für Liechtenstein, wo 27 Prozent des Bruttoinlandsprodukts am Finanzplatz erwirtschaftet werden, stellt die Umstellung von „Schwarzgeld“ auf „Weißgeld“ eine immense Herausforderung dar. Das Land will, um es in der SPD-Sprache zu sagen, sein „Raubritter“-Image loswerden. Neue, seriöse Fondsmanager und Finanzdienstleister sollen nach Liechtenstein gelockt werden.

    Ohne Marketing geht das nicht. Der Honorarkonsul des Fürstentums Liechtenstein in München, Christian Waigel, lud deshalb Banker, Finanzdienstleister und Mitglieder des konsularischen Korps ins Nobelhotel Mandarin Oriental „zu einer Betrachtung des transparenten, werthaltigen und stabilen Finanzplatzes Liechtenstein“ ein. Die Damen und Herren aus dem Zwergstaat bemühten sich nach Kräften. Das vornehme Schweigen ist Schnee von gestern. Es herrscht eine ganz neue Offenheit.

    Wandel hin zu europäischen Rechtsstandards

    Prinz Stefan von und zu Liechtenstein, der Botschafter seines Landes in Berlin, beteuert: „Wir sind ein so aufgeklärtes, modernes, liberales Land wie alle Länder in Europa.“ Katja Gey, in der Regierung Leiterin der „Stabsstelle für internationale Finanzplatzagenden“, sagt über Geldwäsche und Steueraffäre: „Das gehört alles der Vergangenheit an. Darüber wollen wir eigentlich gar nicht mehr reden.“ Mario Gassner, Chef der Finanzmarktaufsicht in Liechtenstein, betont: „Klar möchte ich hier festhalten, dass wir für unseriöse Anbieter die falsche Adresse sind.“ Und Adolf E. Real, der Präsident des Liechtensteinischen Bankenverbandes, verspricht den Kunden „Stabilität, Qualität und Nachhaltigkeit“. Anders als Banken anderer Länder, so sagt Real, werden die Banken in Liechtenstein „keine Kunden vor die Tür setzen“, sondern sie „in die Steuerkonformität begleiten“. Mit dem Wandel Liechtensteins hin zu europäischen Rechtsstandards sollen sich also auch die Leute wandeln, die ihr Geld dort bisher vor dem Fiskus in ihrer Heimat versteckt haben.

    "Wir sind von einer falschen Denkweise ausgegangen"

    Hinter diesem plötzlichen und radikalen Kurswechsel steckt, wie Prinz Stefan im Gespräch mit unserer Zeitung sagt, die „Erkenntnis“, dass es so nicht weitergehen konnte. „Wir sind von einer falschen Denkweise ausgegangen.“ Die Vorstellung, dass souveräne Staaten in ihrer Gesetzgebung völlig frei und unabhängig seien, lasse sich nicht aufrechterhalten. „Heutzutage sind die internationale Vernetzung und die Missbrauchsgefahren so groß, dass das nicht mehr geht“, sagt der Botschafter. Deshalb habe das Fürstentum den Weg zur Transparenz eingeschlagen, erst beim Thema Geldwäsche, dann beim Thema Steuern. Er betont: „Alle europäischen Standards werden bei uns voll eingehalten.“

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