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Coronavirus: Ist die Zeit der großen Hamsterkäufe nun vorbei?

Coronavirus

Ist die Zeit der großen Hamsterkäufe nun vorbei?

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    Leere Regale, volle Einkaufswagen: So sieht es derzeit in vielen Supermärkten aus. Wegen der Hamsterkäufe sind viele Produkte nicht ständig verfügbar.
    Leere Regale, volle Einkaufswagen: So sieht es derzeit in vielen Supermärkten aus. Wegen der Hamsterkäufe sind viele Produkte nicht ständig verfügbar. Foto: Tom Weller, dpa (Symbol)

    Sogenannte Hamsterkäufe fegten in den vergangenen Wochen die Regale in den Supermärkten und Discountern leer. Desinfektionsmittel, Toilettenpapier, Mehl, Hefe und Nudeln waren plötzlich Mangelware. Die Corona-Krise hat das Einkaufsverhalten der Menschen in Deutschland massiv verändert. Eine vergleichbare Situation hat es in der jüngeren Vergangenheit nicht gegeben. Nun ist die Welle an Vorratskäufen vorerst zurückgegangen. Aber bleibt das so?

    "Die Hamsterkäufe haben die Lebensmittellieferketten auf eine große Bewährungsprobe gestellt", sagt der Sprecher des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Christian Böttcher. Die Vorratskäufe seien in den vergangenen Tagen jedoch abgeebbt und die Versorgungslage habe sich mittlerweile wieder normalisiert. Aber: "nicht auf das Maß vor dem Ausbruch von Covid-19", betont der BVLH-Sprecher.

    Die Menschen kaufen mehr ein als vor der Corona-Krise

    Die Nachfrage vor allem nach Teigwaren, Backzutaten, Konserven, Toilettenpapier oder Desinfektionsmittel sei in kürzester Zeit derart in die Höhe geschossen, dass keine noch so leistungsfähige Lieferkette sie hätte ausreichend bedienen können, berichtet Böttcher. Das habe zu Lücken in den Regalen geführt, die erst nach und nach geschlossen werden konnten: "In einigen Geschäften und Regionen bestehen sie zwar immer noch, sind aber deutlich kleiner geworden."

    Obwohl sich die Panik nun gelegt hat, wird Böttcher zufolge mehr im Einzelhandel eingekauft als vor Ausbruch des Coronavirus. Denn wegen der Anti-Corona-Maßnahmen bleiben Millionen Menschen nicht nur zuhause, sondern kochen und essen dort auch mehr als früher: "Der In-Haus-Verzehr hat den Außer-Haus-Verzehr abgelöst." Dies gelte zumindest so lange, wie das öffentliche Leben in dem Maß ruht wie bisher. Deshalb seien nicht nur lange haltbare Produkte betroffen, sondern auch Frischware.

    Der BVLH beobachtet auch einen Wandel beim Einkaufsverhalten der Menschen. "Die Kunden gehen seltener in die Geschäfte, kaufen dafür aber mehr ein", sagt Böttcher. Durch die Zugangsbeschränkungen und Verhaltensregeln habe sich das Einkaufsgeschehen zudem entzerrt. Demnach gehen die Menschen vermehrt auch morgens und abends einkaufen und nutzen sämtliche Einkauftage der Woche deutlich stärker als früher. Ob das auch langfristig so bleibt, lasse sich aber nur schwer vorhersagen.

    Überhaupt ist das mit den Zukunftsprognosen im Moment nicht ganz einfach. Denn die ließen sich nicht losgelöst von der Ausbreitung des Corona-Virus betrachten, betont Böttcher: "Je besser es gelingt, die Ausbreitungskurve flach zu halten, vor allem unter der Bedingung, dass das öffentliche Leben schrittweise wieder hochgefahren werden kann, je besser die Bevölkerung daran mitarbeitet, indem sich die Menschen so wie bisher an die Regeln und Auflagen halten, desto besser gelingt es auch der Lebensmittellieferkette die Versorgungslage stabil zu halten."

    Coronavirus: Erneute Hamsterkäufe sind nicht ausgeschlossen

    Die große Zeit der Hamsterkäufe ist in Deutschland jedenfalls auch nach Einschätzung von Marktforschern erst einmal vorbei. Die erste Panik nach dem Corona-Ausbruch habe sich gelegt. "Es gibt eine Gewöhnung an den Krisenmodus", sagt etwa der Handelsexperte Robert Kecskes von der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung.

    Für viele Verbraucher sei der Umgang mit der Krise mittlerweile ein Stück weit Routine geworden, betont Kecskes. Eine vorübergehende Wiederkehr der Panikkäufe schließt er dennoch nicht aus. "Die Panik kann immer mal wieder aufflammen", meint er - etwa wenn neue Entwicklungen für zusätzliche Verunsicherungen sorgen sollten.

    Und die Lebensmittelbranche ist nicht die einzige, die von Hamsterkäufen heimgesucht wird. Aus Sorge vor dem Coronavirus haben sich zuletzt viele Menschen mit Arzneimitteln eingedeckt. Im März zog die Nachfrage nach rezeptfreien Medikamenten stark an und bescherte Pharmaunternehmen eine Sonderkonjunktur. Der Ansturm in Apotheken bringt die Logistik in der Branche teils an ihre Grenzen und befeuert die Debatte um Lieferengpässe.

    Denn alles auffangen kann die Pharmabranche nicht: Die Lieferengpässe bei Arzneien haben sich mit der Corona-Krise verschärft, teilt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit. Die Behörde verzeichnet derzeit fast 380 knappe Mittel - im November waren es noch 290. Allerdings gibt es rund 103.000 zugelassene Arzneimittel in Deutschland. Da es wegen der Pandemie Hamsterkäufe gab, hat das BfArM Pharma-Unternehmen sowie den Großhandel aufgefordert, Arzneien nicht über den normalen Bedarf hinaus etwa an Apotheken zu liefern. Das solle eine Schieflage im Markt vermeiden. (mit dpa)

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