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EU-Austritt: Brexit – und was dann?

EU-Austritt

Brexit – und was dann?

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    Der Brexit sorgt bei deutschen Unternehmern für Unsicherheit. Durch das Ausscheiden des Inselstaates aus dem europäischen Binnenmarkt droht der Handel erschwert zu werden.
    Der Brexit sorgt bei deutschen Unternehmern für Unsicherheit. Durch das Ausscheiden des Inselstaates aus dem europäischen Binnenmarkt droht der Handel erschwert zu werden. Foto: Niklas Halle’n, AFP

    Greg Hands ist ein sympathisch wirkender Mann. Er lächelt viel und bleibt im Tonfall stets höflich. Wenn er eine Frage gestellt bekommt, bedankt er sich, ehe er antwortet – ein englischer Gentleman eben. Doch eigentlich ist Hands ein gebürtiger New Yorker. Seit diesem Juli ist er zudem britischer Außenhandelsminister. Er ist für die künftigen Beziehungen mit der EU und damit auch für die Abwicklung des Brexit verantwortlich. Sein Ziel: negative Folgen für die britische Wirtschaft durch das Ausscheiden aus dem europäischen Binnenmarkt möglichst gering halten.

    Beim Bayerischen Wirtschaftsgespräch in München tritt der Politiker der konservativen Tories daher vor mehr als 200 Vertretern der bayerischen Wirtschaft,

    Großbritannien ist für Bayerns Wirtschaft von großer Bedeutung

    Dass Hands gerade in München für dieses Anliegen eintritt, kommt nicht von ungefähr: Großbritannien ist mit 8,6 Prozent der Ausfuhren hinter den USA der zweitgrößte Exportmarkt Bayerns. Aus dem Freistaat wurden nach Angaben des Landesamts für Statistik alleine im vergangenen Jahr Waren im Wert von 15 Milliarden Euro ins Vereinigte Königreich ausgeführt – mehr als die Hälfte davon aus der Automobilindustrie. Umgekehrt wurden Güter im Wert von knapp 5,6 Milliarden Euro nach Bayern importiert.

    Mit seiner charmanten Art und witzigen Sprüchen versucht Hands die Anwesenden von seinem Anliegen zu überzeugen. Seine Rede beginnt er dann auch mit einem bayerischen „Grüß Gott“, wofür er prompt Applaus erntet. Der polyglotte Familienvater, der mit einer Deutschen verheiratet ist, hält seinen Vortrag auf Deutsch. Er spricht außerdem fließend Französisch, Tschechisch und Slowakisch. Mit lobenden Worten über die deutsche Nationalelf und Anekdoten aus seinem Aufenthalt in Westberlin im Jahr 1984 kann der 50-Jährige bei den Zuhörern dann auch punkten.

    Inhaltlich geht es dem Außenhandelsminister vor allem um das Fortbestehen des freien Handels mit Bayern und Deutschland. Er selbst habe sich für einen Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU eingesetzt, sagt Hands, „aber Brexit heißt

    Brexit heißt nicht: Europa den Rücken kehren

    Denn das Referendum bedeute nicht, dass die Briten „dafür gestimmt haben, Europa den Rücken zu kehren“, sagt Hands. „Wir wollen Nachbarn, Partner und Freunde bleiben, die sich gegenseitig unterstützen.“ Er plädiert dafür, dass Großbritannien und Deutschland auch weiterhin wirtschaftlich eng zusammenarbeiten sollten. „Denn durch neue Handelsschranken würden wir alle verlieren“, sagt der Historiker, der nach seinem Studium in der Bankenbranche arbeitete.

    Zu strittigen Themen der anstehenden Verhandlungen zwischen EU und Großbritannien, wie die Freizügigkeit von Arbeitnehmern oder anfallenden Zöllen, äußert sich der Politiker jedoch kaum. Dafür spricht er sich für ein Freihandelsabkommen aus: „Wir glauben, dass die Zukunft am vielversprechendsten ist, wenn wir auf einen freien Handel hinarbeiten.“

    Auch die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, die zu dem Gesprächsabend geladen hat, fordert, die wirtschaftlichen Folgen des Brexit so weit wie möglich zu begrenzen. „Auf der anderen Seite muss aber auch klar sein, dass sich Großbritannien nicht nur die Rosinen herauspicken kann“, sagt Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Die Gefahr, dass andere Länder sonst dem Beispiel Großbritanniens folgten, sei zu groß.

    Bei der abschließenden Diskussion bleibt die Kritik dann auch nicht aus. „Wir reden hier doch um den heißen Brei herum“, bemängelt etwa Axel Bartelt, Regierungspräsident der Oberpfalz. Schließlich gehe es in der EU nicht nur um einen gemeinsamen Wirtschaftsraum, sondern um eine Wertegemeinschaft. Großbritannien habe die Gemeinschaft in ihrer „schwierigsten Zeit“ mit ihren Problemen im Stich gelassen. Zu glauben, man könne aber weiterhin guten Handel treiben, sei zu kurz gedacht. „Glauben Sie in der Tat, dass es einfach weitergeht wie bisher?“, will auch ein anderer Gast von Hands wissen. Immerhin verliere die Europäische Union mit Großbritannien seinen zweitgrößten Beitragszahler. „Das ist eine gute Frage“, sagt Hands. Eine konkrete Antwort bleibt er dann aber schuldig.

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