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Deutsche Bahn: Lokführer-Streik: Von A wie Arbeitszeit bis Z wie Zetsche

Deutsche Bahn

Lokführer-Streik: Von A wie Arbeitszeit bis Z wie Zetsche

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    Die Lokführergewerkschaft GDL hat neue Streiks bei der Deutschen Bahn angekündigt.
    Die Lokführergewerkschaft GDL hat neue Streiks bei der Deutschen Bahn angekündigt. Foto: Patrick Pleul (dpa)

    Warum genau noch mal streiken gerade die Lokführer? Wer das Gefühl hat, im Streit zwischen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL den Überblick verloren zu haben, bekommt hier Hilfe.

    ARBEITSZEIT: Die will die GDL verkürzen. Eine Stunde weniger sollen die Lokführer arbeiten müssen, gleichzeitig sollen sie fünf Prozent mehr Lohn bekommen.

    BUNDESRAT: GDL-Streiks in Endlosschleife? Ein Gesetz soll das verhindern. Es soll regeln, dass pro Betrieb nur noch die größte Gewerkschaft Tarifverträge abschließen darf. Kleine Gewerkschaften wie die GDL dürften dann möglicherweise nicht mehr streiken. Im Juli soll das Thema im Bundesrat die letzte Hürde nehmen.

    CHAOS-CLAUS: Er ist während des Streiks der natürliche Feind jedes Bahnfahrers: GDL-Chef Claus Weselsky. Schon bei den letzten Lokführer-

    DINGE, DIE MAN ALTERNATIV TUN KANN: Wer wegen des Streiks zu Hause bleiben muss, hat endlich Zeit, sich alte Folgen der ARD-Sendung "Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands" anzuschauen.

    EINMALZAHLUNG: Sie wurde von der GDL als Durchbruch gefeiert. Doch mehr als die Einmalzahlung von 510 Euro für 2014 hat die Gewerkschaft für die Lokführer bisher nicht rausholen können.

    FAHRGASTRECHTE: Fällt der Zug aus oder ist während des Streiks verspätet, dürfen Bahnfahrer auf andere Züge ausweichen. Ab einer Stunde Verspätung gibt es einen Teil des Gelds zurück.

    GÜTERVERKEHR: Nicht nur die Bahnfahrer müssen wegen des Bahnstreiks an Ort und Stelle bleiben. Auch der Güterverkehr ist oft mitbetroffen, Händler müssen auf die Straße ausweichen oder Verzögerungen in Kauf nehmen.

    HKX: Der Expresszug zwischen Hamburg und Köln gehört zu den Verbindungen privater Bahnunternehmen, die nicht vom Streik betroffen sind. Gerade im Regionalverkehr sind sie deshalb oft eine gute Alternative. Im Norden können Bahnfahrer zum Beispiel auch auf den Metronom ausweichen, im Süden fährt die Bayerische Oberlandbahn.

    ICE: Trotz Bahnstreik fallen nicht alle Züge aus. Auf der Internet-Seite der Bahn kann man nachschauen, ob der gebuchte ICE oder die Regionalbahn trotzdem fährt.

    JURISTISCHE PRÜFUNG: Beim Streik im November 2014 hatte die Bahn versucht, den Streik vom Landesarbeitsgericht Hessen stoppen zu lassen. Doch das Gericht befand den Streik für verhältnismäßig.

    KONKURRENZ: Die GDL will künftig auch für Zugbegleiter verhandeln, was bislang die rivalisierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) macht. Die Bahn will aber unterschiedliche Tarifverträge vermeiden, damit etwa Arbeitszeiten in ein und derselben Berufsgruppe gleichbleiben.

    LOHN: Die Lokführer wollen mehr Geld, aber wie viel verdienen sie eigentlich? Ohne Zulagen bekommt ein Lokführer zwischen rund 2500 und 3200 Euro brutto.

    MITARBEITER DER MONATS: Mit diesem Titel hatte der Autovermieter Sixt GDL-Chef Weselsky während des letzten Streiks scherzhaft geehrt. Der Autovermieter ist aber nicht der einzige, der vom Bahnstreik profitiert: Viele Menschen werden auch diesmal auf Mitfahrzentralen und Fernbusse umsteigen. 

    NORMAL: Normal ist in dem Konflikt zwischen Bahn und GDL gar nichts mehr. Thema, Dauer und Intensität des Streits sind bislang einmalig in der Geschichte der Bahn. 

    OHNE FAHRER: Tatsächlich gibt es in einigen Städten bereits Züge ohne Lokführer, etwa in Nürnberg. Fahren die Züge in geschlossenen Systemen, also zum Beispiel durch Tunnel, ist der Einsatz kaum ein Problem. Bei offenen Strecken kommen aber äußere Einflüsse dazu - zum Beispiel Menschen an Bahnübergängen.

    PENDLER: Rund sechs Millionen Menschen sind bei ihrem täglichen Weg zur Arbeit auf die Bahn angewiesen. 

    QUERULANT: Mit Zorn und Zähigkeit - und natürlich Streiks - setzten früher Gewerkschaftsbosse wie ÖTV-Chef Heinz Kluncker, von Freund und Feind "der Dicke" genannt, Lohnerhöhungen von mehr als zehn Prozent durch. Fast glaubte man, die Zeit dieser Haudegen sei vorbei - bis mit GDL-Chef Weselsky ein würdiger Nachfolger erschien.

    Diese Rechte haben Bahnfahrer bei einem Bahn-Streik

    Diese Rechte haben Bahnkunden im Fall eines Streiks bei der Bahn:

    Falls der Zug ausfällt, kann man in einen anderen Zug einsteigen, auch wenn er teurer und schneller ist. Denn nach Auskunft der Bahn dürfen Reisende einen höherwertigen Zug nutzen, wenn der ursprünglich gebuchte Zug nicht fährt.

    Bei zuggebundenen Tickets werde die Zugbindung aufgehoben, erklärte die Bahn zuletzt. Ausgenommen seien Länder-Tickets, manche regionale Angebote sowie reservierungspflichtige Züge, hieß es.

    Kunden, die von streikbedingten Zugausfällen oder Verspätungen betroffen sind, können sich ihre Fahrkarte und Reservierung kostenlos erstatten lassen. Das geht etwa in den DB-Reisezentren.

    Online-Tickets können über ein Formular im Internet erstattet werden.

    Bahnreisende bekommen einen Teil ihres Ticketpreises zurück, wenn sich ihr Zug wegen eines Streiks bei der Deutschen Bahn um mehr als 60 Minuten verspätet.

    Ab 60 Minuten Verspätung erhalten Bahnkunden 25 Prozent des Reisepreises zurück, ab 120 Minuten werden demnach sogar 50 Prozent des Preises erstattet.

    Die Bahn kann in diesem Fall keine höhere Gewalt geltend machen. Das entschied der Europäische Gerichtshof im September 2013 (Rechtssache C-509/11).

    Als Bahnreisender kann man sich informieren, ob der eigene Zug von dem Bahn-Streik betroffen ist. Aktuelle Informationen gibt es unter www.bahn.de/aktuell.

    REKORD: 64 Stunden im Personenverkehr und 75 Stunden im Güterverkehr dauerte der Streik der Lokführer im November. Damit war er bislang der längste in der Geschichte der Deutschen Bahn.

    STREIKKASSE: Wer streikt, bekommt als Entschädigung für die finanziellen Einbußen Geld aus der Kasse der Gewerkschaft. 50 Euro maximal gibt es pro Tag. Wie viel die GDL zahlt, ist nicht bekannt.

    TRAUMERGEBNIS: Bei der GDL-Urabstimmung stimmten 91 Prozent der Teilnehmer für einen Streik. Von den rund 16 000 Tarifbeschäftigten bei der DB hatten aber nur 81 Prozent teilgenommen.  

    UNTERSCHRIFT: Am vergangenen Mittwoch hat die GDL den mittlerweile siebten Streik beschlossen, weil die Bahn sich weigerte, ein Protokoll zum bisherigen Verhandlungsstand zu unterschreiben.

    VERSTÄNDNIS: Viele Bahnfahrer können das Vorgehen der Lokführer nicht verstehen und sind sauer. Sie haben nicht mehr das Gefühl, dass es um Inhalte geht, sondern um die Machtpositionen der GDL.

    WIRTSCHAFT: Das Institut der Deutschen Wirtschaft schätzt, dass der Wirtschaft pro Streiktag etwa bei 100 Millionen Euro verloren gehen.

    X: Die große Unbekannte. Über die inhaltlichen Forderungen - etwa nach mehr Lohn - ist in den Verhandlungen mit der Bahn noch nicht einmal gesprochen worden.

    YOUTUBE: Irgendwann geht auch beim größten Bahnstreik der Gesprächsstoff aus. Die NDR-Sendung "Extra 3" hat das Problem auf den Punkt gebracht: Tausende klickten das Video "Jasmin mit einem typischen Bahnstreik-Bericht" an.

    ZETSCHE: Der Daimler-Chef Dieter Zetsche ist einer von vielen, der sich auf einen Streik vorbereiten muss, damit die Produktion des Autoherstellers nicht ins Stocken gerät. Einen guten Draht zur Bahn dürfte er haben: Konzernchef Rüdiger Grube war lange bei Daimler im Vorstand. Von Rebecca Krizak, dpa

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