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Eklat bei IHK Schwaben: Chinesischer Botschafter verlässt Sommerfest nach Kritik vorzeitig

Eklat bei IHK Schwaben

Chinesischer Botschafter verlässt Sommerfest nach Kritik vorzeitig

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    Der Chinesische Botschafter war beim Sommerfest der IHK Schwaben zu Gast. Allerdings nur so lange, bis er sich über die Kritik von Kai Strittmatter ärgerte - und die Veranstaltung verließ.
    Der Chinesische Botschafter war beim Sommerfest der IHK Schwaben zu Gast. Allerdings nur so lange, bis er sich über die Kritik von Kai Strittmatter ärgerte - und die Veranstaltung verließ. Foto: Frank Hartmann

    Außer Kontrolle geraten ist aus Sicht der Industrie- und Handelskammer Schwaben eine Podiumsdiskussion auf dem Sommerfest in Augsburg am Donnerstagabend. Eingeladen zum Fest mit zahlreichen Gästen aus Wirtschaft und Politik war der chinesische Botschafter in Deutschland, Wu Ken. Er hielt zu Beginn des Abends einen Impulsvortrag in Deutsch, der sich unter anderem um den freien Welthandel und die Digitalisierung drehte und auch kritische Punkte ansprach. Im Anschluss fand eine

    Strittmatter warnt vor digitaler Kontrolle durch den Staat in China

    An der Diskussion nahmen der deutsche Journalist, Buchautor und China-Kritiker Kai Strittmatter teil, der Technikchef des Mobilfunkunternehmens Huawei in Deutschland, Walter Haas, und der Geschäftsführer der Geschäftsführer des Augsburger Softwareunternehmens Xitaso, Ulrich Huggenberger.

    Strittmatter übte noch vor dem Beginn der Diskussion starke Kritik am politischen Kurs Chinas. Dabei saß er mit der Moderatorin anfangs zu zweit auf dem Podium. Er argumentierte, dass die Meinungsfreiheit in China inzwischen stark eingeschränkt sei. Bürger dort würden abgehört werden. Es gebe eine Angst, sich öffentlich zu äußern. Die Regierung gebrauche die Fortschritte in der Digitalisierung für ihre Zwecke. Das Land erlebe praktisch einen Rückfall in die Zeit von Mao Tse Tung, nur mit digitalen Mitteln. Es liege an Europa, einen demokratischen Weg in der Digitalisierung zu entwickeln.

    Strittmatter ist bekannt für seinen kritischen Blick auf die chinesische Regierung heute. In einem Interview mit unserer Redaktion hatte er zum Beispiel im Dezember kritisiert: „China baut eine totale Digital-Diktatur auf“.

    Kai Strittmatter übte Kritik am politischen Kurs Chinas.
    Kai Strittmatter übte Kritik am politischen Kurs Chinas. Foto: Rainer Hitzler (Archiv)

    Der chinesische Botschafter verließ noch während der Podiumsdiskussion die Veranstaltung – zusammen mit seiner mindestens zehnköpfigen Delegation. Angekündigt hatte er, um acht Uhr abends gehen zu müssen, verließ den Raum dann aber bereits um halb acht, was manche Beobachter als einen Eklat werteten. Bereits am Ausgang angekommen wurde dem Botschafter noch ein Geschenk überreicht.

    IHK-Präsident Kopton: „Wir sind verstimmt“

    Im Anschluss an die Podiumsdiskussion zeigte sich die Spitze der IHK enttäuscht über den Ablauf. Vereinbart mit den Teilnehmern sei gewesen, dass die Wirtschaft und die Dynamik Chinas im Mittelpunkt stehen sollten, berichtete IHK-Präsident Andreas Kopton unserer Redaktion. „Wir sind politisch neutral und haben den Auftrag, Unternehmen den Weg nach China zu bahnen und diesen zu festigen“, sagte Kopton. Mit den Podiumsteilnehmern sei vereinbart gewesen, dass diese sich auf wirtschaftliche Dinge konzentrierten. Auch, was man von China lernen könne, sollte behandelt werden. Politische Äußerungen seien „gegen die Abmachung“ gewesen. „Wir sind verstimmt“, meint Kopton.

    Unglücklich mit dem Ablauf ist auch der stellvertretende IHK–Hauptgeschäftsführer Markus Anselment, der derzeit die Geschäfte der IHK führt: Die Industrie- und Handelskammer sei nicht die richtige Plattform für politische Diskussionen. „Hier sind Abmachungen von Profis nicht eingehalten worden“, bedauert Anselment. IHK-Sprecher Thomas Schörg unterstrich, dass sich die Kammer durchaus kritisch äußern will, aber in dem Bereich, für den sie verantwortlich ist – nämlich wirtschaftliche Themen.

    Chinesischer Botschafter hatte zuvor Kuka besucht

    Wu Ken, chinesischer Botschafter in Deutschland.
    Wu Ken, chinesischer Botschafter in Deutschland. Foto: Kay Nietfeld, dpa/Archiv

    Chinas Botschafter hatte vor dem IHK-Sommerfest auch den Augsburger Robotik-Spezialisten Kuka besucht, der dem chinesischen Haushaltsgerätehersteller Midea gehört.

    Im Gespräch mit dem Sender a.tv sagte Botschafter Wu Ken, er gehe davon aus, dass die Beziehungen zwischen Deutschland und China in Zukunft vertieft werden können, wenn beide Seiten dazu einen Konsens haben. Gerade in der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz gebe es Potenzial für die Zusammenarbeit. Zudem sehe er in China „einen großen Bedarf nach Kuka-Produkten“, zum Beispiel in Krankenhäusern und der Fertigungsindustrie. Die deutsche Bevölkerung lud er ein, sich in China ein eigenes Bild des Landes zu machen statt sich auf Medienberichte zu verlassen. „Gehen Sie nach China!“, sagte er.

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