Dietrich Mateschitz hat am Sonntag wieder einmal gewonnen. Einer seiner drei Fußballvereine, „Rasen Ballsport“, kurz RB Leipzig, ist in die erste Bundesliga aufgestiegen. Natürlich war auch der Österreicher Mateschitz auf der Tribüne der Leipziger Red-Bull-Arena – braun gebrannt, mit „Aufstiegs-T-Shirt“ und in der Hand eine Dose seines aufputschenden Energy-Drinks. Mateschitz gilt als Sportenthusiast, der sein Vermögen immer wieder in Fußball, Formel 1 und Extremsport steckt. Oder in Aktionen, die viel Aufmerksamkeit für Red Bull versprechen: So schoss er 2012 Felix Baumgartner in die Stratosphäre. Geld genug dafür hat der 71-Jährige. Das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt sein Vermögen auf 14,3 Milliarden Euro, nur 63 Menschen auf der Welt sind reicher als er.
Dietrich Mateschitz führt seinen Konzern mit harter Hand
Mateschitz hat ein riesiges Red-Bull-Universum geschaffen. Der Energy-Drink aus Zucker, Taurin und Koffein gilt nach Coca-Cola und Pepsi als wertvollste Getränkemarke der Welt. Der Firmenchef führt seinen Konzern wie ein paternalistischer Unternehmer im Stil des 19. Jahrhunderts. Das hat die Posse um den Fernsehsender Servus TV in der vergangenen Woche gezeigt. Von einem Tag auf den anderen entließ Mateschitz am vergangenen Dienstag die 264 Mitarbeiter des Kanals, der zu einer Tochterfirma gehört. Gegenüber den Salzburger Nachrichten gab Mateschitz an, eine geplante Online-Umfrage zur Gründung eines Betriebsrats habe bei ihm diese Entscheidung ausgelöst.
In einer Presseerklärung hieß es, man habe „Jahr für Jahr einen nahezu dreistelligen Millionenbetrag“ in den Sender gepumpt. Dennoch hat der Kanal aber nicht einmal zwei Prozent der Zuschauer in Österreich gewonnen. Einen Tag nach der Schock-Nachricht ruderte Mateschitz wieder zurück: Nachdem 200 Mitarbeiter schriftlich versprochen hatten, auf einen Betriebsrat zu verzichten, widerrief er die Kündigungen. „Feudalherrenart“ nennt ORF-Programmchefin Rosel Zechner dieses Vorgehen. In Österreich sind Arbeitnehmerrechte verfassungsmäßig geschützte Rechte. Wer sich darüber hinwegsetzt, stellt sich außerhalb des gesellschaftlichen Konsenses.
Mateschitz gilt als eigensinnig und impulsiv. Die Frankfurter Allgemeine schrieb einmal über ihn, er sei „Herrscher über ein geschlossenes System, eine abgeschirmte Welt, aus der nur die Lust der Sportler, die Leidenschaft für das Risiko und die Gier nach Erfolg nach außen dringen sollen“.
Ein Überflieger sei er aber nicht immer gewesen. Mateschitz kommt 1944 in St. Marein im Mürztal in der Steiermark zur Welt. Sein Vater war Lehrer, in der Schule war Mateschitz nach Medienberichten eher unauffällig. Er studiert in Wien zuerst Schiffbau, dann Welthandel, arbeitet dann als Marketing-Spezialist bei Unilever, Jacobs Kaffee und schließlich bei der Zahnpasta-Firma Blendax. Bei einer Reise nach Thailand Mitte der 1980er Jahre entdeckt er das Getränk Krating Daeng, was so viel wie „roter Stier“ heißt. Er entwickelt Red Bull gemeinsam mit dem thailändischen Geschäftsmann Chaleo Yoovidhya.
Dietrich Mateschitz Sohn soll sein Nachfolger werden
Noch heute gehört der Familie Yoovidhya die Mehrheit am Konzern. 30 Jahre nach der Firmengründung, 2014, verkaufte das Unternehmen 5,6 Milliarden Dosen des Getränkes in 168 Ländern. Der Umsatz lag in diesem Jahr bei 5,11 Milliarden Euro. Er selber, sagte Dietrich Mateschitz einmal, trinke jeden Tag zehn bis zwölf Dosen des Getränks. Viel mehr verrät der 71-Jährige über sein Privatleben aber nicht. Interviews mit ihm sind Mangelware, nur selten tritt er mit seiner Freundin in der Öffentlichkeit auf. Mateschitz war nie verheiratet. Sein Sohn Mark Gerhardter arbeitet im Unternehmen und gilt als Nachfolger. Mateschitz besteht darauf, in seinem Unternehmen die Kontrolle zu haben. Mitarbeiter, die etwas ausplauderten, bräuchten am nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit zu erscheinen, heißt es. Für diejenigen, die in Ungnade fallen, gelte das Prinzip „hire and fire“. Das heißt: Wer nicht mitspielt, kann schnell wieder gehen.
Wer versucht, mehr über den Patriarchen zu erfahren, bekommt dessen Ärger zu spüren. Wie respektlos Mateschitz mit Journalisten umgehen kann, zeigt eine Geschichte um den Wiener Profil-Redakteur Michael Nikbakhsh. Als dieser in Mateschitz’ Heimat zu recherchieren begann, um eine Biografie über den Selfmademan zu schreiben, drohte der ihm. „Solange in Moskau eine perforierte Kniescheibe 500 Dollar kostet“, werde Nikbakhsh nicht mehr sicher sein. Später entschuldigte er sich dafür in einem Brief an die Privatadresse des Journalisten. Nikbakhsh betonte allerdings, seine Adresse niemals öffentlich gemacht zu haben.
Dietrich Mateschitz selber äußert sich zu solchen Vorwürfen nicht weiter. Sein Lieblingsprojekt dürfte mittlerweile ohnehin RB Leipzig sein. Geht es nach dem Red-Bull-Chef, soll der Verein irgendwann deutscher Meister werden. Dafür wurde das Spielerbudget angeblich schon auf 40 Millionen Euro verdoppelt.