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Diesel-Skandal: Weshalb Rupert Stadler nun doch plötzlich freikommt

Diesel-Skandal

Weshalb Rupert Stadler nun doch plötzlich freikommt

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    Seit 2007 hat Rupert Stadler den Ingolstädter Autobauer Audi geführt. Seit Juni 2018 saß er in Gablingen in Untersuchungshaft.
    Seit 2007 hat Rupert Stadler den Ingolstädter Autobauer Audi geführt. Seit Juni 2018 saß er in Gablingen in Untersuchungshaft. Foto: Ulrich Wagner

    Rupert Stadler wird nach vier Monaten aus der Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Gablingen entlassen. Das Oberlandesgericht München hat am Dienstag angekündigt, es habe den Haftbefehl gegen Stadler außer Vollzug gesetzt. Zur Höhe der Kaution, die der ehemalige Audi-Chef hinterlegen muss, machten allerdings weder das Gericht, noch die Staatsanwaltschaft Angaben. Denn daraus können Rückschlüsse auf Stadlers Vermögen gezogen werden. So hieß es nur: Die Kaution sei „empfindlich hoch“.

    Auch wann der Manager aus dem oberbayerischen Titting das Untersuchungsgefängnis verlassen kann oder ob er gar schon frei ist, blieb vorerst offen. Tatsache ist: Die Kaution muss erst auf dem Bankkonto der Justiz eingegangen sein, bevor ein Untersuchungshäftling auf freien Fuß kommt.

    Was wusste Stadler vom Diesel-Skandal bei Audi?

    Erst zuletzt hatte der Manager, der von dem bekannten Wirtschaftsanwalt Thilo Pfordte vertreten wird, wieder Haftbeschwerde eingelegt. Er soll in diesem Zusammenhang auch schwere Vorwürfe gegen die zuständige Justiz erhoben haben, als deren Opfer er sich sieht.

    Denn nach wie vor hat Stadler offenbar die gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht eingeräumt. Denen zufolge soll er den Verkauf von Dieselautos mit manipulierten Abgaswerten in Europa nach Aufdeckung der Betrügereien in den USA 2015 zumindest geduldet zu haben: Er habe davon gewusst oder sie zumindest bewusst ignoriert, vermuten die Staatsanwälte.

    Darum geht der zuständige Senat in seiner Entscheidung auch davon aus, dass gegen den Beschuldigten weiterhin ein dringender Tatverdacht besteht. Zudem machten die Richter deutlich, dass auch der Haftgrund der Verdunkelungsgefahr fortbesteht. Stadler soll versucht haben, in den Ermittlungen wegen des Dieselskandals bei Audi Zeugen oder Beschuldigte zu beeinflussen.

    Ex-Audi-Chef Stadler erhält Kontaktverbot als Auflage

    Trotzdem kam der 55-Jährige frei. Warum gerade jetzt?, lautet die Frage. In Audi-Kreisen wird vermutet, dass die Verdunkelungsgefahr inzwischen als geringer angesehen wird, weil Stadler als Audi-Chef und Volkswagen-Konzernvorstand inzwischen freigestellt wurde und somit gegenüber anderen Beteiligten im Dieselskandal keine dienstlichen Weisungen mehr geben kann.

    Er erhält aber ein Kontaktverbot als Auflage. Er darf also mit keinen Beteiligten im Dieselskandal sprechen. Der Senat hält es für verantwortbar, die Untersuchungshaft unter diesen Auflagen außer Vollzug zu setzen“, heißt es offiziell.

    Dabei könnte er schon am nächsten Samstag zufällig einen alten Bekannten wiedertreffen, sofern er am Samstag zum Fußballspiel des FC Bayern gegen Freiburg in die Allianz-Arena gehen würde.  Denn wie der frühere VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn,  der im Diesel-Skandal ebenfalls zu den Beschuldigten gehört, sitzt Stadler nach wie vor im Aufsichtsrat beim

    Wahrscheinlich wird der Manager allerdings nach vier Monaten in der Justizvollzugsanstalt Besseres zu tun haben, als ins Fußballstadion zu pilgern. Zumal klar ist: Sollte die Staatsanwaltschaft von so einem Treffen Wind bekommen, könnte das als Verstoß gegen die Auflagen gewertet und der Haftbefehl wieder in Vollzug gesetzt werden.

    Stadler, einer der erfolgreichsten Manager in der Geschichte des Audi-Konzerns, war Mitte Juni im Zuge des Diesel-Skandals wegen Verdunkelungsgefahr überraschend vor der Fahrt ins Büro in seinem Haus in Ingolstadt verhaftet worden. Der Audi-Chef wurde daraufhin beurlaubt. Anfang Oktober trennte sich der VW-Konzern dann von ihm. Als Grund führte das Unternehmen die Untersuchungshaft an.

    Stadler: Die Justiz macht keine gute Figur 

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