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Deutsche Bahn: Streik an Pfingsten 2021? GDL droht mit Lokführer-Streik

Lokführerstreik

Lokführergewerkschaft GDL droht mit Warnstreiks über Pfingsten

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    Schnell in Urlaub über Pfingsten? Wenn die Gewerkschaft GDL ihre Streikdrohung umsetzt, könnten auch an den Feiertagen Züge ausfallen.
    Schnell in Urlaub über Pfingsten? Wenn die Gewerkschaft GDL ihre Streikdrohung umsetzt, könnten auch an den Feiertagen Züge ausfallen. Foto: Yoan Valat, dpa

    Die ersehnte Auszeit von den Corona-Zumutungen könnte für Reisende über Pfingsten eine böse Überraschung bereithalten. Zumindest wenn sie in den Zug steigen, um ein paar Tage in die Ferien oder zu Verwandten und Freunden zu fahren. Im Tarifstreit mit der Bahn hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ein Angebot des Bahn-Vorstands erbost zurückgewiesen. GDL-Chef Claus Weselsky erhöhte den Druck auf den Staatskonzern. „Rechtlich ist alles möglich. Ich schließe Arbeitskämpfe nicht mehr aus“, sagte Weselsky. Reisende, versicherte er, würden rechtzeitig informiert, wenn Verbindungen ausfielen. Dass der Gewerkschaftsführer notfalls zu allem bereit ist, bewies er 2015, als er die Bahn mit Streiks überzog und zeitweise lahmlegte.

    Pro Bahn kritisiert die Streiks der Lokführer

    Doch da Pfingsten nach Monaten der Entbehrungen der erste Lichtblick für viele Menschen ist, stößt die Streikdrohung der GDL kaum auf Zustimmung. In vielen Landesteilen öffnen Hotels und Pensionen wieder, die Corona-Zahlen sinken und Millionen sind geimpft. Hinzu kommt: Fallen Züge aus, wird es in den anderen enger. Die Pandemie ist zurückgedrängt, aber nicht besiegt. Der Fahrgastverband Pro Bahn hält den Zeitpunkt daher für „etwas unglücklich“, wie es der Ehrenvorsitzende des Verbandes, Karl-Peter Naumann, im Gespräch mit unserer Redaktion ausdrückte.

    Claus Weselsky (l.), Vorsitzender der GDL, und Martin Seiler, Personalvorstand der Deutschen Bahn.
    Claus Weselsky (l.), Vorsitzender der GDL, und Martin Seiler, Personalvorstand der Deutschen Bahn. Foto: Wolfgang Kumm, dpa

    „Ein Streik ist immer auch ein Streik gegen die Fahrgäste.“ Naumann ist wichtig zu betonen, dass jede Gewerkschaft das Recht zum Streiken habe. Doch die Reisenden müssten sich darauf einstellen können. „Wir erwarten, dass Gewerkschaften und Verkehrsunternehmen in Friedenszeiten Streikfahrpläne beschließen“, verlangte Naumann. Der CSU-Verkehrspolitiker Ulrich Lange hält einen Arbeitskampf in der jetzigen Lage für wenig angebracht. „Die Bahnkunden werden nicht viel Verständnis dafür aufbringen, wenn es zum Stillstand auf der Schiene kommt und gleichzeitig Hoffnung auf einen halbwegs normalen Sommer mit mehr Reiseverkehr besteht“, sagte er unserer Redaktion. Er rief GDL und Bahn dazu auf, eine Einigung zu finden.

    Wenn die Deutsche Bahn kein besseres Angebot nachlegt, kommt es zu Streiks

    Dass das gelingt, dafür stehen die Chancen schlecht. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir dieses Angebot annehmen, liegt bei null“, erklärte Weselsky. Und der 62-Jährige legte nach: „Dass wir darüber verhandeln, bei nahe null.“ Die Bahn hat der GDL angesichts ihrer durch das Coronavirus ausgelösten Krise eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent angeboten. Allerdings soll der Aufschlag nicht mehr in diesem Jahr, sondern erst ab Anfang 2022 gezahlt werden.

    Der nächste Streik der Lokführer wird nach aller Voraussicht auch die Pfingstreisenden treffen.
    Der nächste Streik der Lokführer wird nach aller Voraussicht auch die Pfingstreisenden treffen. Foto:  Andreas Gebert, dpa (Archiv)

    Für Weselsky ist das Angebot eine Provokation. Grund: In diesem Jahr dürfte die Inflation auf drei Prozent zulegen, wenn die Konjunkturprognosen stimmen. Das bedeutet, dass die in der GDL organisierten Eisenbahner wegen der Nullrunde im laufenden Jahr an Kaufkraft verlieren würden. „Die Kollegen sind komplett gefahren (in der Corona-Zeit). Sie haben Dienst geleistet. Dafür gibt es keine Nullrunde“, schimpfte der GDL-Vorsitzende.

    Seine Gewerkschaft verlangt 4,8 Prozent mehr Geld und 1300 Euro Corona-Bonus. Zudem fordert sie mehr Sicherheitspersonal in den Zügen, damit die Schaffnerinnen und Schaffner besser geschützt werden.

    Die Streikdrohung kommt zum schlechtesten Zeitpunkt für die Deutsche Bahn

    Die Deutsche Bahn ist verärgert über die Streikdrohung ausgerechnet jetzt, da sich die Züge wieder füllen könnten. „Die GDL-Führung nimmt mit ihren Drohungen Schaden für Kunden und Bahn in einer Zeit bewusst in Kauf, in der Deutschland wieder hochfährt und sich aufs Reisen freut“, erklärte das Unternehmen. Weselsky müsse auf den Boden der wirtschaftlichen Realität zurückkehren. Und der sei rau. 2020 summierte sich der Verlust auf 5,7 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr rechnet das Management mit einem Minus von zwei Milliarden Euro im operativen Geschäft. Kommen dann noch Abschreibungen hinzu, könnte der Fehlbetrag noch größer werden.

    Für die schwer gebeutelte Deutsche Bahn könnten die Streiks weitere Verluste bedeuten.
    Für die schwer gebeutelte Deutsche Bahn könnten die Streiks weitere Verluste bedeuten. Foto: Lisa Ducret, dpa

    Neben dem Streit um eine bessere Bezahlung in wirtschaftlich angespannter Lage tobt noch ein harter Machtkampf darüber, welche Gewerkschaft bei der Bahn das Sagen hat. Neben der GDL vertritt die größere EVG die Interessen der Eisenbahner. Die Rechtslage sieht vor, dass in den verschiedenen Teilbetrieben derjenige Tarifvertrag gilt, der von der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern in diesem Bereich ausgehandelt wurde. Die kleinere GDL sieht sich deshalb schwer bedroht. Warum sollten Eisenbahner bei ihr Mitglied sein, wenn am Ende der Tarifvertrag der EVG zum Tragen kommt? Um die Bedeutungslosigkeit zu verhindern, sucht Weselsky den Kampf.

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