Ab 2013 sollen für die Eigenkapitalquote der Banken in Europa schärfere Regeln gelten. Darauf verständigten sich die EU-Finanzminister in einer Grundsatzvereinbarung. Im Zuge des Zusammenbruchs der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 waren auch andere Banken in die Schieflage geraten. Wie will man sich zukünftig vor Finanzrisiken schützen? AZ-Online mit den Fragen und Antworten:
Worum geht es beim Eigenkapital?
Die Höhe des Eigenkapitals ist ein Indikator für die Stabilität einer Bank. Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) prüft in diesem Zusammenhang besonders die so genannte Kernkapitalquote. Unter das Kernkapital fällt zum Beispiel das Aktienkapital eines Instituts. Dieses kann im Ernstfall der Haftung unterliegen und in jedem Fall Verluste auffangen. Das Aktienkapital wird in Relation zu den Risiken gesetzt, die eine Bank beispielsweise durch Kreditvergabe eingegangen ist. Bisher lautete die Maßgabe für Kreditinstitute, nur zwei Prozent ihrer Risikogeschäfte mit hartem Kernkapital zu unterlegen. Bis 2019 steigt die Quote auf maximal sieben Prozent.
Was ist "Basel III"?
Der Begriff Basel III bezeichnet ein Reformpaket des Basler Ausschusses der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Es stellt eine Reaktion auf die von der weltweiten Finanzkrise offengelegten Schwächen der bisherigen Bankenregulierung dar. Leitgedanke ist, dass Banken ab 2013 mehr Eigenkapital vorhalten müssen, um Risiken aus Kreditgeschäften abzusichern. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier sagte: "Wir dürfen nicht zulassen, dass es noch einmal zu einer solchen Krise kommen kann und unser Wohlstand durch einige wenige Finanzmarktakteure aufs Spiel gesetzt wird." Video zu Basel III
Warum braucht man strengere Vorschriften?
Die Finanzmärkte sind zurzeit wieder in Turbulenzen. Jüngst verlor die Investmentbank JP Morgan Chase durch riskante Spekulationsgeschäfte zwei Milliarden Dollar, die US-Ratingagentur Fitch hatte am heutigen Mittwoch die Bonitätsnoten von 26 italienischen und spanischen Kreditinstituten herabgestuft.
Wie hoch ist der Kapitalbedarf der Banken?
Ein Blitzstresstest der EBA ergab, dass 70 europäische Großbanken einen Kapitalbedarf von fast 115 Milliarden Euro haben. Auch sechs deutsche Institute müssen bis Jahresmitte 2012 Kapitallücken von insgesamt 13,1 Milliarden schließen.
Welche Auswirkungen hat Basel III auf die deutschen Sparkassen?
Den deutschen Sparkassen drohen infolge der neuen Bankenregulierung "Basel III" milliardenschwere Belastungen. Jedes dritte öffentliche Geldinstitut könnte auf Grund der neuen Anforderungen in Kapitalnot geraten.
Kritik zu Basel III
Gegen die verschärften Eigenkapitalregeln begehren vor allem Mittelständler auf. So sagte Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft bereits im vergangenen August: "In seiner jetzigen Form macht Basel III Bankkredite an Klein- und Mittelbetriebe knapper und teurer." Der Grund: Um ihr Eigenkapital zu erhöhen, wird eine Bank weniger Kredite vergeben und im Falle der Kreditvergabe höhere Zinssätze verlangen.