Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Die Urlaubsbranche sucht in der Krise na: Kürzer, näher, billiger

Die Urlaubsbranche sucht in der Krise na

Kürzer, näher, billiger

    • |
    Deutsche Reisefreude
    Deutsche Reisefreude Foto: DPA

    Berlin Schulkinder werden finden, dass Klaus Laepple ein netter Onkel ist. Der Präsident des Deutschen Reiseverbandes möchte nämlich, dass die Sommerferien verlängert werden. 92 Tage sollten sie dauern und wenn es nach Herrn Laepple geht, wird auch noch (aber nicht nur) das tägliche Urlaubseis billiger.

    Günstiger sollte das Reisen in den Zeiten der Krise schon werden. Läpples gestern auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) erneut geäußerte Forderung nach einer Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie zielt in diese Richtung, genauso wie sein Vorschlag, die Sommerfrische zu verlängern.

    Denn Wachstumsimpulse braucht der Tourismus. Die Franzosen haben angekündigt, die Mehrwertsteuersätze zu senken, nachdem sich die EU auf neue Regeln geeinigt hat. Das fordern Touristiker schon länger und sie bekommen indirekt Unterstützung von den Trendanalysen, die auf der weltgrößten Reisemesse quasi im Stundentakt präsentiert werden.

    Zum Beispiel von der Forschungsmeinschaft Urlaub und Reisen (FUR.). Deren Reiseanalyse gilt als die wichtigste in der deutschen Branche. Eine der wesentlichen Einschätzungen des Kieler Instituts lautet: Die Devise der Deutschen ist weniger "totaler Reiseverzicht" als eher "Sparen am und im Urlaub". Im Januar befürchteten zwar 64 Prozent eine Verschlechterung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage Deutschlands, aber nur 30 Prozent (2008 waren es nur 25 Prozent) erwarten Einbußen in ihrer persönlichen wirtschaftlichen Situation, sagt FUR-Geschäftsführer Peter Aderhold. Für das Reiseverhalten und die Veranstalter bedeute dies: "Kein Grund zur Panik, aber Entwarnung ist auch nicht angesagt." Urlaubsreisen hätten zumindest für die Deutschen auch in der Krise ihren besonderen Stellenwert und werden erst in Zeiten "höchster Not" geopfert.

    Von diesen Notzeiten sieht Rolf Freitag den touristischen Weltmarkt allerdings nicht mehr allzu weit entfernt. Bei der Vorstellung des IPK World Travel Monitors sagte der Münchener Trendforscher und IPK-Präsident, weltweit gehe bei den Konsumenten die Angst um. Freitag befürchtet, dass die noch unterschätzte Wirtschaftskrise auch den Tourismus voll erfassen werde. Laut World Travel Monitor sind 40 Prozent der Europäer und sogar zwei Drittel der Amerikaner entschlossen ihre derzeitigen Urlaubspläne zu ändern. Kürzer, näher billiger laute das Credo. Und profitieren werde der Inlandstourismus.

    Es nimmt deshalb nicht Wunder, dass Petra Hedorfer, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), zwar einerseits von zwei Prozent Minus für das Urlaubsziel Deutschland im Jahr 2009 ausgeht. Andererseits kündigte sie gestern aber an, Deutschland als eines der preiswerteren Reiseländer Europas zu bewerben. In Deutschland gebe ein Urlauber rund 67 Euro am Tag aus. Der Durchschnitt liegt in Europa bei 78,5 Euro. Bei niedrigerer Mehrwertsteuer wäre die deutsche Quote noch besser. Dann kämen vielleicht mehr Gäste als derzeit erwartet.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden