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Der steile Aufstieg zum Aldi der Bier-Branche

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Der steile Aufstieg zum Aldi der Bier-Branche

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    Brauerei Oettinger. Günther Kollmar im Lager.
    Brauerei Oettinger. Günther Kollmar im Lager. Foto: Diekamp

    Auch die Bier-Aristokraten nehmen ihn sehr ernst. Denn dem Aufsteiger, der sich trotz aller "Anfeindungen" mit herbem Humor und Geradlinigkeit nach oben gekämpft hat, gelang 1999 der große Durchbruch. Sein Unternehmen sprang, wie die renommierte Fachzeitschrift belegt, vom zwölften auf den vierten Platz in der deutschen Inlandsabsatz-Rangliste und hat diese Position verteidigt. Nach der Darstellung des Magazins verkaufte Krombacher 2001 am meisten, gefolgt von Warsteiner und Bitburger. Demnach rangieren Hasseröder, Veltins, König, Holsten, Radeberger, die von der belgischen Interbrew übernommene Marke Beck's und das Haus Paulaner, an dem die niederländische Heineken-Gruppe indirekt beteiligt ist, hinter Oettinger.

    Dem Konzentrationsprozess in der Branche ist es zu verdanken, dass Kollmar von seiner Philosophie ("Wir machen unsere Geschäfte in Ruhe") abrückte. Gegenüber unserer Zeitung legt der 64-Jährige jetzt fast alle Karten auf den Tisch: So soll der Ausstoß (ohne Export und selbst erzeugte Limonaden) von 3,7 (2001) auf 4,2 Millionen Hektoliter aufschäumen. Er will hier 2003 nochmals um zehn Prozent besser einschenken. Der Umsatz ist in den vergangenen vier Jahren jeweils um rund 20 Prozent gestiegen und wird 2002 bei etwa 220 Millionen Euro liegen. Das Unternehmen baut derzeit in Oettingen eine zweite Brauerei und investiert in diesem Jahr satte 25 Millionen Euro, davon 20 Millionen am Stammsitz. Damit verfügt die Gruppe für ihre 14 Biersorten bald über fünf Produktionsstätten. Nach der Wiedervereinigung hatte der Anbieter Ostdeutschland aufgerollt. Im thüringischen Gotha betreibt er die größte Sudstätte des Bundeslandes. In Dessow (Brandenburg) und Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) stehen weitere

    Wenn in Oettingen der zweite Standort in Betrieb geht, kann Kollmar dort bis zu 1,5 Millionen Hektoliter mehr erzeugen. Er will diese Zahl durch einen weiteren Ausbau verdoppeln. Somit würden aus der Stadt rund 20 Prozent des bayerischen Bierausstoßes kommen: "Wir müssen uns in Deutschland so dick machen, ehe jene, die im Ausland dick sind, verstärkt zu uns kommen. Das ist unser Kampfauftrag." Diese Strategie hat das Unternehmen im Schlepptau der Lebensmittelmultis längst auf den Exportpfad geführt. Jenseits Deutschlands soll der Absatz von 190000 auf 380000

    Das drohende Dosenpfand von 0,25 Euro erzürnt den Firmen-Chef zwar ("Ein Akt der Ausplünderung des arbeitenden Menschen"). Der Unternehmer - er beschäftigt 730 Mitarbeiter (etwa 20 mehr als im Vorjahr) - hält jedoch an seiner Taktik fest. Schließlich treffe diese "Bevormundung" alle Hersteller. Oettinger gehöre aber zu den günstigsten Anbietern. Das würden die Kunden auch nach der Einführung des Pfandes honorieren.

    Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Der Konzern baut auch das Mehrweggeschäft aus und fährt auf der gleichen Niedrigpreis-Schiene. In Oettingen lagern momentan etwa 30000 Bierkisten, die im Handel für "den sozialverträglichen" Betrag von je knapp fünf Euro für bestimmte Sorten verkauft werden. Ist Kollmar ein Bier-Samariter? Nein, sonst könnte er seine Mitarbeiter nicht über Tarif zahlen und nach Berechnungen des

    Dank hocheffizienter Produktionsstätten bringe es die Firma pro Mitarbeiter auf drei- bis viermal so viel Ausstoß wie andere Betriebe.

    Das Unternehmen sei schlank organisiert und erziele mit motivierten Angestellten eine hervorragende Produktivität. Wer dem Gabelstapler-Fahrer Thomas Hirsch zuschaut, wie er mit dem Gefährt surrend wie Schumi durch die Kästenburgen flitzt, findet die Worte Kollmars bestätigt. Der 38-Jährige ist ein Bewegungskünstler und Teil des ausgeklügelten Logistikkonzepts, das Kosten senkt. Diese fallen auch niedriger aus, weil Oettinger "Schnickschnack" wie Hochglanz-Etiketten oder bedruckte Kronenkorken verschmäht.

    Angestellte des Konzerns fahren das Bier mit 112 eigenen Lkw-Zügen aus, schaffen es in die Geschäfte und holen das Leergut ab. Das sei langfristig billiger, als auf mehrere Dienstleister zurückzugreifen.

    Kollmar rechnet vor, dass sich durch diesen Direktvertrieb bis zu drei Handelsstufen einsparen lassen, die jeweils mit rund 0,75 Euro pro Kasten zu Buche schlagen. Die Firma lässt damit bis auf ihre Kunden - und dazu zählen neben Getränkemärkten etwa die Lebensmittel-Schwergewichte Metro, Rewe, Edeka, Aldi, Tengelmann, Lidl & Schwarz, Spar oder Wal Mart - keinen mitverdienen.

    Überdies verzichtet das Brauhaus auf Werbung und grenzt sich von "Fernsehbieren" ab. Diese Abstinenz mache den Kasten um maximal 0,80 Euro erschwinglicher.

    Außerdem hat die Gastronomie für den Betrieb kaum Bedeutung. Die Ursprünge des Konzeptes gehen auch auf diesen Umstand zurück. Als sein Vater und er 1956 die Genossenschaftsbrauerei in Oettingen, deren Vorläufer das "Fürstliche Brauhaus zu

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