Facebook ist mit über 400 Millionen Mitgliedern das größte soziale Netzwerk der Welt. Das sind fast so viele Menschen, wie in den 27 Staaten der Europäischen Union leben. Die Datenmengen, die täglich durch die Datenleitungen jagen, sind enorm. Die Bereitschaft der Mitglieder Privates preiszugeben, ist kaum kleiner. Die Kritik an Facebooks Datenschutzpolitik wird derweil immer schärfer. Ein sieben Jahre altes Chatprotokoll könnte dem Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg, jetzt zum Verhängnis werden.
Als "Idioten" ("dumb fucks") bezeichnete der damals 19-jährige Harvardstudent einem Bekannten gegenüber Kommilitonen, die sich an seinem frisch gegründeten Netzwerk Facebook anmelden und freiwillig ihre Daten herausrücken. Damals nahmen gerade einmal 4000 Harvard-Studenten an dem für die Universität geplanten Netzwerk teil. Das Chat-Protokoll veröffentliche das IT-Onlinemagazin Silicon Alley Insider. Es stützt sich dabei auf einen nicht weiter genannten Informanten.
Der zitierte Text lautet:
Die Aussagen sind bisher nicht bestätigt. Facebook hat allerdings nicht dementiert.
Dies untermauert das Bild Zuckerbergs, dem unterstellt wird, sich nicht für Privatsphäre der Teilnehmer zu interessieren. Die New York Times sah derweil genauer hin und untersuchte die möglichen Datenschutzeinstellungen bei Facebook. Höchst verwirrende 170 Auswahlmöglichkeiten gibt es, von denen zudem kaum einer weiß, dass es sie überhaupt gibt. Die Datenschutzerklärung wuchs seit 2005 von 1000 Worten auf 5800 im Jahr 2010 - und ist damit länger als die aller Konkurrenten und der Verfassung der USA.
Damit untergräbt der Konzern zwei seiner wichtigsten Grundpfeiler, die er als Öffentlichkeitsunternehmen hat: Glaubwürdigkeit und Datenschutz. Gab es in Deutschland und Europa bereits vehemente Kritik am Umgang Facebooks mit privaten Daten, beschränkte sich die Diskussion in den Vereinigten Staaten von Amerika auf Blogs und Expertengespräche. Dies ändert sich langsam, genauso wie die Politik Facebooks hin zu mehr Transparenz.
Vielleicht zu spät. Schon entwickeln Studenten aus New York ein alternatives, offenes Netzwerk: "Diaspora". Im Vordergrund stehen soll dort gerade die Privatsphäre. Vielleicht interessiert ja dies Marc Zuckerberg. stni