Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Einkauf: Aldi sucht den Lidl-Weg - Wie lange die Preisschlacht anhält

Einkauf

Aldi sucht den Lidl-Weg - Wie lange die Preisschlacht anhält

    • |
    Bisher waren die Rollen klar verteilt: Aldi stand für billige Eigenmarken, Lidl für günstige Markenartikel.
    Bisher waren die Rollen klar verteilt: Aldi stand für billige Eigenmarken, Lidl für günstige Markenartikel. Foto: Frank May/dpa

    Es gibt viele Deutungen für das, was sich gerade in der Welt der Discounter tut. Die einen sprechen von der „neuen Preisschlacht“, die sich Aldi und Lidl derzeit liefern, die anderen nennen es einen „Frontalangriff“, den die Nummer eins unter den

    Wer verstehen will, was Branchenbeobachter zu solchen Aussagen veranlasst, muss einkaufen gehen – oder zumindest die Prospekte der Discounter studieren. Und da offenbart sich ziemlich schnell, dass die über Jahre gepflegte Rollenverteilung im Lebensmitteleinzelhandel ins Wanken geraten ist. Denn bislang stand Aldi für den billigen Einkauf – und für Eigenmarken. Lidl dagegen hob sich vom Konkurrenten durch sein Angebot an günstigen Markenartikeln ab. Und wer Wert auf ein umfangreicheres Sortiment legte, ging zu Edeka oder Rewe. Doch nun sind die Dinge plötzlich anders. Weil Aldi Markenprodukte im großen Stil listet. Weil sich plötzlich Weichspüler von Lenor, Funny Frisch-Chips, Red Bull oder Always Ultra-Binden in den Regalen des Discounters finden. Und weil, wie die

    Wer nun mit den Schultern zuckt, verkennt die Logik, nach der der Lebensmittelhandel funktioniert. Denn wenn Aldi in das Terrain von Lidl vorrückt, muss der Konkurrent reagieren – mit Markenartikeln zu noch günstigeren Preisen. Das setzt wiederum die Supermarktketten unter Druck, sagt Boris Planer vom Handelsanalysten Planet Retail. Rewe, Edeka und Real versuchen, mit zeitlich begrenzten Sonderangeboten mitzuhalten. Die Folge ist ein neuer Preiskampf mit immer günstigeren Produkten.

    Aldi versucht, das Kaufverhalten der Kunden auszuloten

    Beispiel Red Bull: Als Aldi den Energydrink vor einigen Monaten in die Regale gestellt hat, fiel der Preis für die Viertel-Liter-Dose innerhalb kürzester Zeit von 1,49 Euro auf jetzt 95 Cent. Ähnlich funktioniert das bei Funny Frisch- Chips: Aldi bot die Packung zum Kampfpreis von 1,29 Euro an. Lidl sah sich gezwungen, das Produkt auf 1,19 Euro zu drücken. „Das wiederum können Edeka und Rewe nicht auf sich sitzen lassen“, sagt Branchenbeobachter Planer. Denn auch, wenn, wie Adlwarth sagt, 85 Prozent der Deutschen bei Aldi einkaufen – Markenprodukte kaufen viele noch im klassischen Supermarkt. Vergangenen Samstag holte Aldi zum nächsten Angriff aus: Die „Big Pizza“ von Wagner bot der Marktführer zum Preis von 1,69 Euro an – ein Produkt, für das andere Supermärkte etwa 80 Cent mehr verlangen. Für den Handelsexperten Adlwarth sind das „Testballons“, mit denen Aldi versucht, das Kaufverhalten der Kunden auszuloten. „Dem Discounter geht es vor allem um die jungen, markenorientierten Kunden.“

    Vor allem aber zielt Aldi mit seiner aggressiven Preispolitik darauf ab, verlorene Marktanteile zurückgewinnen. Denn während die Supermärkte zuletzt zulegen konnten, zählten die Discounter zu den Verlierern. Bei der GfK erklärt man das vor allem mit der Tatsache, dass die Deutschen beim Einkauf zunehmend auf Qualität achten – und weniger auf den Preis.

    Deutschlands erster Discounter: Das ist Aldi

    Seinen Ursprung hat Aldi im elterlichen Feinkostgeschäft in Essen. Gemeinsam mit seinem Bruder Karl übernahm Theo Albrecht 1946 den Laden.

    Sie setzten von Anfang an auf Qualität und kleine Preise: Deutschlands erster Discounter war geboren. So steht der Firmenname Aldi für Albrecht-Diskont.

    Die beiden Albrecht-Brüder teilten sich Deutschland in den 60er Jahren auf: Karl war für Aldi Süd in Süddeutschland und Theo Albrecht für Aldi Nord in Norddeutschland zuständig.

    Aldi Süd ist in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie dem südlichen Nordrhein-Westfalen und dem südlichen Hessen zu finden.

    Aldi Süd besteht nach eigenen Angaben aus 31 Regionalgesellschaften mit über 1830 Filialen. Aldi ist auch im Ausland zu finden, etwa in Österreich, wo die Geschäfte unter dem Namen Hofer firmieren.

    Über die beiden Brüder drang nie viel an die Öffentlichkeit. Nach Recherchen des Forbes- und des Manager Magazins war Theo Albrecht aber der zweitreichste Deutsche und hatte ein Vermögen von rund 17 Milliarden Euro. Auf Platz eins: sein Bruder.

    Theo Albrecht wurde 1971 entführt und blieb 17 Tage lang gefangen. Nachdem die Entführer sieben Millionen Mark erhalten hatten, kam Albrecht frei. Er starb 2010 an den Folgen eines schweren Sturzes. Seine Kinder arbeiten auch bei Aldi Nord.

    Das Geld, das Aldi zur Verfügung steht, ist in Stiftungen gebunden. So soll die Firma auch nach dem Tod der Gründer fortgeführt werden können.

    Karl Albrecht stirbt am 21. Juli 2014 im Alter von 94 Jahren.

    Bei Aldi hält man sich, wie so oft, bedeckt, was die eigene Strategie betrifft. Eine Sprecherin sagt nur: „Aktuell sehen wir den Bedarf bei bestimmten Markenartikeln, zu denen viele Verbraucher eine starke Bindung haben und die bei keinem Einkauf fehlen dürfen.“

    Während einzelne Hersteller bereits lautstark eine Entwertung ihrer Markenprodukte beklagen, stehen die Gewinner dieser Entwicklung fest: die Verbraucher. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts hat es im ersten Halbjahr 2015 so viele Sonderangebote wie noch nie gegeben. Und der Preiskampf dürfte weitergehen. Darin sind sich die Experten einig.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden