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Corona-Pandemie: Beschränkungen für den Einzelhandel: Warum 800 Quadratmeter?

Corona-Pandemie

Beschränkungen für den Einzelhandel: Warum 800 Quadratmeter?

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    Ab 27. April dürfen Einzelhandelsgeschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder öffnen.
    Ab 27. April dürfen Einzelhandelsgeschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder öffnen. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Wenn Menschen Größenordnungen vergleichen, orientieren sie sich in Deutschland gerne an Fußballfeldern oder auch am Saarland. Andere Bezugsgrößen sind wahlweise runde Zahlen - so gibt das Robert Koch-Institut beispielsweise die Corona-Fallzahlen für die Bundesländer auf 100.000 Einwohner gerechnet an. All das dient dazu, sich etwas unter einer Größe vorstellen zu können.

    800 Quadratmeter - auf der Pressekonferenz am Mittwoch räumte Bundeskanzlerin Angela Merkel ein, dass über diese Zahl auch diskutiert wurde. Aber die Kompromisslösung mit 800 Quadratmetern sei nicht dadurch zustande gekommen, dass Betriebe mit größeren Flächen keine entsprechenden Schutzkonzepte für hygienische Maßnahmen ergreifen könnten. Es gehe um die Anzahl der betroffenen Geschäfte und der Personen.

    Ein Betrieb gilt ab 800 Quadratmetern als großflächig

    Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder betonte ebenfalls, dass man große Menschenansammlungen vermeiden wolle, sonst würde man den positiven Effekt der vergangenen Wochen innerhalb weniger Tage wieder aufheben. Er selbst sagte: "Ich persönliche halte 800 Quadratmeter fast für zu viel." Dennoch orientiert sich Bayern in dieser Hinsicht an der bundesweiten Linie. Die Regel gilt in Bayern ab dem 27. April.

    Geschäfte wie Kfz-Händler, Fahrradhändler, Buchhandlungen, Bau- und Gartenmärkte sowie Gärtnereien sind von diesen Regelungen ausgenommen - und dürfen schon früher, nämlich ab dem 20. April, wieder öffnen.

    Doch woran orientieren sich nun die 800 Quadratmeter für den Einzelhandel? Söder erwähnte am Mittwoch, dass eine baurechtliche Vorschrift als Anhaltspunkt galt. Laut einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Jahr 2005 gilt ein Betrieb als großflächig, wenn eine Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern überschritten wird.

    Laut Handelsverband haben in Bayern etwa 80 Prozent der Geschäfte unter 800 Quadratmeter Verkaufsfläche

    Im Freistaat fällt laut Bernd Ohlmann, Pressesprecher des bayerischen Handelsverbands, eine Vielzahl an Geschäften unter diesen Wert. "Mehr als 80 Prozent der bayerischen Einzelhandelsgeschäfte fallen unter die 800 Quadratmeter", sagt Ohlmann. Das liege vor allem daran, dass es in Bayern noch viele mittelständische Betriebe gebe, die nicht so groß seien. Selbst viele Supermärkte fielen unter diese Grenze.

    Laut Ohlmann ist die Lockerung für die Händler ein positives Signal. "Aber wir sind schon enttäuscht, wir hätten uns auch gewünscht, wie in den anderen Bundesländern, dass die Händler am Montag öffnen können. Gerade bei kleinen Händlern zählt jeder Tag", sagt Ohlmann.

    800 Quadratmeter sind so groß wie ein Handballfeld

    Auch die 800 Quadratmeter ärgern den Sprecher, aus seiner Sicht sollten alle Geschäfte ihre Türen öffnen dürfen. "Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen können auch dort eingehalten werden", sagt Ohlmann. Dennoch böten die Maßnahmen eine Perspektive für die Händler - abgesehen von großen Einkaufscentern: "Was geschieht mit den Shopping-Malls und Warenhäusern? Söder hat gesagt, dass man sich in zwei, drei Wochen zusammensetzen werde, das hätten wir uns konkreter gewünscht."

    Ein Handballfeld hat die Größe von 800 Quadratmetern.
    Ein Handballfeld hat die Größe von 800 Quadratmetern. Foto: Paul Zinken, dpa

    Doch für viele Händler sei die Lockerung ein Schritt in die richtige Richtung. Laut Ohlmann könnten in den kleinen Städten fast alle Geschäfte öffnen, da dort nur wenige die 800 Quadratmeter-Regel überschreiten. In Großstädten sei das anders.

    Und wie viel sind nun 800 Quadratmeter? Diese entsprechen der Größe eines Handballfeldes. Zum Vergleich: Der Rathausplatz in Augsburg hat laut Geodatenamt ohne Philippine-Welser- und Maxstraße, aber mit dem Weg vor dem Verwaltungsgebäude eine Fläche von etwa 4000 Quadratmetern. Das ist aber immer noch deutlich weniger als ein Fußballfeld. Das hat, wenn man sich an der Norm der Verbände FIFA und UEFA orientiert, 7140 Quadratmeter.

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