Als der Elektroauto-Hersteller Tesla in Deutschland auf der Suche nach einem neuen Standort war, soll Firmenchef Elon Musk von einem süddeutschen Bundesland als Lockmittel der Bau eines Gasturbinenwerks zur Stromerzeugung angeboten worden sein. Der umtriebige Unternehmer verzog angewidert das Gesicht und entschied sich bekanntlich für Brandenburg und damit für ein Bundesland, das nicht Gas, sondern Wind zur Energiequelle Nummer eins erhoben hat.
Eine offizielle Bestätigung für diese Anekdote gibt es nicht. Aber selbst wenn sie nur eine Erfindung wäre, hat sie doch einen großen Kern Wahrheit in sich. Die Erzählung zeigt nämlich, wo es mit der Energieproduktion in Zukunft langgehen wird. Nach Kohle und Atomenergie steht auch das Erdgas als Energielieferant in immer mehr Unternehmen auf dem Index. Sie wollen nicht nur klimaneutral zu nutzende Produkte anbieten, auch deren Produktion soll bereits sauber sein. Fossile Brennstoffe fallen da auf Dauer aus.
Um die Ressource Erdgas ist ein Handelskrieg entbrannt
Noch ist es nicht so weit, dass der Gashahn in Deutschland abgedreht werden könnte. Dazu ist der Energiehunger von Firmen und Haushalten viel zu groß. Aber auch Erdgas ist ein endlicher Rohstoff. Der Abbau wird immer komplizierter. Wir erleben beim Gas gerade das, was uns beim Trinkwasser noch bevorsteht: Um die knapper werdende Ressource ist ein Handelskrieg entbrannt.
US-Präsident Donald Trump erlässt gegen den Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 Sanktionen, die Unternehmen in Deutschland und Europa treffen. Trumps einziges Ziel ist es, russische Gaslieferungen zu unterbinden und amerikanisches Fracking-Gas in den deutschen Markt zu drücken. Der Präsident missachtet nicht nur sämtliche Regeln unter Partnern. Sein Gas ist darüber hinaus rund ein Drittel teurer als russische Erzeugnisse, und es ist dreckiges Gas, das der Erde unter Einsatz von viel Chemie abgepresst wurde.
Mit erneuerbaren Energien wäre Deutschland sicher vor Trump
Einige deutsche Bundesländer spielen Trump leider in die Hände. Baden-Württemberg und Bayern etwa nutzen die Energiewende nicht, um sich verstärkt Wind und Sonne zuzuwenden. „Der Ausstieg aus Kohle und Atom muss im Sinne der Energiewende von einem Einstieg in flexible Gaskraftwerke und -turbinen begleitet werden“, heizen Winfried Kretschmann und Markus Söder den deutschen Gashunger an. Der Grüne und der Christsoziale gehen damit den Weg des geringsten Widerstands. Mutiger wäre es, notfalls auch gegen den Willen der Bevölkerung endlich den Bau von Stromtrassen zu ermöglichen.
In Norddeutschland wird aus erneuerbaren Energien über den Eigenbedarf hinaus mittlerweile so viel Strom produziert, dass die Kohle- und Atomstromlücke bundesweit fast geschlossen werden könnte – wenn denn der Strom in den Süden abfließen dürfte. Mangels Stromleitungen kann er das nicht, stattdessen fällt „Strommüll“ an. Wenn Projekte wie das Seekabel „NordLink“ von Deutschland zu norwegischen Stromspeichern endlich fertig werden, können auch Stromschwankungen ausgeglichen werden. Söder und Kretschmann beklagen beim Gas „eine erhebliche Zurückhaltung möglicher Investoren“. Sie sollten sich besser fragen, warum dem so ist.
Gleichzeitig wird aber der Ausweg aus dem Dilemma deutlich. Sanktionen führen nach dem ersten Innehalten dazu, dass sich die Handelsströme neue Wege suchen. Immer mehr Firmen machen es wie Elon Musk und suchen nach sauberen Produktionsbedingungen. Je zahlreicher sie werden, desto geringer wird die Abhängigkeit vom Erdgas. Trumps Gas-Sanktionen würden bald ins Leere laufen, Deutschland wäre sicher vor ihm.
Gegen Wind und Sonne kommt selbst der US-Präsident nicht an.
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.