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Elektronik: TV-Firma Loewe stellt den Betrieb ein

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TV-Firma Loewe stellt den Betrieb ein

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    Loewe steht für hochwertige Fernsehgeräte.
    Loewe steht für hochwertige Fernsehgeräte. Foto: Rainer Jensen, dpa

    Der Fernsehhersteller Loewe ist pleite und will zum Wochenende kurzfristig den Betrieb einstellen. Dem oberfränkischen Traditionsunternehmen ist das Geld ausgegangen, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung der Geschäftsführung hervorging. Demnach waren Gläubiger nicht gewillt, ein weiteres Darlehen zur Fortsetzung des Betriebs zu geben. „Wir sind daher aus insolvenzrechtlichen Gründen zum Schutz unserer Gläubiger verpflichtet, den Geschäftsbetrieb voraussichtlich zum 1. Juli 2019 vorläufig bei geringster Kostenlast ruhend zu stellen“, erklärte Geschäftsführer Ralf Vogt. Den mehr als 400 Beschäftigten droht zum größten Teil der Verlust ihrer Arbeitsplätze.

    „Wir haben den Mitarbeitern heute in der Betriebsversammlung mitgeteilt, dass sie zum 1. Juli freigestellt werden, bis auf eine Kernmannschaft, um den Investorenprozess voranzutreiben“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Rüdiger Weiß am Dienstag. Er wurde am Montag vom Amtsgericht Coburg bestellt. Die Kernmannschaft bezifferte der Bayreuther Rechtsanwalt auf zehn bis fünfzehn Mitarbeiter. Die Krise des oberfränkischen Traditionsunternehmens hat sich damit dramatisch verschärft. Weiterlaufen soll die Suche nach einem Investor, der die Firma retten könnte.

    Loewe war einst Pionier der Fernsehtechnik, nun sieht es so aus, als ob die meisten Mitarbeiter bereits im Juli kein Gehalt mehr bekommen werden: Laut Mitteilung von Vogt ist die Zahlung der Löhne und Gehälter im Rahmen von Insolvenzgeld bis zum 1. Juli 2019 sichergestellt – das ist der kommende Montag. Bisher war bei Loewe ein Insolvenzverfahren in Eigenregie geplant, damit hätte Vogt weiter die Geschicke des Unternehmens lenken können. Bei dem nun eingeleiteten regulären Insolvenzverfahren verliert das Management die Kontrolle über das Unternehmen. Zudem gibt es einen schweren Konflikt mit der IG Metall.

    Die Gewerkschaft war am Montag auf Konfrontationskurs gegangen und hatte das Vorgehen der Geschäftsführung scharf kritisiert. „Die IG Metall ist entsetzt über die aktuellen Entwicklungen“, hatte der bayerische Bezirksleiter Jürgen Horn gesagt und bereits vor der Stilllegung gewarnt. Das ist ein bei Unternehmenskrisen sehr ungewöhnliches Vorgehen der einflussreichen Gewerkschaft, das auf das Ausmaß des Konflikts schließen lässt. Horn macht den britischen Finanzinvestor Riverrock verantwortlich: Laut IG Metall hat

    „Es deutet einiges darauf hin, dass der Finanzinvestor Riverrock abwartet, bis Loewe endgültig ausgeblutet ist, um erst danach mit den Trümmern des Unternehmens Geld zu verdienen“, warnte Horn in seiner Stellungnahme. Eine Reaktion von Loewe oder Riverrock auf die Kritik gab es zunächst nicht.

    Die Geschäftsführung hat noch ein Zukunftskonzept ausgearbeitet, aus dem hervorgeht, dass eine Fortführung der Produktion in Kronach unwahrscheinlich ist, auch wenn Loewe gerettet werden kann: Demnach ist das Konzept auf Kompetenzen in den Bereichen Vertrieb, Marketing, Produktdesign und Forschung und Entwicklung fokussiert. Von der Herstellung der Fernsehgeräte ist nicht mehr die Rede.

    Das 1923 gegründete Unternehmen hat seit langem mit der übermächtigen Konkurrenz aus Südkorea, Japan und China zu kämpfen. Vogt war erst seit Ende Dezember im Amt. Eine erste Insolvenz in Eigenverwaltung hatte Loewe 2013 mithilfe eines Investors überstanden. Die Technik in Loewe-Produkten ist längst nicht mehr nur Made in Germany. Im Februar hatte Vogt eine strategische Partnerschaft mit dem japanischen Elektronikhersteller Toyoichi bekannt gegeben, der unter anderem LCD-Displays liefert. Von der einst bedeutenden deutschen Konsumgüterindustrie sind nur wenige Hersteller verblieben. Neben Loewe stellt noch Metz TV-Geräte her, seit 2015 unter Regie eines chinesischen Eigentümers. Carsten Hoefer, dpa

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