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Ex-Drogeriechef wird 70: Anton Schlecker sitzt noch in der Chefetage

Ex-Drogeriechef wird 70

Anton Schlecker sitzt noch in der Chefetage

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    Anton Schlecker wird am Dienstag 70 Jahre alt.
    Anton Schlecker wird am Dienstag 70 Jahre alt.

    Wenn Anton Schlecker den Fernseher einschaltet, dürfte ihm zuletzt so gar nicht zum Feiern zumute gewesen sein. Egal ob auf privaten oder bei den öffentlich-rechtlichen Sendern: Mehrere Beiträge haben sich in den vergangenen Wochen mit der Pleite seiner gleichnamigen Drogeriemarktkette beschäftigten. Er selbst feiert nun den ersten runden Geburtstag seit dem Untergang seines Lebenswerks. Heute wird

    25 000 Schlecker-Mitarbeiter verloren ihre Jobs

    „Es ist für ihn sicher kein Vergnügen, permanent mit der Insolvenz konfrontiert zu werden“, sagt einer, der ihn kennt. Zuletzt hatte etwa das ZDF das von Schlecker inspirierte Drama „Alles muss raus – Eine Familie rechnet ab“ gezeigt.

    Der ehemalige Firmenpatriarch geht noch heute, so erzählen es Beobachter, regelmäßig in der früheren Zentrale in Ehingen bei Ulm ein und aus – ob aus Nostalgie oder aus Geschäftssinn, sei dahingestellt. Wie es heißt, soll Schlecker noch immer im einstigen Chefbüro residieren, um von dort aus Geschäfte zu betreiben. Die Büroräume im obersten Stockwerk soll die Familie vom Insolvenzverwalter angemietet haben. Offiziell sitzt dort die CML Schlecker Immobilienverwaltung GmbH. Der Firmenname leitet sich von den Vornamen der Schlecker-Familienmitglieder ab: Anton Schleckers Frau heißt Christa, die Kinder Meike und Lars.

    Drogeriekette: Die Schlecker-Pleite in Zahlen

    25.000 Menschen kostete die Schlecker-Pleite den Job.

    50.000 Mitarbeiter hatte Schlecker zu Bestzeiten.

    9000 Schlecker-Märkte gab es vor der Insolvenz im In- und Ausland.

    Rund 1000 der insgesamt 6000 deutschen Schlecker-Filialen hätten nach Einschätzung von Verdi wiederbelebt werden können.

    Nur 73.000 Euro zahlte ein Hilfsfonds an Ex-Mitarbeiter.

    Eine Milliarde Euro forderten Gläubiger nach der Pleite.

    10,1 Millionen Euro zahlte Anton Schleckers Familie an die Insolvenzverwaltung.

    Würde Anton Schlecker selbst etwas erwirtschaften, ginge es direkt an den Insolvenzverwalter. Als eingetragener Kaufmann haftete er persönlich für sein Unternehmen. Die Schlecker-Pleite machte ihn „privatinsolvent“. 30 Mitarbeiter von Schlecker sind noch mit der Abwicklung betraut, zehn sind es bei der Insolvenzverwaltung.

    „Damals brach eine Welt für ihn zusammen“, sagt ein Insider. „Er war der festen Überzeugung: ,Ich kriege das schon noch hin.’“ Doch Anton Schlecker bekam es nicht hin. 25 000 Mitarbeiter verloren ihren Job. Ist einem da nach Sekt und Geburtstagsparty? Zumindest nach Öffentlichkeit steht Schlecker der Sinn nicht. Besser gesagt: noch immer nicht.

    Anton Schlecker scheute öffentliche Auftritte

    Doch schon zu guten Zeiten scheute der Firmenpatriarch öffentliche Auftritte. Sogar die einstige Gesamtbetriebsratschefin Christel Hoffmann bekam ihn in all den Jahren nie zu Gesicht. „Wir haben ihn mehrmals zu Betriebsratsversammlungen eingeladen. Er ist nie gekommen.“ Bei der Gewerkschaft Verdi wundert man sich darüber nicht. „Es ging offenbar gegen seine Ehre, andere Leute mitreden zu lassen“, sagt

    Dass Anton Schlecker sogar zu Glanzzeiten seines Unternehmens eher einem Phantom glich, hat einen traurigen Hintergrund. 1987 wurden die Schleckers überfallen und beide Kinder entführt. „Vielleicht war es ihm deswegen besonders wichtig, seine Person und seine Familie zu schützen“, sagt Franke. Selbst in dieser dunklen Stunde zeigte Schlecker allerdings schwäbischen Geschäftssinn – und handelte die Lösegeld-Forderung herunter. Beobachter erzählen aber von einem engen Zusammenhalt in der Familie, auch während der Insolvenz.

    Auch künftig dürfte Schlecker diese Unterstützung brauchen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt noch immer gegen ihn. Es geht dabei um den Verdacht der Untreue, der Insolvenzverschleppung und des Bankrotts. Ob und wann die Behörde Anklage erhebt, ist einer Sprecherin zufolge noch nicht absehbar. Gestraft sei er aber schon jetzt, wie ein Insider sagt: „Sein Schicksal war eng an das des Unternehmens gekoppelt.“ dpa

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