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Corona-Zwischenbilanz: Gastgewerbe rechnet dieses Jahr mit 50 Prozent Umsatzeinbruch

Corona-Zwischenbilanz

Gastgewerbe rechnet dieses Jahr mit 50 Prozent Umsatzeinbruch

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    Nach dem massiven Einbruch in der Corona-Krise erholen sich die Gaststätten und Hotels in den Ferienregionen offenbar am schnellsten. Anders sieht die Situation in den Städten aus.
    Nach dem massiven Einbruch in der Corona-Krise erholen sich die Gaststätten und Hotels in den Ferienregionen offenbar am schnellsten. Anders sieht die Situation in den Städten aus. Foto: Britta Pedersen, dpa

    Auf vielen Bergrestaurants ist die Terrasse voll – zumindest, wenn das Wetter schön ist – und in manchem Tourismusort war kaum mehr ein Parkplatz zu bekommen. Nach dem massiven Einbruch in der Corona-Krise erholen sich die Gaststätten und Hotels in den Ferienregionen offenbar am schnellsten. Beispiel Oberstdorf: Im Juni zählte man in dem Urlauberort 245.000 Übernachtungen, berichtet Miriam Frietsch von Tourismus Oberstdorf. Das seien nur 9,1 Prozent weniger Übernachtungen als im starken Jahr 2019. Die Zahlen für Juli sind noch nicht ganz ausgezählt. "Aber die Sommermonate sehen bisher gut aus", sagt sie.

    Im Alpenraum nähert man sich den Zahlen des Vorjahres an

    Oberstdorf ist damit nicht alleine: "Im gesamten Alpenraum ist es in den letzten Monaten mit Blick auf die Übernachtungszahlen gut gelaufen", sagt Frietsch. Die Urlauber konnten oder wollten angesichts der Corona-Epidemie nicht in die Ferne fliegen, überlegten sich neue Übernachtungsziele und entdecken das eigene Land neu, lautet die Vermutung der Tourismus-Expertin.

    In Oberstdorf herrscht schon wieder reger Betrieb.
    In Oberstdorf herrscht schon wieder reger Betrieb. Foto: Ralf Lienert

    Nachdem im März, April und Mai teilweise gar keine touristischen Übernachtungen erlaubt waren, können die Hotels in den Urlaubsregionen aufatmen. Doch derart zuversichtlich ist die Lage nicht überall – im Gegenteil. Vor allem in den Städten sei die Situation immer noch dramatisch, warnt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, kurz Dehoga.

    Bundesweite Einbußen von März bis August liegen bei 55,8 Prozent

    Einer Umfrage des Dehoga zufolge melden die Betriebe für März bis August bundesweit Umsatzeinbußen von 55,8 Prozent. Besonders stark war der Einbruch kurz nach dem Herunterfahren der Wirtschaft im Frühjahr. Im Sommermonat Juli lagen die Umsätze noch 43,2 Prozent unter den Vorjahreswerten. Im August seien es immer noch 41,8 Prozent gewesen. Der Verband warnt vor einer Insolvenzwelle.

    Urlaubshotels und Ausflugsrestaurants insbesondere mit Terrassen und Biergärten verzeichneten zwar eine gute Nachfrage, berichtet der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband. "Das Bedürfnis der Menschen, wieder rauszugehen und unser bayerisches Lebensgefühl zu genießen, spüren wir sehr deutlich", sagt Angela Inselkammer, Präsidentin des Dehoga Bayern. Ganz anders sei die Lage aber in den Städten. Die Situation der Stadt- und Tagungshotellerie sowie der Eventcaterer sei prekär.

    Hotel-Chefin: Keine Messen, keine Fußballspiele, keine Geschäftsreisenden  

    Dass die Lage der Gaststätten und Hotels in den Städten viel schwieriger ist als in den Tourismusregionen, sagt auch Gabi Dreisbach, deren Familie in Königsbrunn das Best Hotel Zeller und zwei weitere Häuser betreibt. Das Hotel sei jetzt in der zweiten Woche wieder offen. "Die Situation ist aber schwierig", sagt Dreisbach, die auch stellvertretende Dehoga-Vorsitzende im Kreis Augsburg ist. "Bis auf vereinzelte Familien findet fast kein Städtetourismus statt, Messen sind ausgefallen, Firmen zögern bei den Geschäftsreisen, die Auswärtsbesucher der Fußballspiele fehlen."

    Gabi Dreisbach vom Best Hotel Zeller und ihr Team berichten, dass für Stadthotels die Lage schwieriger ist. 
    Gabi Dreisbach vom Best Hotel Zeller und ihr Team berichten, dass für Stadthotels die Lage schwieriger ist.  Foto: Reinhold Radloff

    Ähnliche Probleme gibt es in ihrem Hotelrestaurant, das seit dem 2. Juli wieder geöffnet sei: "Familienfeiern und Hochzeiten finden viel kleiner statt", sagt die Unternehmerin. Sie schätzt, dass hier ihre Umsätze maximal die Hälfte des Vorjahresniveaus erreichen. Inklusive Aushilfen, sagte Dreisbach, habe sie früher bis zu 80 Mitarbeiter beschäftigen können. Derzeit sind es noch 46. Ihre Kernbelegschaft habe sie aber halten können, vor allem dank des Instruments Kurzarbeit. "Langsam holen wir unsere Mitarbeiter auch aus der Kurzarbeit zurück, zu 100 Prozent ist aber noch keiner da", berichtet die Hotel-Inhaberin.

    Bayerns Dehoga-Chefin Inselkammer: Wir brauchen weiter Unterstützung

    Bezogen auf das Gesamtjahr gehen die bayerischen Betriebe davon aus, rund 50 Prozent des Umsatzes zu verlieren. Bayerns Dehoga-Chefin Inselkammer fordert deshalb weiter Unterstützung: Nötig sei es, leichter von den staatlichen Überbrückungshilfen zu profitieren. Auch für eine unbefristete Mehrwertsteuersenkung bei Getränken tritt sie ein. Der Verband wünscht sich zudem eine Erleichterung bei der Pacht: "Es kann nicht sein, dass zum Beispiel ein Hotel, das keine Umsätze hat oder nur zu 15 Prozent ausgelastet ist, unverändert die Pacht zu entrichten hat, die es bei 80 Prozent Belegung entrichten muss", sagt Dehoga-Präsident Zöllick.

    In Bayern eröffnete die Staatsregierung am Dienstag zumindest Bars und Kneipen wieder eine Perspektive: Diese dürfen ab dem 19. September öffnen, müssen sich aber an die gleichen Auflagen wie Restaurants halten.

    Damit sich wieder mehr Menschen in die Restaurants trauen, wünscht sich Gabi Dreisbach in Königsbrunn mutigere Schritte, zum Beispiel eine Lockerung der Maskenpflicht: "Die Infektionszahlen sind niedrig, da erscheinen mir Lockerungen machbar. Man müsste einfach mehr ausprobieren."

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