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Daten-Desaster: Sony im Kreuzfeuer der Kritik

Daten-Desaster

Sony im Kreuzfeuer der Kritik

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    Die Internetseite vom Sony PlayStation Network mit dem Hinweis, dass der Server momentan nicht erreichbar ist: Der Fall könnte einer der größten Datendiebstähle der Geschichte werden. dpa
    Die Internetseite vom Sony PlayStation Network mit dem Hinweis, dass der Server momentan nicht erreichbar ist: Der Fall könnte einer der größten Datendiebstähle der Geschichte werden. dpa

    Sony steht selbst bei den Details des Hacker-Angriffs selbst unter Erklärungsnotstand: Klar ist bisher offenbar nur, dass Unbekannte in die Systeme des Unternehmens eindrangen. Es sei möglich, dass sie die Daten von 77 Millionen Nutzerkonten beim PlayStation Network und sowie dem Musik- und Videoservice Qriocity "kompromittiert" hätten, erklärte Sony.

    Zum genauen Ablauf sagt Sony bisher wenig. Das Bundesverbraucherschutzministerium hat Sony aufgefordert, alle Fakten sofort auf den Tisch zu legen. "Sony muss umgehend über das genaue Ausmaß des Datendiebstahls aufklären", sagte ein Sprecher von Ministerin Ilse Aigner (CSU) am Donnerstag in Berlin.

    Bekannt ist, dass die Täter schon zwischen dem 17. und 19. April die Server von außen angriffen. Daraufhin schaltete das Unternehmen die Systeme komplett ab. "Ein radikaler Schritt" sei das gewesen, sagt Sony-Sprecher Guido Alt. Aber nur so habe man sicherstellen können, dass die Angreifer nicht weiter auf die Daten zugreifen.

    Externe Sicherheitsfachleute halfen dann, den Angriffen auf die Spur zu kommen. Erst nach Tagen sei das Ausmaß deutlich geworden, erklärt das Unternehmen. Am Dienstag kam das bittere Eingeständnis, dass die Eindringlinge nicht nur Profildaten wie Namen und Adressen stehlen konnten, sondern auch Logins und Passwörter. Jetzt müssen sich Sony-User für die Zukunft besonders schützen.

    Ein schwacher Trost: Derzeit deutet laut Sony nichts darauf hin, dass auch Kreditkartendaten gestohlen wurden. In der entsprechenden Datenbank habe man keine Zugriffspuren festgestellt, sagte Alt. Die Warnung an die Nutzer sei lediglich eine Vorsichtsmaßnahme. Auch die Prüfnummern der Karten, ohne die im Netz kaum Geschäfte möglich sind, seien nicht abhanden gekommen.

    Sony: Der Schaden ist immens

    So oder so: Der Schaden ist immens. Der Ausfall von Einnahmen während der fortdauernden Abschaltung der Netzwerke dürfte noch ein kleines Problem sein, wenn man ihn mit dem Image-Verlust vergleicht. Der japanische Technik-Riese setzt immer mehr auf den Online-Vertrieb seiner Spiele, Songs und Videos. Wenn er nicht in der Lage ist, die Daten seiner Nutzer zu schützen, steht der Digital-Verkauf als Ganzes infrage. Kein Wunder, dass Sony verspricht, jetzt eine "komplett neue Sicherheitsstruktur" aufzubauen.

    "Es gibt bei Online-Diensten keine 100-prozentige Sicherheit", sagt Prof. Norbert Pohlmann von der Fachhochschule Gelsenkirchen. "Aber Unternehmen müssen die Systeme so gestalten, dass zumindest der Schaden nicht so groß wird", betont der Informatiker.

    Viele Spieler reagieren vergrätzt. "Die Kommunikation seitens Sony in dieser Geschichte ist echt unter aller Sau", schreibt einer im offiziellen PlayStation-Forum. "Einfach mal ab und zu ein halbgares Blog-Update mit dem Informationsgehalt eines Glückskekszettels reinstellen, reicht definitiv nicht."

    Auch der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar kritisierte die zögerliche Informationspolitik. Sony hätte sofort nach Bekanntwerden des Problems informieren müssen, erklärte er im "Hamburger Abendblatt": "Dies ist nach dem Bundesdatenschutzgesetz so vorgesehen und müsste auch im internationalen Maßstab gelten."

    Ein Gutes könnte der Fall haben. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hofft, dass der Hacker-Angriff auf die Playstation von Sony die Bürger vorsichtiger im Umgang mit ihren eigenen Daten werden lässt. "Dieser Daten-GAU zeigt, dass es immer ein Restrisiko gibt, wenn viele Daten gespeichert werden", sagte Schaar der "Berliner Morgenpost". (dpa, AZ)

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