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Ferdinand Piëch: Piëch ist bei der MAN am Ziel

Ferdinand Piëch

Piëch ist bei der MAN am Ziel

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    Er hat lange dafür gekämpft, in seine VW-Familie auch ein starkes Lkw-Mitglied aufzunehmen. Jetzt hat es VW-Patriarch Ferdinand Piëch endgültig geschafft. Durch eine Übernahme reiht er die Marke „MAN“ in sein Reich ein.
    Er hat lange dafür gekämpft, in seine VW-Familie auch ein starkes Lkw-Mitglied aufzunehmen. Jetzt hat es VW-Patriarch Ferdinand Piëch endgültig geschafft. Durch eine Übernahme reiht er die Marke „MAN“ in sein Reich ein. Foto: Frank Leonhardt dpa

    Vom deutschen Bankier Carl Fürstenberg stammt der provokante Ausspruch: „Aktionäre sind dumm und frech. Dumm, weil sie Aktien kaufen, und frech, weil sie dann auch noch Dividende haben wollen.“ Das mag sich auch heute manch Vorstands- und Aufsichtsratschef denken, sagen wird er es nicht, selbst wenn ihn Anteilseigner während einer Hauptversammlung mit ätzender Kritik traktieren.

    Ferdinand Piëch muss an diesem Donnerstag in München reichlich Schmähungen über sich ergehen lassen. Als Aufsichtsratsvorsitzender leitet er das Aktionärstreffen des Nutzfahrzeuge- und Maschinenbauunternehmens MAN. Der Österreicher hat mit seinem Volkswagen-Konzern über 75 Prozent des Hauses übernommen. Nun will er, dass VW den vollen Durchgriff auf das Unternehmen erhält. Dazu mussten die Anteilseigner mehrheitlich einem Wortungetüm namens „Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag“ zustimmen, was reine Formsache war, befindet sich die Mehrheit der

    Widerstand der Aktionäre: wie Asterix und Obelix

    Doch nach wie vor gibt es einige gallische Aktionärsdörfer, die nicht bereit sind, kampflos gegen die VW-Römer die Waffen zu strecken. Sie sind gewillt, Widerstand bis zuletzt zu leisten und Piëch und seine Getreuen mit bösen Worten und juristischem Widerstand zumindest etwas zu ärgern, auch wenn es am Ende nichts helfen wird.

    Die Rechtsanwältin Daniela Bergdolt ist eine erprobte Manager-Traktiererin. Sie wirft Piëch und MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen vor, sie legten den „Habitus von Halbstarken“ an den Tag und sollten sich was schämen. Den Werbeslogan „MAN kann“ interpretiert die Juristin als „MAN kann vieles, aber nicht die Aktionäre anständig behandeln“. Warum greift die Aktionärssprecherin zu derart derben Worten? Um den Spruch des Bankiers Fürstenberg umzudrehen, will sie sagen, Vorstände und Aufsichtsräte seien frech, weil sie Aktionären Geld vorenthalten. Damit scheint der Kern des Konflikts zwischen den neuen Herrschern aus Wolfsburg und den noch verbliebenen trotzigen MANlern auf. Letztere wollen eine höhere Abfindung erstreiten, auch wenn Pachta-Reyhofen das Angebot als „angemessen“ bezeichnet.

    Anteilseigner können Bar-Entschädigung erhalten

    Er bietet Anteilseignern, die sich freiwillig davonmachen, eine Bar-Entschädigung von 80,89 Euro je Stamm- und Vorzugsaktie an. Die Papiere des Unternehmens notieren am Tag der Hauptversammlung aber mit 84,17 Euro höher, und was aus Sicht der widerborstigen Anteilseigner noch schwerer wiegt: Im Zuge der Übernahme von MAN hatte Volkswagen 2011 in einem Pflichtangebot sogar 95 Euro je Stammaktie des Lkw-Riesen geboten. Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens hatten damals die Offerte als „nicht angemessen“ zurückgewiesen.

    Das mag Daniela Bergdolt dazu gebracht haben, von einer „Verhöhnung der Aktionäre“ zu sprechen. Was sie derart aufregt, ist, dass MAN just vor dem Aktionärstreffen mit schlechten Nachrichten aus der in Augsburg sitzenden Sparte „Diesel & Turbo“ aufgewartet hat. Der Bereich zählte lange zu den Margen-Königen des Münchner Konzerns. Doch gerade beim langwierigen Projektgeschäft mit Dieselkraftwerken müssen erhebliche Probleme aufgetreten sein, sonst wären für MAN nicht neuerliche Rückstellungen von 146 Millionen Euro nötig.

    Der Vorwurf Bergdolts und vieler Aktionäre lautet zugespitzt: VW stellt MAN in besonders schlechtem Licht dar, um den Aktionären weniger Geld geben zu müssen. Solche Konflikte werden in der Welt der Aktiengesellschaften meist juristisch per Spruchverfahren geklärt. Das kann sich hinziehen.

    Ordentliche Verzinsung des Kapitals

    MAN-Aktionäre, die nicht gewillt sind, in den Piëch-Handschlag von 80,89 Euro je Papier einzuwilligen, können nach jetzigem Stand gelassen die rechtliche Klärung abwarten. In der Regel lockt am Ende eines solchen Verfahrens ein Aufschlag. Währenddessen kann einem die jährlich von dem Konzern garantierte Ausgleichszahlung von 3,30 Euro brutto je Stamm- und Vorzugsaktie die Zeit versüßen, eine ordentliche Verzinsung des Kapitals in Zeiten, in denen es auf Tagesgeldkonten von der Inflation angeknabbert wird.

    In den Genuss der Piëch-Dividende kommt die MAN-Gemeinde erstmals 2014, wenn sie für das Geschäftsjahr 2013 ausgezahlt wird. Weil der Beherrschungsvertrag mindestens auf fünf Jahre geschlossen ist, gibt es den VW-Bonus zunächst fünf Mal. Jetzt wird noch die normale MAN-Dividende von genau einem Euro ausbezahlt.

    Für Piëch sind all die Details nicht mehr so wichtig. Er ist am Ziel, hat die Hand auf MAN. Mit seinen 76 Jahren blickt er huldvoll-gelassen auf seine Kritiker, lächelt hie und da und kneift mal entspannt die Augen zu.

    Der Patriarch wirkt altersmilde, amüsiert sich über seinen eigenen Humor. Nachdem ein Jurist mit dutzenden, für Laien unverständlichen Fragen die Höhe des Barabfindungsangebots in Zweifel zu ziehen versucht, löst sich Piëch aus der meditativen Versenkung und sagt nur: „Ich danke Ihnen für die kurz gefassten Ausführungen.“

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