Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Corona-Pandemie: Kuka, Audi und Co: Auch in der Region impfen jetzt Betriebsärzte

Corona-Pandemie

Kuka, Audi und Co: Auch in der Region impfen jetzt Betriebsärzte

    • |
    Seit Beginn der Woche dürfen auch Betriebsärzte impfen. Doch die Organisation ist aufwändig.
    Seit Beginn der Woche dürfen auch Betriebsärzte impfen. Doch die Organisation ist aufwändig. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Nach 32 Jahren hat David Hasselhoff endlich die Freiheit gefunden, die er in seinem Hit "I've been looking for freedom" suchte. So zumindest sagt es der Sänger und Fernsehstar in einem Video, das gerade das Gesundheitsministerium in verschiedenen Netzwerken geteilt hat. In dem Film hält Hasselhoff stolz den frisch geimpften Oberarm in die Kamera und wirbt mit dem Satz: "Ich habe Freiheit mit der Impfung gefunden" dafür, sich gegen das Coronavirus immunisieren zu lassen.

    Mit der Werbemaßnahme will das Gesundheitsministerium die Impfbereitschaft im Land erhöhen. Die liegt nach aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts bei etwas über 70 Prozent, 75 Prozent will Gesundheitsminister Jens Spahn mindestens erreichen. Doch bisher ist das Land noch weit davon entfernt - auch, weil die Impfungen immer noch nicht so schnell wie geplant vorangehen. 45 Prozent der Menschen sind mindestens einmal geimpft. Etwas mehr als jeder Fünfte ist vollimmunisiert. Damit die Quote schneller steigt, dürfen seit Beginn dieser Woche auch Betriebsärzte impfen. Hört man sich unter den Medizinern und Firmen in der Region um, wird schnell klar: Die Impfbereitschaft ist nicht das Problem, es fehlt immer noch Impfstoff.

    Impfstart: Betriebsärzte haben 700.000 Impfdosen erhalten

    So haben zwar etwa 6300 Betriebsärzte in ganz Deutschland für diese erste Impfwoche Impfstoff bestellt, geliefert wurden insgesamt aber nur 700.000 Impfdosen, sagt Wolfgang Panter, Präsident des Verbands der Deutschen Betriebs- und Werksärzte. "Die Betriebe und Beschäftigten wollen Impfungen. Das große Problem ist momentan eher der Impfstoffmangel."

    Er rechnet vor, wie groß der Beitrag sein könnte, den Betriebsärzte leisten könnten: "In Deutschland gibt es etwa 44 Millionen abhängig Beschäftigte. Wenn man davon ausgeht, dass die Impfbereitschaft bei etwas über 70 Prozent liegt und das medizinische Personal abzieht, das ja zum Großteil schon geimpft wurde, kommen wir auf etwa 30 Millionen Beschäftigte, die Betriebs- und Werksärzte impfen könnten", sagt er. Wirtschaftsminister Peter Altmaier geht zwar davon aus, dass die Betriebsärzte bald monatlich rund drei Millionen Impfdosen bekommen können – doch Panter fordert mehr. "Wir könnten bis zu fünf Millionen Dosen im Monat verimpfen", sagt er.

    Wie knapp der Impfstoff noch ist, wird am Beispiel des Autozulieferers Hirschvogel mit Sitz in Denklingen im Kreis Landsberg deutlich. Das Unternehmen hat in Bayern und Thüringen rund 3500 Beschäftigte. Es möchte sie alle und ihre Angehörigen immunisieren, wenn sie eine Impfung möchten. "Wir würden für unsere Mitarbeiter in den deutschen Werken und deren Familienangehörige theoretisch etwa 26.000 Impfstoffdosen für eine Erst- und Zweitimpfung benötigen, sofern keine Impfungen bereits über Impfzentren oder Hausärzte erfolgen", sagt Unternehmenssprecherin Michaela Heinle. Bekommen hat der Betrieb 240 Dosen in der ersten Woche. "Insofern wären höhere Liefermengen wünschenswert", sagt sie. Aus anderen Unternehmen ist Ähnliches zu hören.

    Kuka, Audi und andere teilen ihre Mitarbeiter in Impfgruppen ein

    Beim Ingolstädter Autobauer Audi wird seit Dienstag geimpft. Für die Standorte in Ingolstadt und Neckarsulm bekommt der Autobauer in der ersten Woche etwa 2500 Impfdosen, teilt Unternehmenssprecher Joachim Cordshagen mit. Da die Zahl der Dosen nicht für alle Mitarbeiter ausreiche, die sich impfen lassen wollen, hat sich das Unternehmen entschlossen, die Mitarbeiter in Gruppen aufzuteilen. Ein Schritt, zu dem auch der Verband der Betriebsärzte allen Firmen rät. Bei Audi sollen zunächst alle geimpft werden, an deren Arbeitsplatz eine durchgehende Maskenpflicht herrscht, und alle, die gesundheitlich besonders gefährdet sind. Gleichzeitig kann sich aber die gesamte Belegschaft schon für die Impfung anmelden.

    Der Roboterbauer Kuka geht nach einem ähnlichen Prinzip vor. Auch die Augsburger wollen möglichst schnell einen Großteil ihrer Belegschaft impfen. Das Interesse sei sehr hoch, mehrere Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten sich schon angemeldet, teilt Sprecher Wolfgang Meisen mit. Zunächst will das Unternehmen all jene impfen, die viel Außenkontakt hätten oder nicht im Homeoffice arbeiten können, weil vor Ort anwesend sein müssen – etwa in der Produktion, der Logistik oder der Reparatur. Danach sollen andere Gruppen folgen. Airbus Helicopters in Donauwörth legt ebenfalls große Hoffnungen auf die Impfung – und auch dort ist die Nachfrage hoch. So teilt der Sprecher Gregor von Kursell mit: "Wir hoffen, dass wir durch die Impfungen dazu beitragen, die Arbeitsabläufe im Werk weiter zu normalisieren." Denn als produzierendes Unternehmen sei die Präsenz in manchen Bereichen andauernd relativ hoch gewesen.

    Impfung beim Betriebsarzt: Was ist mit Handwerkern und kleinen Firmen?

    Dass sich der Kontakt zu anderen Menschen in der Pandemie nicht wirklich verringern ließ, ist auch eine Erfahrung, die viele Handwerksbetriebe in der Region gemacht haben. Sie stehen nun allerdings vor dem Problem, dass sie meist keinen eigenen Betriebsarzt haben, sondern von Medizinern außerhalb ihrer Firmen betreut werden. Durch sie eine Impfung zu koordinieren ist relativ aufwändig. Das macht auch Patrick Augustin, Arbeitssicherheitsexperte bei der IHK Schwaben, deutlich. Auch er tauscht sich regelmäßig mit kleineren Unternehmen aus. Die Forderung der Handwerkskammer und auch der Wunsch vieler IHK-Betriebe ist es deshalb, dass kleinere Betriebe sich feste Termine in Impfzentren reservieren können, zu denen sie ihre Belegschaft impfen lassen können. "Denn der Aufwand, eine Impfung im eigenen Unternehmen zu organisieren, ist recht hoch", sagt Augustin. "Die Firmen brauchen einen eigenen Raum, eine Notfallversorgung, ein Sicherheits- und Hygienekonzept. Für kleinere Firmen ist das schwierig." Dass die Organisation komplex sei, sagt auch der Präsident der Betriebsärzte, Wolfgang Panter. Dennoch sei sie bisher in den meisten Fällen geglückt. Seine Bilanz zum Impfstart: "Die Rückmeldungen sind durchmischt. Die Organisation stimmt, aber es fehlt einfach der Impfstoff."

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden