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Finanzmarkt: Hat Midea mit 49 Prozent das Sagen bei Kuka?

Finanzmarkt

Hat Midea mit 49 Prozent das Sagen bei Kuka?

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    Für die Aktionäre ist das Angebot von Midea lukrativ.
    Für die Aktionäre ist das Angebot von Midea lukrativ. Foto: Ulrich Wagner

    Mit 49 Prozent will sich das chinesische Unternehmen Midea beim Augsburger Roboterbauer Kuka nach Medienberichten nun zufriedengeben. Herr Professor Gerke, Sie sind nicht nur Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums, sondern auch Experte für das Bank- und Börsenwesen, wie viel Einfluss hätte

    Wolfgang Gerke: Mit 49 Prozent hat man in der Regel einen sehr großen Einfluss. Denn auf den Hauptversammlungen wird für die meisten Beschlüsse die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen verlangt. Wenn man 49 Prozent besitzt und nicht gerade ein anderer Großaktionär die restlichen 51 Prozent in Händen hält, hat man weitgehend das Sagen und kann die Geschicke des Unternehmens bestimmen.

    Ist das nun der ins Gespräch gebrachte Kompromiss?

    Gerke: Nun, ich könnte mir vorstellen, dass die Chinesen schon sehr gerne die Mehrheit an Kuka haben wollen. Daher wäre es ein Kompromiss. Es ist aber einer, bei dem der Einfluss aus China sehr groß wäre. Wenn man aber offen sein will in seinen Märkten, dann kann man so etwas auch schwer verhindern. Man kann allerdings vom anderen Partner verlangen, dass er für deutsche Investoren ebenso offen ist.

    Dies ist aber nach Berichten von Unternehmen nicht der Fall. Viele von ihnen beklagen, dass keine gleichen Spielregeln in China für sie herrschen.

    Gerke: Es ist in der Tat so, dass in China nationale wirtschaftliche Interessen wesentlich stärker dominieren als in europäischen Ländern.

    Auf der anderen Seite: Für Kuka-Aktionäre bereitet Midea ein verlockendes Angebot vor.

    Gerke: Hier hat man die schnelle Möglichkeit, einen schönen Kursgewinn zu machen. Ob diese Möglichkeit wiederkommt oder noch eine bessere, ist zweifelhaft. Aus diesem Grund ist die Verlockung für die Aktionäre sehr groß, den Gewinn jetzt mitzunehmen.

    Außerdem ist im Gespräch, dass neben Midea noch ein großer deutscher Ankeraktionär stehen soll. Voith ist ja bereits so ein wichtiger Einzelaktionär.

    Gerke: Ja, hier spielt die sogenannte Sperrminorität eine große Rolle, die man mit 25 Prozent plus eine Aktie besitzt. Diese Sperrminorität hat Voith und mit dieser Sperrminorität kann man fundamentale Beschlüsse auf der Hauptversammlung verhindern. Die sogenannte qualifizierte Mehrheit, das sind 75 Prozent, ist nötig, um beispielsweise den Aufsichtsrat zu entlassen, Satzungsänderungen vorzunehmen oder Fusionen einzugehen.

    "Andere Unternehmen haben auch ausländische Investoren"

    Was würde sich denn ändern, wenn Midea über 50 Prozent halten würde?

    Gerke: Midea hätte es mit über 50 Prozent noch wesentlich leichter, weil es die absolute Gewähr hätte, auf Hauptversammlungen immer die Mehrheit der Stimmen zu haben. Es wäre eine eindeutigere Situation. Aber ich sehe den Unterschied zwischen 49 und über 50 Prozent als nicht so dramatisch an.

    Midea könnte ja auch seinen Anteil langfristig ausbauen.

    Gerke: Das ist nicht ganz so leicht. Theoretisch ist dies über den Aktienmarkt möglich. Aber es gibt meldepflichtige Grenzen. Beim Erreichen der Sperrminorität ist dies etwa der Fall und auch beim Erreichen der Mehrheit. Es ist aber auch nicht zwingend gesagt, dass die Interessen des chinesischen Investors und die der deutschen Aktionäre auseinanderlaufen. Für Kuka kann es durchaus interessant sein, sich im chinesischen Markt auf diese Art und Weise bestens zu platzieren. Schließlich verfügt Kuka über eine Zukunftstechnologie, auf die China ganz offensichtlich scharf ist.

    Sie gehören also auch zu den Stimmen, die zu mehr Gelassenheit bei dem Einstieg der Chinesen raten?

    Gerke: Andere Unternehmen haben auch ausländische Investoren und wurden nicht umgestülpt. Bei China muss man vielleicht ein bisschen mehr Bedenken haben, weil China sehr gerne Technologien kopiert und dann selbst sehr geschickt weiterentwickelt, ohne es mit den Patenten so ernst zu nehmen. Vor allem, wenn man dann in einem Unternehmen so intensiv vertreten ist, sind die Chancen, das Know-how anderweitig zu nutzen, extrem hoch.
    Interview: Daniela Hungbaur

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