Die Drogeriemarktkette Schlecker hat offiziell Insolvenz beantragt. Ein Sprecher des Amtsgerichts Ulm bestätigte am Montag, dass der Insolvenzantrag per Fax eingegangen sei. Der Antrag sei als solcher schon wirksam, sämtliche weitere Angaben lägen aber noch nicht vor.
Je nachdem, wann Schlecker die fehlenden Unterlagen nachliefere, könne schon im Laufe des Montags über den Antrag entschieden werden.
Schlecker: Insolvenz "offensichtlich in Eigenverwaltung"
Dem Papier zufolge plane Schlecker seine Insolvenz "offensichtlich in Eigenverwaltung" durchzuführen, sagte der Gerichtssprecher weiter. Ein Insolvenzverwalter solle dann nur begleitend tätig werden. Das Unternehmen hatte bereits am Freitag mitgeteilt, einen Antrag auf Planinsolvenz stellen zu wollen.
Der zuständige Insolvenzrichter Benjamin Webel werde sich nun mit dem Antrag auseinandersetzen. Weitere Angaben zum Inhalt des Faxes machte der Sprecher nicht. Schlecker hatte am Freitag angekündigt, wegen finanzieller Engpässe in die Planinsolvenz zu gehen und sich selbst sanieren zu wollen. Europaweit rund 47.000 Beschäftigte bangen um ihre Jobs.
Gespräche mit den Gläubigern
Der Drogerieriese hatte zuletzt weit mehr als 1000 Filialen geschlossen und mit sinkenden Umsätzen und Verlusten zu kämpfen. Parallel zum Antrag ist die Familie Schlecker, die das Unternehmen führt, in Gesprächen mit den Gläubigern. Vor allem eine geplatzte Zwischenfinanzierung für eine Handelskooperation hatte zu dem Schritt geführt. (AZ, afp, dpa)
Drogeriekette: Das ist Schlecker
Mit 21 Jahren, 1965, steigt der gelernte Metzgermeister Anton Schlecker in die väterliche Fleischwarenfabrik in Ehingen bei Ulm ein.
Das Unternehmen erwirtschaftet damals mit 17 Metzgerei-Filialen nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 7,2 Millionen Euro.
Im gleichen Jahr gründet der Junior-Chef das erste Selbstbedienungs-Warenhaus am Rande der schwäbischen Stadt.
Damit legt er die Basis für eine europaweit aufgestellte Drogeriemarktkette, zu der seit 2007 auch die Kette "Ihr Platz" gehört.
Schlecker war mit etwa 10.000 Filialen, einem Umsatz von 7,42 Milliarden Euro und über 50.000 Beschäftigten Europas führender Drogeriemarkt-Unternehmer.
Auch die deutschen Drogerieketten führte er an, gefolgt von dm und Rossmann.
Im Januar 2012 geht Schlecker in die Insolvenz.
Mai 2012: Schlecker wird zerschlagen. Für die insolvente Drogeriemarktkette sieht der Gläubigerausschuss "keine Perspektive" mehr.
Im November 2017 wird Anton Schlecker wegen Bankrotts zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Seine Kinder erhalten Gefängnisstrafen.