Am Ende fiel die Entscheidung zugunsten einer neuen Öl-Brennwertheizung. Das Einfamilienhaus von Felix Bergholz, 31, in Nordendorf im Kreis Augsburg ist im Jahr 1990 gebaut worden. Zusammen mit seiner Frau und seinem Kind wohnt er auf rund 150 Quadratmetern. Im Winter 2012/13 stand die Sanierung der Heizung an. Die alte Ölheizung sollte raus und ersetzt werden. Felix Bergholz, selbst Heizungsfachmann, prüfte mehrere Alternativen – und entschied sich am Ende dafür, bei dem klassischen Energieträger Heizöl zu bleiben.
Das hat auch mit der Lage seines Hauses zu tun. Es steht auf einer Anhöhe. An das Gasnetz ist das Wohngebiet nicht angeschlossen. Und das Grundwasser liegt zu tief, um eine Wärmepumpe betreiben zu können. Blieb Heizöl. Ende September springt jetzt jedes Jahr die neue Ölheizung an und liefert bis in den Mai den Hauptteil der Wärme, den das Haus braucht. Um trotzdem nicht nur auf Heizöl angewiesen zu sein, entschied sich Bergholz, seine Heizung mit einer Solarthermie-Anlage zu ergänzen. Im Sommer deckt die Solaranlage den Warmwasserbedarf praktisch allein. Ergänzend gibt es für den Winter auch einen Schwedenofen.
Liegt im Heiz-Trend: Die Ölheizung
Mit 15 000 Euro habe er mit Öl und Solar ein Heizsystem zu einem „guten Preis-Leistungs-Verhältnis“ gefunden, sagt Bergholz. Und er ist überzeugt, auch etwas für die Umwelt zu tun: Die Abgaswerte seien gut, den Ausstoß des Klimagases CO2 habe er durch den Austausch der über zwanzig Jahre alten Heizung deutlich reduzieren können. Die Familie fühlt sich wohl.
Galt die Ölheizung fast schon als Technologie von gestern, erfährt sie derzeit ein mächtiges Comeback. Die steigende Nachfrage spürt auch das Heizungsbau-Unternehmen Erich Schulz in Augsburg, wo Felix Bergholz als Techniker arbeitet. „Uns erreichen wieder mehr Anfragen zu Ölheizungen“, sagt Inhaber Erich Schulz, 49, dessen Unternehmen mit rund 80 Mitarbeitern auch Pellet-Heizungen oder Wärmepumpen einbaut. Doch aktuell legt Öl selbst im Neubaubereich zu, sagt der Ingenieur.
Zahlen der Regionalgruppe Bayern des Bundesverbandes mittelständischer Mineralölunternehmen (Uniti) stützen die Beobachtung: Von Januar bis August 2015 ist die Zahl neu installierter Öl-Brennwertkessel in Bayern gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 30 Prozent auf 35 500 Stück gestiegen. Der Grund für den Boom: „Ganz klar der sehr niedrige Ölpreis“, sagt Heizungsfachmann Schulz. Kostete es vor zehn Jahren rund zehn Cent, um eine Kilowattstunde Wärme zu erzeugen, liegt der Preis aktuell nur bei rund vier Cent.
Niedriger Ölpreis ist nicht der einzige Grund für Ölheizungs-Trend
Bayern ist Heizöl-Land. Mehr als 50 Prozent der Wohnfläche im Freistaat werde mit Öl beheizt, berichtet Bayerns Uniti-Geschäftsführer Markus Brunner. Auf dem Land fehlt oft ein Gasanschluss. In Häusern aus den 50er Jahren bis in die 80er war die Ölheizung Standard. Wird heute modernisiert, greifen viele Hausbesitzer meist wieder zu Öl. Denn dies sei derzeit die wirtschaftlichste Lösung, sagt Heizungsfachmann Schulz: „Wer bereits Öl hat – und wenn der Öltank noch gut ist, für den ist Öl bei dem gegenwärtigen Preis die richtige Entscheidung.“
Doch auch für die Umwelt liefert die Sanierung der Ölheizung einen Beitrag: Eine Modernisierung könne viel Energie einsparen, erklärt Schulz. Der Einbau einer modernen Ölheizung in Kombination mit einer Solaranlage bringe rund 25 bis 30 Prozent Ersparnis – durch eine moderne Steuerung, geringere Wärmeverluste oder optimierte Laufzeiten. Das sieht man auch bei Uniti Bayern so. Während die Anzahl der Ölheizungen im Freistaat seit 20 Jahren in etwa konstant blieb, sei der Verbrauch um 56 Prozent gesunken. „Es gibt kaum einen anderen Energieträger, der in kurzer Zeit dieses Einsparpotenzial hat“, meint Brunner. Die Einführung schwefelarmen Heizöls habe die Schadstoffbelastung zudem drastisch gesenkt, berichtet Brunner. Einen Nachteil aber hat Öl: Bei der Verbrennung des fossilen Energieträgers entsteht das Klimagas CO2.
Moderne Brennwerttechnik sorgt für Aufschwung der Ölheizung
Wer allerdings heute eine Ölheizung einbaut, kauft im Regelfall ein Gerät mit Brennwerttechnik. Diese Geräte sind spürbar sparsamer und damit umweltschonender. Sie nutzen auch die Wärme der Abgase, die früher durch den Kamin verlorenging. Dafür wird der im Abgas enthaltene Wasserdampf kondensiert. Brennwerttechnik gibt es für Gas- und Ölheizungen. Am besten seien die Anlagen für Fußbodenheizungen geeignet, die mit niedrigen Temperaturen betrieben werden können, sagt Heizungsfachmann Schulz. „Bei klassischen Heizkörpern fällt die Einsparung geringer aus.“ Seit Ende 2015 müssten im Altbau wie im Neubau zwingend Geräte mit Brennwerttechnik eingebaut werden. So will es der Gesetzgeber. Ausnahmen gebe es zum Beispiel im Geschosswohnungsbau.
Für eine gewisse Aufregung unter Hausbesitzern hat zuletzt die gesetzliche Austauschpflicht für alte Heizkessel gesorgt. Der Energieeinsparverordnung aus dem Jahr 2014 zufolge müssen Kessel erneuert werden, die älter als 30 Jahre sind. Es gibt aber Ausnahmen, beispielsweise für Eigenheimbesitzer, die bereits seit längerer Zeit ihre Immobilie selbst nutzen.
Bleibt die Frage, was eine neue Ölheizung heute kostet?
Ölkessel und Brenner gibt es im Normalfall schon ab 6000 Euro bis hin zu 10 000 Euro, sagt Heizungsfachmann Schulz. Dazu kommen gegebenenfalls Kosten für einen neuen Tank von rund 2000 bis 3000 Euro für ein Einfamilienhaus.
Interessant kann es sein, für eine Heizungsmodernisierung Fördergelder des Staates zu nutzen. In Bayern gibt es dafür das 10 000-Häuser-Programm. Der Bund vergibt Gelder zum Beispiel über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (www.bafa.de). Teilweise müssen dabei erneuerbare Energien eingebunden werden.