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Discounter: Druck von Aldi: Preiskampf bei Fleisch und Wurst immer erbitterter

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Druck von Aldi: Preiskampf bei Fleisch und Wurst immer erbitterter

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    Aldi drückt die Preisspirale bei Lebensmitteln immer weiter nach unten.
    Aldi drückt die Preisspirale bei Lebensmitteln immer weiter nach unten. Foto: Martin Gerten, dpa

    Lebensmittelskandale in Deutschland

    2013: In Supermarktprodukten wird neben dem angegebenen Rindfleisch auch Pferdefleisch gefunden.

    Kurz darauf wird bekannt, dass Millionen Eier aus Freiland- und Bodenhaltung als angebliche Bio-Eier verkauft worden sein sollen.

    2012: Im Februar stellte sich heraus, dass es schwere Hygiene-Mängel bei Müller-Brot gibt. Bereits zuvor hatte die Behörde dafür Bußgelder verlangt und die Produktion wurde teilweise gestoppt. Unteranderem wurden Schaben in Backzutaten gefunden worden.

    2011: In Deutschland sterben rund 40 Menschen an den Folgen des gefährlichen EHEC-Darmkeims.

    Später stellt sich heraus: EHEC war von belasteten Sprossen aus Ägypten ausgelöst worden.

    Ende 2010/Anfang 2011: Nach dem Fund von mit Dioxin verunreinigten Futtermitteln werden tausende Bauernhöfe vorübergehend gesperrt.

    Legehennen werden getötet, der Verkauf von Eiern aus betroffenen Betrieben wird gestoppt. Auch Schweinefleisch soll belastet sein.

    Bereits im Frühjahr 2010 waren Ökohöfe gesperrt worden, an die vermutlich mit Dioxin belastetes Bio-Futtermittel geliefert worden war.

    2008: Vergammelter Mozzarella aus Italien landet auf deutschen Käsetheken.

    Insgesamt sollen rund 11 000 Tonnen des mit Würmern und Mäusekot verunreinigten Käses europaweit als frische Ware angeboten worden sein.

    2005: Mindestens 50 Betriebe und Lager sind in Geschäfte mit verdorbenem Fleisch verwickelt. Große Mengen wurden zu Döner, Bratwurst und Geflügelnuggets verarbeitet.

    2005: In zwei Filialen einer Supermarktkette werden bei Hannover Mitarbeiter beim Manipulieren von Fleischverpackungen ertappt.

    Sie hatten Hackfleisch mit abgelaufenem Verbrauchsdatum neu verpackt und so das Verfallsdatum verlängert.

    1997: Ein Skandal um illegale Rindfleisch-Importe aus Großbritannien verunsichert die Verbraucher.

    Aus Angst vor der Rinderseuche BSE werden in Deutschland Tausende Tiere getötet, der Konsum von Rindfleisch geht drastisch zurück.

    Als Auslöser der Krankheit gilt die Verfütterung von Tiermehl und Tierfett, die 2001 europaweit verboten wird.

    Der erbitterte Preiskampf bei Fleischwaren ist am Samstag in eine neue Runde gegangen - und Schleswig-Holsteins Agrarminister Robert Habeck (Grüne) reicht es. "Über

    Aldi zwingt die Konkurrenz zu Dumping-Preisen

    "Lockangebote, die den Bauern die  Daumenschrauben anlegen und sie zwingen, Masse statt Klasse zu produzieren, zerstören alles, was politisch sinnvoll ist", sagte der Minister. "Es heizt ein System an, in dem das Wohl des Tieres nachrangig ist, in dem auch durch Gesetzesverstöße auf Schlachthöfen Tieren unnötiges Leid zugefügt wird."

    Der Präsident des schleswig-holsteinischen Bauernverbandes, Werner Schwarz, hatte den Preiskampf zuvor ebenfalls kritisiert. "Wir fragen uns jetzt schon, was macht der Lebensmitteleinzelhandel da", sagte Schwarz der dpa. Der Druck auf die Erzeuger, billiger zu produzieren, werde durch solche Preissenkungen größer, sagte Schwarz. Auch in der Region steht Aldi wegen seiner Billig-Politik bei Landwirten in der Kritik.

    Politik und Erzeuger kritisieren Discounter

    Der Preiskampf im deutschen Lebensmittelhandel hatte sich am Samstag verschärft. Discount-Marktführer Aldi läutete eine neue Preisrunde ein und senkte die Preise für zahlreiche Wurstwaren vom Bratenaufschnitt über den Schwarzwälder Schinken bis zur Salami. Mit Norma folgte kurz darauf der erste Rivale und setzte ebenfalls den Rotstift an.

    Aldi begründete die Preissenkungen zwischen 2,5 und 10 Prozent mit den gesunkenen Einkaufspreisen. Aldi gebe diese Preisvorteile an seine Kunden weiter - ohne Abstriche an der Qualität oder den Tierschutzstandards. Norma begründete die Senkungen mit günstigeren Einkaufspreisen, die umgehend an die Kunden weitergereicht würden. Auch dort geht es um zahlreiche Aufschnittsorten, deren Preis je Packung in der Regel um 10 Cent reduziert wird.

    Aldi legt vor - die Konkurrenz zieht nach

    Aldi sorgt zurzeit mit immer neuen Rotstift-Aktionen dafür, dass die Preise im deutschen Lebensmittelhandel erstmals seit Jahren wieder auf breiter Front ins Rutschen geraten. Seit Januar hat Aldi Schlag auf Schlag die Preise für Eier, Instant-Kaffee, Frühstücks-Cerealien, Wein, Fisch, Butter und Fleisch gesenkt und setzt damit die Konkurrenz unter Druck.

    Die Rotstift-Aktionen von Aldi haben Auswirkungen auf den gesamten Handel. Denn viele Wettbewerber orientieren sich im Preiseinstiegsbereich am Discount-Marktführer. Vor allem die Preissenkungen bei Rind- und Geflügelfleisch vor einer Woche stießen jedoch bei Tierschützern, aber auch in Teilen des Handels auf Kritik. Der deutsche Tierschutzbund sprach von einer Dumping-Strategie auf dem Rücken der Tiere. Auch Konkurrent Lidl kritisierte in einem für die Branche ungewöhnlichen Schritt aus Tierschutzgründen die Preissenkungen des Marktführers.

    Preiskampf: Macht liegt beim Verbraucher

    Doch ließ sich Aldi von der Kritik nicht beeindrucken, wie die neue Preisrunde zeigt. Für den Marktführer ist es zurzeit wichtig, Preissignale zu setzen. Denn immer wieder sieht sich Aldi durch Wettbewerber herausgefordert. So unterboten Rivalen wie Lidl oder Rewe in den vergangenen Monaten immer wieder mit Sonderangeboten die Aldi-Dauerpreise und kratzen damit am Billig-Image des Unternehmens. dpa/AZ

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