Als Digital-Staatsministerin Dorothee Bär in einem Fernsehinterview von Flugtaxis schwärmte, musste die CSU-Politikerin danach mit Spott leben. Doch ihre diesbezügliche Losung „Nicht klein-klein, sondern groß denken“ haben deutsche Ingenieure längst verinnerlicht. Ob bei Lilium in Weßling (Kreis Starnberg), Volocopter in Bruchsal bei Karlsruhe oder eben Airbus Helicopters in Donauwörth: All diese Unternehmen versuchen, besser als die ausländische Konkurrenz zu sein, damit das Lufttaxi aus Deutschland kommt.
Bär konnte jedenfalls schon einmal am Donnerstag in Schönefeld bei Berlin ein Modell des CityAirbus auf der Internationalen Luftfahrtausstellung näher betrachten. Doch noch muss sich die Technik-Freundin gedulden, ehe sie mit einem Mini-Airbus etwa vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen der Stadt durchstarten kann. Denn der Erstflug des senkrecht nach oben aufsteigenden Geräts ist erst für Ende dieses Jahres geplant.
Siemens und Airbus Helicopters arbeiten zusammen
Die Flugpremiere des futuristischen Elektro-Hubschraubers findet bei Airbus Helicopters in Donauwörth statt. Dort werden die Lufttaxis auch entwickelt und dann produziert. Von Siemens-Experten stammen die Elektroantriebe der besonders leisen, bis zu 120 Kilometer schnell fliegenden Taxis.
Der CityAirbus sieht aus wie eine Gondel mit Kufen unten dran und vier großen Kreisen auf dem Dach. Gedacht ist das Lufttaxi für den Transport von zunächst drei Passagieren auf Strecken von bis 30 Kilometern. Dann kehrt das Luftgefährt wieder zurück und wird nach etwa 60 Kilometern aufgeladen. Später, wenn führerlose Fahrzeuge von Passagieren akzeptiert werden, sollen die Flugtaxis made in Donauwörth auch ohne Pilot autonom in Höhen von bis zu 500 Metern unterwegs sein. Dann passen vier Menschen in einen CityAirbus. Eine derartige luftige Reise, etwa von einem Bahnhof zu einem Flughafen, soll den Kosten einer herkömmlichen Taxifahrt entsprechen. In der Einführungsphase wird der Preis wohl noch etwas darüber liegen.
Dorothee Bär muss sich noch gedulden
Bis in Deutschland derartige Flugobjekte am Himmel zu sehen sind, wird es wohl noch lange dauern. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass zunächst in staugeplagten asiatischen Megastädten Airbus-Flotten Menschen schnell transportieren. Dorothee Bär muss sich also bei aller Bereitschaft in Deutschland, groß zu denken, gedulden.
Denn zunächst gilt es, das Klein-Klein der Genehmigung zu durchlaufen. Das kann hierzulande lange dauern, selbst wenn die Lufttaxis – wie geplant – auf gleichbleibenden Routen unterwegs sind.
In Branchenkreisen wird immer wieder Singapur als Testregion für Flugtaxis genannt. Und dann muss sich zeigen, ob Airbus und Siemens gegenüber früher in das Geschäft eingestiegenen Wettbewerbern die Oberhand behalten.
Für das Airbus-Werk in Donauwörth mit rund 7000 Mitarbeitern wäre der CityAirbus jedenfalls ein interessantes neues Produkt, das Arbeitsplätze sichern könnte.