Auf manch deutschem Supermarktparkplatz weht ein rauer Wind. Wer dort zu lange parkt oder vergisst, eine Parkscheibe ins Auto zu legen, muss mit Strafzetteln rechnen. Schon das Überschreiten der Parkzeit um wenige Minuten kann 30 Euro kosten. Manchmal wird das Auto auch abgeschleppt. Als „moderne Wegelagerei“ empfinden das Betroffene. Die Händler sprechen von Notwehr.
Fakt ist: Die großen deutschen Supermarktketten und Discounter – egal ob Aldi, Edeka, Lidl, Rewe oder Real – lassen immer häufiger ihre Parkplätze überwachen. Das berichtet etwa das Unternehmen Park & Control. Nach Aussagen der Unternehmen ist es ein Versuch, der Flut unerwünschter Dauerparker Herr zu werden. „Bei der absoluten Mehrheit der Parkplätze haben wir keine Bewirtschaftung. Ausnahme sind Märkte, wo wir ein massives Problem mit Dauerparkern haben“, sagt etwa ein Rewe-Sprecher. Das Unternehmen könne nicht zusehen, wenn Pendler oder die Mitarbeiter benachbarter Büros die Kundenparkplätze belegten. „Wenn unsere Parkplätze zugeparkt sind, fahren die Kunden zu den Wettbewerbern.“ Ganz ähnlich argumentieren die anderen Unternehmen.
In solchen Fällen beauftragen die Ketten Unternehmen wie Park & Control oder Playfair-Parking mit der Überwachung der Stellplätze. Rechtlich ist das in Ordnung, solange mit Schildern deutlich auf die Parkbedingungen und die Folgen von Zuwiderhandlungen hingewiesen wird. Das Gleiche gilt, wenn für überlanges Parken oder das Fehlen einer Parkscheibe eine Strafe verhängt wird, betont der Rechtsschutzversicherer Arag. Schließlich handelt es sich bei den Parkplätzen um privaten Grundbesitz.
Doch sorgt dieses Vorgehen inzwischen für viel böses Blut. Der Berliner Rechtsanwalt Thomas Hollweck, der sich ausgiebig mit dem Problem beschäftigt hat, glaubt: „Viele Händler wissen gar nicht, wie schlecht das bei Kunden ankommt.“ Ärger scheint auch durch die Art vorprogrammiert, wie das Vertragsverhältnis zwischen Überwachungsfirmen und Parkplatzbesitzern geregelt wird. Oft ist die Überwachung für die Parkplatzbesitzer kostenlos. Das heißt: Geld verdient das Überwachungsunternehmen durch die „Knöllchen“. Das dürfte ein kulantes Vorgehen nicht fördern.
Die Überwachungsfirmen sehen das anders. „Die Autofahrer müssen einfach nur die Parkscheibe auslegen, das ist nicht viel verlangt“, meint Tilman Kube von Park & Control. Dass die Knöllchen auf dem Supermarktparkplatz oft teurer sind als im normalen Straßenraum, rechtfertigt er mit den hohen Kosten. „Private Unternehmen der Parkraumüberwachung müssen kostendeckend arbeiten. Die 15 Euro im öffentlichen Raum sind das nicht, der Steuerzahler legt drauf!“
Doch Kube hat einen Tipp für Betroffene: Wenn ein Kunde nach dem Einkauf ein Knöllchen finde, lohne es sich, an der Kasse um Hilfe zu bitten. Häufig böten die Supermärkte bei Vorlage des Einkaufszettels Stornoformulare an. Dann muss der Kunde nicht zahlen. (dpa)