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Deutsche Bahn Streik 2021: Wann streiken die Lokführer?

Deutsche Bahn

Lokführer streiken frühestens im August

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    Die Lokführergewerkschaft GDL will Details zu ihren geplanten Streiks bekanntgeben.
    Die Lokführergewerkschaft GDL will Details zu ihren geplanten Streiks bekanntgeben. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Am Ende hat sich Claus Weselsky doch nicht getraut. Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL hat zurückgezogen und verzichtet wider Erwarten darauf, die Bahn mitten in der Hauptreisezeit lahmzulegen. Warnstreiks sind vom Tisch, stattdessen werden die GDL-Mitglieder in einer Urabstimmung gefragt, ob sie mit der Bahn einen harten Arbeitskampf austragen wollen. Am 9. August soll das Ergebnis ausgezählt werden. Weselsky gab sich am Mittwoch überzeugt, dass es zum Ausklang des Sommers zum Streik kommen werde: "Wir vertrauen auf unsere starken Mitglieder und auf ihre Solidarität und wir wurden bisher noch nie enttäuscht." Er rechnet mit einer Streikzustimmung von 90 Prozent.

    Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer GDL.
    Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer GDL. Foto: Wolfgang Kum, dpa

    Dass der Gewerkschaftsvorsitzende zu Beginn großen Ferien die Auseinandersetzung doch nicht sucht, hat mehr mit der Sorge vor dem Ansehensverlust in der Öffentlichkeit zu tun, als mit der Furcht vor den Verhandlern der Bahn. Nur eine Stunde, bevor der Streik abgeblassen wurde, hatte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler an die GDL appelliert, die Gespräche wieder aufzunehmen. In der Chefetage war man sicher, dass Weselsky zum Äußerten gehen würde. "Jeder einzelne Streiktag ist unverantwortlich. Die GDL ist auf einer Geisterfahrt unterwegs", beklagte Seiler.

    Streik: Bahn und Lokomotivführer-Gewerkschaft sind sich bei Corona-Prämien uneinig

    Die Bahn hat mehr als zehn Milliarden Euro Corona-Schaden, fährt seit 15 Monaten Verluste ein. Gerade schiebt sich der Schienenkonzern an die Nulllinie heran. Ein Streik der Lokführer würde die Erholung zunichtemachen. Ginge es bei dem Kampf der GDL gegen die Bahnchefs um das klassische Thema Bezahlung, wäre er zügig im Guten beendet. Die GDL verlangt 3,2 Prozent mehr Lohn in zwei Stufen. Die Bahn bietet 3,2 Prozent – in ihrer größten Krise. Der Unterschied liegt in der Laufzeit. Die GDL pocht auf 28 Monate, die Bahn will 40 Monate. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft 600 Euro Corona-Bonus. Auch hier sind die Manager bereit, den Lokführern entgegen zu kommen. "Eine inhaltliche Lösung ist zum Greifen nah", sagte Personalvorstand Seiler.

    Deshalb fürchtet die Lokführergewerkschaft vor der Bedeutungslosigkeit

    Doch bei dieser Auseinandersetzung geht es nicht um die Inhalte, sondern in der Denkweise der GDL um ihr Überleben. Der Grund: Die Lokführergewerkschaft fürchtet sich vor der Bedeutungslosigkeit. Denn das Tarifeinheitsgesetz von 2015 sieht vor, dass in einem Betrieb der Tarifvertrag derjenigen Gewerkschaft gilt, die dort die meisten Mitglieder hat. Bei der Bahn wird die Regel nicht auf  den Konzern angewendet, sondern auf die einzelnen Tochterfirmen. In den allermeisten Fällen dürfte dort die Eisenbahnergewerkschaft EVG die Mehrheit haben. Sie ist größer als die GDL und tritt längst nicht so aggressiv auf.

    Wenn schlussendlich in Tarifrunden das Ergebnis der EVG zum Zuge kommt, so Weselsky Sorge, braucht es die GDL eigentlich nicht mehr. Die kleinere Gewerkschaft wehrt sich derzeit juristisch gegen die Anwendung des Tarifeinheitsgesetzes, hat aber laut Bahn bislang acht der 22 angestrengten Klagen verloren. Der Konzernvorstand reagiert mit einer doppelten Antwort auf den gefühlten Existenzkampf der GDL. Das Management will einerseits die Tarifeinheit in ihren Töchtern durchsetzen und könnte dadurch die GDL empfindlich schwächen. Andererseits betonen die Vorstände öffentlich, an einem guten Miteinander interessiert zu sein.

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