Bereits zum 1. August übernimmt Volkswagen Porsche. Damit werde der Integrierte Autokonzern von Volkswagen und Porsche bereits rund zwei Jahre früher Realität als ursprünglich vorgesehen, erklärte VW. Beide Autobauer teilten am Mittwochabend mit, dass die zuständigen Gremien beider Konzerne einem entsprechenden Konzept zugestimmt haben.
Verschmelzung von Porsche und VW
Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück hat die vorzeitige Verschmelzung des Autokonzerns mit Volkswagen begrüßt. "Der für alle schwierige Schwebezustand ist beendet, der Integrierte Automobilkonzern ist endlich geschaffen", erklärte Hück am Mittwochabend. Für beide Unternehmen ergäben sich aus dem Gesamtkonzern "riesige Vorteile". Zugleich bleibe Porsche als Aktiengesellschaft mit Sitz in Stuttgart "in allen Bereichen eigenständig" und die "Struktur der Porsche AG mit ihren Tochterunternehmen als Konzern im Konzern" in seiner heutigen Form bestehen.
Porsche brachte einst VW-Käfer zur Serienreife
Porsche brachte den VW-Käfer einst zur Serienreife und legte so den Grundstein für Europas größten Autobauer. Viele Jahrzehnte später schließen die Partner nun den Kreis; Porsche fährt komplett unter das VW-Dach. Die Branche erwartet voller Spannung die Details des Deals.
Details zu seinem Porsche-Deal will der Wolfsburger Autobauer Volkswagen am heutigen Donnerstag erläutern. Wie der Dax-Konzern am Mittwochabend mitgeteilt hatte, holt er das Sportwagengeschäft der Schwaben nach einer monatelangen Blockade komplett unter sein Dach. Die Wolfsburger nutzen für den Deal eine gesetzliche Bestimmung, mit der sie eine milliardenschwere Steuerlast umschiffen.
Winterkorn und Müller auf der Pressekonferenz
Das hatte ihnen aus den Reihen der Politik Kritik eingebracht. Neben den Erklärungen dazu wird auch mit Spannung erwartet, ob die Partner Näheres zur Zukunft der Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE (PSE) verraten. Sie bekommt im Zuge des Geschäftes rund 4,5 Milliarden Euro und will das Geld auch dafür nutzen, um in der Autowelt neue Beteiligungen zu erwerben. Auf ihrer Einkaufsliste stehen könnten dabei etwa der Handel mit Rohstoffen oder Energie.
Während der Pressekonferenz in Wolfsburg sollen unter anderen VW-Boss Martin Winterkorn und sein Kollege, Porsche-Chef Matthias Müller, Rede und Antwort stehen. Mit der Bekanntgabe des Deals beenden die zwei Autobauer mit einem beispiellosen Befreiungsschlag eine nervenaufreibende Hängepartie, die nicht zuletzt ihr Alltagsgeschäft bei der Pkw-Produktion nachhaltig belastet hatte.
Milliarden-Steuerlast vermeiden
Die Wolfsburger zahlen für die noch fehlenden 50,1 Prozent der Porsche AG rund 4,46 Milliarden Euro an die Porsche-Dachgesellschaft. Zudem übertragen sie parallel eine VW-Stammaktie, um mit dieser Kombination eine Milliarden-Steuerlast zu vermeiden. Diese Konstellation dürfte wohl Wirtschaftsgeschichte schreiben.
Die Umsetzung der Transaktion ist für den 1. August dieses Jahres geplant. Die Gremien beider Seiten hätten dem Vorhaben "nach dem Vorliegen aller erforderlichen verbindlichen Auskünfte der Finanzbehörden" am Mittwoch zugestimmt. Mit diesen Zusicherungen von den zuständigen Finanzämtern hatten sich VW und Porsche abgesichert, dass dank ihres juristischen Kniffes keine Riesensteuerlast droht.
Einige Länder wollen die Steuerlücke schließen lassen. Wie der VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh erklärte, bringt der jetzt umgesetzte Deal dem Fiskus aber "Steuereinnahmen von über 100 Millionen Euro". Osterlohs Sprecher hatte am Mittwoch zunächst nicht aufschlüsseln können, welcher Art diese Steuern nun genau seien.
Die PSE hatte vor rund vier Jahren vergeblich versucht, nach der Macht bei den Wolfsburger zu greifen. Am Ende hatte sie 11,4 Milliarden Euro Schulden und ausgerechnet VW wurde zur letzten Rettung. Als erste Nothilfe einigten sich die einstigen Kontrahenten Ende 2009, dass knapp die Hälfte der Porsche AG für damals rund 3,9 Milliarden Euro an die Wolfsburger ging. Der nun übertragene zweite Teil ist rund 600 Millionen Euro teurer, weil zwischenzeitlich der Wert des hochprofitablen Porsche-Sportwagengeschäftes stieg und die Partner mehr Einsparungen umsetzen können als zunächst gedacht. afp/dpa/AZ