Große Worte machen Philipp Schröder keine Angst. Selbstbewusst und locker zugleich steht er unweit des Münchner Messegeländes vor einem guten Dutzend Journalisten. Der oberste Hemdknopf ist offen, das blaue Sakko perfekt auf die Hose abgestimmt. „Nicht die Großen fressen die Kleinen“, sagt Schröder mit einem Lächeln, „sondern die Schnellen die Langsamen.“
Schröder ist Geschäftsführer Vertrieb und Marketing der Sonnen GmbH aus Wildpoldsried nahe Kempten. Die Großen – und vielleicht auch Langsamen –, das sind für ihn die herkömmlichen Energieerzeuger: Eon, RWE und Co. Genau diesen möchte Sonnen Konkurrenz machen. Wie das funktionieren könnte, beweist Schröder mit einem Fingerzeig nach hinten. Schräg hinter dem 32-Jährigen hängt eine schwarze, quadratische Box. An ihr befestigt ist ein kleiner Bildschirm, der Werte wie den aktuellen Stromverbrauch und die erzeugte Energie anzeigt. Die Box ist eine Strombatterie, jenes Produkt, das Sonnen seit 2010 herstellt. Einsteigermodelle gibt es ab 3500 Euro.
Die Idee dahinter: Wer eine Photovoltaikanlage auf dem Dach seines Hauses hat, kann den so erzeugten Strom unter Umständen selbst kaum nutzen. Morgens und abends, wenn der Bewohner Strom benötigt, scheint die Sonne kaum oder gar nicht. Mittags dagegen, wenn der Bewohner möglicherweise im Büro sitzt, ist die Stromerzeugung am größten. Hier kommen die Sonnenbatterien des Allgäuer Unternehmens ins Spiel: Sie speichern die Energie und sorgen dafür, dass der Besitzer der Anlage sie dann nutzen kann, wann er sie benötigt. „Unabhängigkeit“, nennt Schröder, Ex-Deutschland-Chef von Tesla, das.
Im Jahr 2010 hat die Sonnen GmbH noch fünf Mitarbeiter
Die neue Sonnenbatterie namens „hybrid“, die hinter ihm hängt, kann allerdings mehr als ihre Vorgängermodelle. Sie ersetzt den sogenannten Wechselrichter, der bislang notwendig war, um Gleichstrom aus der Photovoltaikanlage in Wechselstrom fürs Stromnetz zu verwandeln. Die Kosten würden so um bis zu 20 Prozent sinken, erklärt Schröder: „Das ist der Schritt in den Massenmarkt.“ Schröder spricht von rund 15 Millionen Einfamilienhäusern in Deutschland, die die Technologie der Firma nutzen könnten.
Begonnen hat Sonnen einst viel kleiner: 2010, mit fünf Mitarbeitern. „Als wir begonnen haben, gab es keinen Markt für unsere Produkte“, erzählt Christoph Ostermann. Ostermann, heute 45 Jahre alt, hat das Unternehmen vor sechs Jahren gegründet und leitet es seither. „Wir wollten die Energiespeicher für uns selbst haben“, sagt Ostermann. Über das Thema Elektroautos sei er dazu gekommen, sich mit Batterien zu beschäftigen. Auf der Fachmesse Intersolar sei man 2011 belächelt, ja sogar ausgelacht worden, erinnert sich Ostermann. Bestimmt hundert Mal habe er bereut, die Firma gegründet zu haben, sagt er.
Wichtiger Partner: US-Energieriese General Electric
Fünf Jahre später sind die Vorzeichen andere. 2600 Sonnenbatterien hat das Unternehmen allein im ersten Quartal 2016 verkauft. Anfangs waren es 200 in einem Jahr. Sonnen beschäftigt nicht mehr fünf, sondern rund 200 Mitarbeiter, hat Standorte in Italien, Großbritannien, den USA und Australien. Kunden können Strom nicht nur für sich selbst speichern, sondern mit anderen austauschen, indem diejenigen, bei denen die Sonne scheint, denjenigen, bei denen es regnet, Energie zur Verfügung stellen. Sonnen bezahlt die Kunden dafür. „Damit ersetzen wir die großen Energieversorger“, sagt Ostermann. „RWE spielt in der Rechnung keine Rolle mehr“, ergänzt Schröder. Um Lücken zu füllen, kauft Sonnen Wind- und Biogasenergie dazu.
Die Allgäuer Firma hat jüngst zudem einen wichtigen Partner gewonnen: Der amerikanische Energieriese General Electric ist mit einem zweistelligen Millionenbetrag eingestiegen. Sonnen erhofft sich von der Partnerschaft Vorteile auf dem US-Markt, will von der Vernetzung profitieren. Dabei soll es allerdings nicht bleiben. „Das war nicht der letzte strategische Partner, von dem wir in diesem Jahr hören“, sagt Ostermann. Und verspricht einen weiteren prominenten Namen.