Die deutschen Schausteller warnen angesichts der dramatischen Folgen der Coronavirus-Krise für ihre Branche vor einem Massensterben der Volksfeste in Deutschland. „Eine 1200 Jahre alte Kultur in Deutschland steht auf dem Spiel“, sagte der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes DSB, Albert Ritter im Gespräch mit unserer Redaktion. „Unsere Branche ist mit am härtesten von der Corona-Krise betroffen“, betonte er. „Die Absagen treffen uns wie ein Berufsausübungsverbot.“
Schausteller haben schon seit Monaten nichts mehr verdient
Die 5000 hauptberuflichen Schaustellerfamilien und ihre 55.000 Mitarbeiter stünden mit dem Rücken zur Wand. „Eigentlich ist das Ende schon erreicht“, betonte Ritter. „Die Schausteller trifft die Krise auch deshalb besonders dramatisch, weil sie in der Regel auf den Herbst-Volksfesten oder auf dem Weihnachtsmarkt ihre letzten Einnahmen erzielt haben und dann in die traditionelle Winterpause gegangen sind“, sagte er. „Wir haben jetzt vier Monate ohne Einnahmen, aber mit vielen Kosten.“
Der Schaustellerverbandschef forderte Volksfeste unter Auflagen wie Abstandsregelungen und Schutzmaßnahmen wieder stattfinden lassen zu können: „Wenn wir wieder aufmachen, dann wollen wir das verantwortungsvoll tun“, betonte Ritter. „Eine Kinderkarussellfahrt sollte genauso möglich sein kann, wie ein Baubaumarktbesuch“, fügte er hinzu. Sein Verband wolle mit Gesundheitsämtern mit den Hygienefachleuten und Virologen entsprechend Handlungsempfehlungen erarbeiten.
Auch Oktoberfest und Cannstatter Wasen könnten trotz Corona stattfinden
„Wenn wir entsprechende mit den Behörden abgestimmte Hygienemaßnahmen haben, kann ich mir auch das Oktoberfest und den Cannstatter Wasen dieses Jahr vorstellen“, sagte der Schausteller-Chef. „Aber natürlich nicht einfach so wie früher, sondern eben mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen, zum Beispiel Einbahnstraßenverkehr.“ In der Hauptsache sollten Volksfeste familienorientiert sein und nicht unbedingt für eine Party-Zielgruppe.
Scharfe Kritik äußerte der Schaustellerverbandschef am CDU-Bundesgesundheitsminister: „Es hat uns empört, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gesagt hat, unsere Veranstaltungen seien verzichtbar für die Gesellschaft“, sagte Ritter. „Wir brauchen Volksfeste, um die Menschen wieder Freude zu bereiten“, sagte er. „Was nützt es, wenn der Virus besiegt ist und die Menschen dann an Depressionen leiden?“
Branche braucht Grundsicherung, sonst sterben die Volksfeste
Bis es wieder Volksfeste gebe, brauche die Branche einen staatlichen Rettungsschirm: „Wir brauchen eine Grundsicherung zum Überleben der Branche.“ Vorstellbar sei ein Prozentsatz der nachgewiesenen letzten Jahresumsätze, um das Überleben der Branche zu sichern. Wenn d Schausteller Zugmaschinen oder Geschäfte zum Überleben verkaufen müssten, könnten sie sie nicht mehr an einer Kirmes teilnehmen könne. „Dann sterben die Volksfeste“, betonte Ritter.
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