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Einzelhandel: Läden sind kein Auslaufmodell! Warum wir sie trotz Internet brauchen

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Läden sind kein Auslaufmodell! Warum wir sie trotz Internet brauchen

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    Alle Vorzüge eines Geschäfts kann auch der Onlinehandel nicht abdecken. Deswegen will der Internetriese Amazon nun selbst einen Laden eröffnen.
    Alle Vorzüge eines Geschäfts kann auch der Onlinehandel nicht abdecken. Deswegen will der Internetriese Amazon nun selbst einen Laden eröffnen. Foto: Sebastian Kahnert (dpa)

    Wer hat denn noch die Zeit? Sie ist zu einem so knappen Gut geworden, dass schnelle Lösungen bevorzugt werden. Denn viele sind verwöhnt. Durch das Internet. Schnell, bequem, billig und eine beinahe grenzenlose Auswahl – das sind die Grundsätze der Online-Shopping-Welt. Das macht Kunden anspruchsvoll. Die Vorteile des Internets sind ja auch unbestreitbar. Das wissen nicht nur Theatergänger und Bahnfahrer, die früher für Karten anstehen mussten. Viele lästige Gänge kann man sich durch das Internet sparen. Leidtragender ist dagegen der Handel in den Innenstädten. Er muss sich umstellen und gewaltig anstrengen. Denn die Entwicklung kann man beklagen, aufzuhalten ist sie nicht mehr.

    Amazon will einen Laden eröffnen

    Wer allerdings vor diesem Hintergrund Läden schon als altmodisches Auslaufmodell deklariert, irrt. Zum Glück! Denn das Internet mag vielen ohne Öffnungszeiten und durch die Anonymität noch so sehr als Inbegriff der Freiheit erscheinen, Handel lebt nicht allein vom Preisvergleich und von der Auswahl. Dem Internet fehlt Entscheidendes: der persönliche Kontakt, das Anfassen der Ware, die gute Fachberatung, die spontane Verführung zum Kauf.

    Selbst der Onlineriese Amazon scheint dies zu erkennen. Er denkt offenbar darüber nach, in New York einen Laden zu eröffnen. Andere Onlinehändler setzen mittlerweile auch auf Läden in großen Städten. Wohl nicht nur zur Werbung. Erfolgreiche Onlinehändler wissen, dass das Internet nicht alle Bedürfnisse der Menschen erfüllen kann, dass beim Einkauf möglichst alle Sinne angesprochen werden wollen. Mit Läden komplettieren

    Kleine Händler geraten noch mehr unter Druck

    Kleine und mittlere Händler geraten so noch stärker unter Druck. Sie wissen zwar längst, wie wertvoll persönlicher Kundenkontakt, Service und ein auf die Region ausgerichtetes Angebot ist. Was sie aber oft noch nicht haben: einen attraktiven Onlineshop. Auf dieses geschickte Miteinander zwischen Onlineshop und Laden wird es aber künftig ankommen. Viele kleine und mittlere Händler schaffen diesen Spagat aber nicht allein. Ein gutes Onlineangebot will gepflegt werden. Es lässt sich nicht nebenbei organisieren. Hier ist ein Umdenken, hier sind neue Zusammenschlüsse auf kommunaler Ebene nötig. Städte, die nicht wollen, dass ihre Fußgängerzonen entweder von austauschbaren Ketten und Markenläden geprägt sind oder veröden, werden sich etwas einfallen lassen müssen. Diese Aufgabe allein den Händlern vor Ort zuzuschieben, ist keine Lösung.

    Hauptverantwortung liegt bei den Kunden

    Doch selbst wenn sich engagierte Ladenbesitzer zusammentun, einen tollen Onlineservice aufbauen, attraktive Produkte anbieten – all das funktioniert nur, wenn Kunden kommen. Kunden tragen die Hauptverantwortung. Sie entscheiden nicht nur mit den Füßen – denn vom Flanieren und Gelegenheitskäufen kann kein Laden überleben –, sondern mit ihrem Einkauf, welches Angebot in ihrer Stadt bleibt und welches gehen muss.

    Dass sie mit ihren Onlineeinkäufen zur Verödung der Städte beitragen, sollte vielen klar sein. Auch die negativen Folgen für die Umwelt etwa durch die Verpackungsflut und den zunehmenden Verkehr sind bekannt. Gleichgültigkeit ist hier fehl am Platz. Viele Menschen glauben, machtlos zu sein. Sie verkennen die Bedeutung, die eine intakte Region mit Geschäften, Restaurants und Freizeiteinrichtungen auf ihre Lebensqualität hat. Sicher, es gibt Menschen, denen reicht ihr Tablet als Welt. Wer aber Menschen mag und sich von schönen Dingen überraschen lassen will, sollte sich bewusst Zeit nehmen für den Einkauf vor Ort.

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