Die Bundesbank geht davon aus, dass der zuletzt wieder eingesetzte Preisauftrieb sich in diesem Jahr beschleunigt. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sagte im Interview mit unserer Redaktion: „Aus heutiger Sicht dürfte die Inflationsrate gemäß dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex in Deutschland zum Jahresende hin über drei Prozent liegen.“ Das werde zwar nur vorübergehend sein, aber für ihn ist auch klar: „Die Inflationsrate bleibt nicht auf Dauer so niedrig wie im vergangenen Jahr.“
Seit Ausbruch der Pandemie konsumieren Verbraucher ganz anders
So war die Teuerung von Dezember auf Januar von minus 0,7 auf 1,6 Prozent für Experten überraschend stark angestiegen. Weidmann bezieht sich auf den in der Europäischen Union üblichen Harmonisierten Verbraucherpreisindex, in den auch aktuelle Veränderungen der Konsum-Gewohnheiten der Bürger einfließen. Seit Ausbruch der Corona-Krise haben Verbraucher ihr Leben notgedrungen zum Teil radikal umgestellt: Sie kochen mehr selbst und verzichten vielfach auf Reisen.
Fleisch, Obst oder Gemüse werden wohl teurer
Dass die Inflation zuletzt wieder zurückgekehrt ist, führen Weidmann und andere Experten vor allem darauf zurück, dass die Mehrwertsteuer in Deutschland nach einer Absenkung erhöht und eine CO2-Steuer eingeführt wurde. Der Bundesbank-Chef geht davon aus, dass die Teuerung „nur vorübergehend“ auf über drei Prozent steigt. Dennoch müssen sich Verbraucher in Corona-Zeiten erst einmal darauf einstellen, dass etwa die Preise für Fleisch, Obst und Gemüse wie jüngst zulegen.
Doch es gibt eine positive Entwicklung: Die Bundesbank bleibt trotz der sich merklich eingetrübten Konjunktur derzeit bei ihrer positiven Einschätzung von Dezember, dass die deutsche Wirtschaft 2021 um drei Prozent wächst, nachdem sie 2020 um fünf Prozent eingebrochen war. So versicherte Weidmann: „Wenn es gelingt, die Pandemie im Verlauf des Jahres zunehmend in den Griff zu bekommen, und die Eindämmungsmaßnahmen durchgreifend gelockert werden können, wird sich die Erholung der deutschen Wirtschaft fortsetzen.“ Demnach könnte Deutschland Anfang 2022 wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen. Weidmann rechnet dennoch damit, „dass die Insolvenzzahlen deutlich steigen, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus“.
Wie soll der Staat mit den steigenden Schulden klarkommen?
Zu dem Thema äußerte sich auch Carsten Linnemann, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU/CSU, gegenüber unserer Redaktion: „Ob uns neben der Insolvenzwelle auch eine Inflationswelle droht, ist schwer zu sagen. Die Risiken sind infolge der lockeren Geldpolitik und der expansiven Fiskalpolitik deutlich gestiegen, zumindest mittelfristig. Wir müssen die Gefahren ernst nehmen und dürfen jetzt als Staat nicht Geld ausgeben, als gäbe es kein Morgen mehr.“
In Branchen wie Handel, Gastronomie, Freizeit und Kultur blicken Unternehmer laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 30.000 Unternehmen in den Abgrund. 31 Prozent der Firmen rechnen mit schlechteren Geschäften, 22 Prozent mit besseren. Der DIHK erwartet nur noch ein Wachstum von 2,8 Prozent.
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