Wann immer es um überbezahlte Manager geht, muss Josef Ackermann als Beispiel herhalten. Der Chef der Deutschen Bank wird dann genüsslich als das Gesicht des kalten Kapitalismus vorgeführt. Am Montagabend versprach die ARD nun einen neuen Einblick in "Die Welt des Josef Ackermann". Wer allerdings etwas anderes als Klischees erwartet hatte, wurde enttäuscht.
Zwar kommen Wegbegleiter zu Wort, die dem "bösen Banker" ein menschliches Antlitz verleihen könnten. Da ist der Jugendfreund, der versichert, "Joe" sei nie ein Streber gewesen. Und da sind Prominente wie Bill Clinton oder Hilmar Kopper, die Ackermann einen Freund nennen. Und da ist natürlich der Schweizer selbst, der erzählt, sein größtes Problem bestehe darin, morgens beim Aufwachen in einem fremden Hotel den Lichtschalter zu finden.
Doch da sind vor allem die Kommentare des Sprechers aus dem Off. In bemerkenswerter Konsequenz stellen sie sicher, dass der Zuschauer nicht am Ende noch einen positiven Eindruck dieses Mannes in Erinnerung behält. Dass es hier nicht um Objektivität geht, wird spätestens mit der letzten Szene des 45-minütigen Schauspiels klar. Millionär Ackermann erzählt, er könne auch heute noch schlecht an jemandem vorbeigehen, der ihn um Geld bittet. Die ARD kontert, indem sie seinen dunklen Mercedes durchs Bild rollen lässt und lapidar behauptet: Dieser Mann geht an keinem Armen mehr vorbei - er fährt.
Die Fernsehmacher haben es nicht geschafft, dem üblichen Ackermann-Reflex zu widerstehen. An einigen Stellen bietet die Dokumentation nichts anderes als Häme und Populismus. Leider . Von Michael Stifter