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Facebook-Phänomen: Widerstand gegen Klimaschutz: Mehr Hubraum für Rechts?

Facebook-Phänomen

Widerstand gegen Klimaschutz: Mehr Hubraum für Rechts?

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    Auf Facebook formierte sich eine Gegenbewegung zum Klimaschutz: "Fridays for Hubraum".
    Auf Facebook formierte sich eine Gegenbewegung zum Klimaschutz: "Fridays for Hubraum". Foto: dpa, (Symbolbild)

    Die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ ist zu einer ernst zu nehmenden politischen Strömung geworden. Woran man das merkt? Es hat sich eine erklärte Gegenbewegung gegründet. „Fridays for Hubraum“ heißt sie und wurde von dem Auto-Schrauber Chris Grau in Münster zusammen mit einigen Bekannten ins Leben gerufen – natürlich auf Facebook. Angeblich war am Anfang alles nicht ganz ernst gemeint: Ein kurzer Post gegen die Klima-Demos, jede Menge Zustimmung und schon war die Facebook-Gruppe gegründet.

    Seite wird Plattform für Rechte

    Innerhalb weniger Tage ist deren Mitgliederzahl dann aber förmlich explodiert, mittlerweile sind es mehr als eine halbe Million. Aber wie es in den sozialen Netzwerken so ist, lockte die Aufmerksamkeit, die ein solcher Raketenstart bot, auch jede Menge Menschen an, die kein wirkliches Interesse am Thema haben. Strafrechtlich relevante Beleidigungen, Aufrufe zur Gewalt gegen Greta Thunberg und jede Menge rechte Parolen sind dokumentiert.

    Die Sache lief so weit aus dem Ruder, dass Grau und die Moderatoren der Gruppe, die sich klar gegen solche Auswüchse positioniert haben, kurzerhand den Stecker zogen: Sie nahmen die Seite komplett aus dem Netz. Erst nachdem sie von extremen Inhalten bereinigt wurde, steht sie seit einigen Tagen wieder online, ist aber nur nach Freischaltung zugänglich.

    AfD-Vorsitzender bestärkt "Fridays for Hubraum"

    Offen einsehbar ist dafür das Twitterkonto, wo „Fridays for Hubraum“ vor einer angeblich „hysterischen“ Klimaschutzdebatte warnt und sich – inzwischen ganz ernst – zum Kämpfer für den motorisierten Individualverkehr stilisiert. Dass die Geschichte mehr ist als eine Posse aus dem Netz, zeigen die Reaktionen vor allem aus einer Richtung der Politik. Der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen stärkt „Fridays for Hubraum“ den Rücken. Im Spiegel bezeichnet er die Gruppe als „eine logische und vernünftige Reaktion gegen den ideologischen Irrsinn der Ökoaktivisten“.

    Hinter den Kulissen in Berlin laufen derweil noch die Nachverhandlungen zum großen Klimaschutzpaket der Regierung. Die große Sorge aller Beteiligten: Der Kompromiss, den die Koalition unter Schmerzen gefunden hat, könnte die Klimadebatte weiter anfeuern, statt sie zu beruhigen. Den meist jungen Klimaaktivisten, die auf ihren Demos seit Monaten mehr Einsatz für den Klimaschutz fordern, gehen die geplanten Maßnahmen nicht weit genug.

    Aus großen Teilen der Wirtschaft wird die Sorge vor noch höheren Energiepreisen und dem Verlust von Arbeitsplätzen, vor allem in der ohnehin vor riesigen Herausforderungen stehenden Automobilindustrie, bei der Politik abgeladen. Und ein schwer zu schätzender, wohl aber nicht zu unterschätzender Teil der wahlberechtigten Bevölkerung hat wenig Verständnis für eine weitere Belastung von autofahrenden Normalverdienern.

    Angst vor andauernden Protesten?

    Die Bilder aus dem vergangenen Jahr in Frankreich, als die Gelbwesten über Monate auf die Straße gingen und die Proteste immer wieder in Gewalt umschlugen, geistern nun wieder wie ein Schreckgespenst durchs Berliner Regierungsviertel. Nur mit großer Mühe und teuren Zugeständnissen gelang es Präsident Emmanuel Macron, der diffusen Bewegung, die keine klaren Anführer hat, die Unterstützung zu entziehen. Auslöser der Revolte war damals: eine Erhöhung der Treibstoffpreise.

    Noch eine Warnung liefern die Ereignisse in Frankreich: Auch dort gab es bald Versuche, die spontan entstandene, führerlose Bewegung der Gelbwesten von innen heraus zu kapern – vor allem von rechts. „Fridays for Hubraum“ warnt jedenfalls schon mal vor Trittbrettfahren, die einen ähnlichen Namen benutzen.

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