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Corona-Pandemie: Gastronomen in der Krise: "Die Not ist brutal"

Corona-Pandemie

Gastronomen in der Krise: "Die Not ist brutal"

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    Die Gastronomie leidet weiter unter dem Lockdown.
    Die Gastronomie leidet weiter unter dem Lockdown. Foto: Boris Roessler, dpa

    In den längst vergangenen normalen Zeiten, würden sich viele Gastronomen jetzt, zwischen den Jahren, auf die großen Silvester-Sausen mit ausgebuchten Sälen vorbereiten. Aber auch dieses attraktive Abschlussgeschäft wird es heuer nicht geben. Einmal mehr fallen den Gasthäusern Umsätze weg, die nicht zu kompensieren sind. Neujahr 2021 ist nur einmal. Der Champagner, der in dieser Nacht nicht perlt, bleibt im Restaurantkeller. Die Gäste trinken vielleicht daheim eine Flasche, aber davon haben die Wirtsleute, Restaurantbesitzer und Klub-Besitzer nichts.

    Gastronomie im Lockdown: 65 Prozent der Gastwirte sehen Existenz gefährdet

    Mitten im zweiten Lockdown hat die Präsidentin des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Angela Inselkammer über die Lage ihrer von Corona besonders belasteten Branche informiert. Sie sagt: "Die Not ist brutal". Nach einer Umfrage des Verbandes sehen sich 65 Prozent der Dehoga-Betriebe "ernsthaft in ihrer Existenz gefährdet".

    Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel - und Gaststättenverbandes.
    Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel - und Gaststättenverbandes. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    40.000 gastgewerbliche Betriebe gibt es in Bayern. Vor Corona zählte die Branche rund 450.000 Erwerbstätige. Wie viele es danach sein werden, bleibt abzuwarten. Inselkammer sagt: "Wir kämpfen dafür, dass wir nicht einen einzigen Betrieb verlieren." Zugleich beklagt sie: "Wir haben keine klare Perspektive. Dass wir nicht planen können, macht uns große Sorgen."

    Bei einer Verlängerung des Lockdown bleiben Gaststätten zu

    Wie es nach dem 10. Januar weitergeht, werden die Ministerpräsidenten am 5. Januar beraten. Dass der Freistaat und die Gasthäuser danach allerdings wieder aufgesperrt werden, ist – nach allen bekannten Äußerungen der Länderchefs – derzeit wohl ausgeschlossen. Der Lockdown wird in die Verlängerung gehen. Die Gastleute werden damit leben müssen, dass die stade Zeit für sie länger stad bleibt, als allen lieb sein kann.

    Zugleich hilft der Staat. Für die Betriebsschließungen im November und Dezember hat die Bundesregierung wegen des Lockdowns Gastronomiebetrieben Zahlungen in Höhe von bis zu 75 Prozent des Umsatzes vom Vorjahresmonat versprochen. Danach wird es mit den sogenannten Überbrückungshilfen weitergehen.

    Inselkammer kritisiert allerdings, dass das Geld nicht so schnell auf den Firmenkonten ankommt, wie erhofft: "Wir erfahren, dass es sich zieht und wir bisher keine wesentlichen Zahlungen bekommen haben." Das Bundeswirtschaftsministerium weist den Vorwurf der Verzögerung auf Anfrage zurück und betont, dass branchenübergreifend von den außerordentlichen Wirtschaftshilfen für den zweiten Lockdown bereits über 1,15 Milliarden Euro für den Monat November geflossen seien.

    Dehoga-Chefin: Große Nachfrage bei Öffnung der Gastronomie

    Inselkammer vertraut darauf, dass die versprochenen Gelder fließen und betont: "Wir brauchen die Unterstützung der Politik, denn wir sind unverschuldet in Not gekommen." Manche hätten ihr ganzes, über Generationen aufgebautes Vermögen eingesetzt, um die Krise zu überstehen.

    Wenn diese denn vorbei ist, wird das Geschäft wieder laufen, zeigt sich Inselkammer überzeugt: "Wenn wir wieder aufmachen dürfen, wird die Nachfrage groß sein. Ich habe da eine große Zuversicht. Wir müssen nur wissen, wann und unter welchen Umständen es weitergeht."

    Wie künftig mit den Corona-Geimpften umgehen?

    Zum perspektivischen Ausblick gehört auch die Diskussion darüber, wie künftig mit bereits Geimpften in der Gastronomie umgegangen werden soll. Inselkammer sagt: "Ich würde da relativ pragmatisch vorgehen. Das wird sich von ganz alleine finden." Man werde in die Situation kommen, wo es beispielsweise eine Festanfrage mit 50 geladenen Gäste gebe, von denen alle geimpft seien. Soll man denen das gemeinsame Feiern verbieten? "Das halte ich für eine schwierige Geschichte."

    In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

    Die Reihenfolge der Impfungen ist in einer Verordnung des Gesundheitsministeriums festgelegt.

    Zunächst sollen Menschen an die Reihe kommen, die unter "höchste Priorität" eingestuft sind. Dazu gehören Bürgerinnen und Bürger, die älter als 80 Jahre sind, ...

    ...genauso wie Menschen, die in Pflegeheimen betreut werden oder dort arbeiten.

    Auch Pflegekräfte in ambulanten Diensten und Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit erhöhtem Expositionsrisiko gehören dazu. Darunter fallen: Mitarbeiter in Corona-Impfzentren, Notaufnahmen oder Intensivstationen.

    "Höchste Priorität" haben außerdem Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Risikogruppen behandeln. Darunter ist zum Beispiel die Transplantationsmedizin gelistet.

    Als nächstes sollen Menschen geimpft werden, die unter "hohe Priorität" kategorisiert sind. In erster Linie sind das jene, die über 70 Jahre alt sind.

    Auch wer bestimmte Erkrankungen oder Behinderungen aufweist, fällt in diese Kategorie. Dazu gehören Trisomie 21 und Demenz. Auch wer eine Organtransplantation hatte, wird mit hoher Priorität geimpft.

    Es genügt außerdem, Kontaktperson von Menschen in Risikogruppen zu sein, um mit hoher Priorität geimpft zu werden werden. Dazu gehören enge Kontaktpersonen von Menschen über 80, von Schwangeren oder Bewohnern von Pflegeheimen. Auch Personen, die in Einrichtungen für Senioren oder für Menschen mit geistiger Behinderung leben, sollen mit hoher Priorität geimpft werden. Außerdem fallen Pflegerinnen und Pfleger, die Menschen mit Behinderung stationär oder ambulant betreuen, in diese Kategorie.

    Auch bestimmte Berufsgruppen sollen schnell an die Reihe kommen. Vor allem solche, die in der Öffentlichkeit aktiv sind und viel Kontakt zu Bürgern haben. Dazu gehören Polizisten und Ordnungskräfte, die auf Demonstrationen unterwegs sind, sowie Mitarbeiter in Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften oder Krankenhäusern.

    Als dritte Kategorie definiert das Gesundheitsministerium Menschen mit "erhöhter Priorität". Dazu gehört die Altersgruppe zwischen 60 und 70 Jahren.

    Außerdem sollen dann Menschen geimpft werden, die zwar in medizinischen Berufen arbeiten, aber einem niedrigerem Expositionsrisko ausgesetzt sind. Dazu gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Laboren.

    Erhöhte Priorität haben auch Menschen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chronische Nierenerkrankung, chronische Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, diversen Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma.

    Auch bestimmte Berufsgruppen fallen in diese Kategorie. Darunter Lehrer und Erzieher, Polizisten, Regierungsmitarbeiter, Verwaltungsangestellte, Feuerwehrmänner und -frauen, Katastrophenschutz, THW oder Justiz.

    Erhöhte Priorität haben außerdem Menschen, die in kritischer Infrastruktur arbeiten. Dazu gehören Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentliche Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation.

    Auch Personen mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen werden mit erhöhter Priorität geimpft.

    Wer nicht in eine dieser drei Kategorien fällt, wird ohne Priorität geimpft. Also erst dann, wenn Menschen aus diesen Kategorien an der Reihe waren.

    Bleiben werde von der Krise, wenn sie dann irgendwann vorüber ist, das To-Go-Geschäft, glaubt Inselkammer. Wobei sie, die in Aying selbst ein Gasthaus betreibt, betont, dass dieses neue Geschäft nicht das Miteinander in der Gaststube ersetzen könne. "Wir sind der Anlaufpunkt für das ganze Dorf. Und das ist so wichtig."

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