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Corona-Krise: Sachverständigenrat hofft auf Aufschwung nach Abschwung

Corona-Krise

Sachverständigenrat hofft auf Aufschwung nach Abschwung

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    „Ein Unternehmen wie BASF tätigt wichtige Investitionen lieber in den USA als am Stammsitz in Ludwigshafen“, warnt Ökonom Lars Feld.
    „Ein Unternehmen wie BASF tätigt wichtige Investitionen lieber in den USA als am Stammsitz in Ludwigshafen“, warnt Ökonom Lars Feld. Foto: Arne Dedert, dpa

    Der Tag begann mit schlechten Nachrichten. Die Wirtschaftsforscher des Ifo-Instituts hatten Alarm geschlagen und in der Corona-Krise ein Schreckensszenario an die Wand gemalt. „Die Kosten werden voraussichtlich alles übersteigen, was aus Wirtschaftskrisen oder Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte in Deutschland bekannt ist“, warnte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Einen Wirtschaftseinbruch von 7,2 bis 20,6 Prozentpunkte und Kosten von 255 bis 729 Milliarden Euro sagten seine Ökonomen voraus.

    Doch am Dienstagmittag kam die Entwarnung. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat vorsichtige Hoffnungen, dass es die deutsche Wirtschaft längst nicht so brutal erwischt.

    Lars Feld rechnet mit Konjunkturdellen

    Der Vorsitzende des Rates, Lars Feld, machte deutlich, dass er wegen der Krise mit Konjunkturdellen rechnet. Es werde aber „vielleicht nicht ganz so schlimm kommen“, wie man es vom Ifo Institut gehört habe, erklärte er. Die wichtigste Erkenntnis des Sachverständigenrates: Die Krise wird sich eher in V-Form oder U-Form entwickeln. Ein „L“, das Schreckgespenst der Wirtschaft, sei kaum zu erwarten. Während bei der V-Entwicklung auf einen steilen Absturz ein ebenso steiler Aufschwung folgt, bildet der U-Verlauf einen steilen Absturz ab, auf den sich vor den Aufschwung eine Stabilisierungsphase auf niedrigem Niveau legt. Beim „L“ schließt sich dem Absturz eine lange Flaute an.

    Feld wollte sich nicht in Zahlen ergießen, wie es Ifo mit sechs gerechneten Szenarien getan hatte. Einen Korridor nannte der Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Uni Freiburg trotzdem. Bei einen durch die Regierung verordneten Stillstand (Shutdown) für viele Bereiche der deutschen Wirtschaft von fünf Wochen Dauer sowie einer zweiwöchigen Erholungsphase würde der Wirtschaftseinbruch demnach unter fünf Prozent liegen.

    Wichtig, schnell aus der Corona-Krise herauszukommen

    Etwas schlimmer wäre es bei einem sieben Wochen andauernden Shutdown und einer Erholungsphase von fünf Wochen. „Dann landen wir bei einem Szenario wie nach der Finanzkrise“, sagte Feld. Damals, im Jahr 2009, war die deutsche Wirtschaft um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen.

    „Viel hängt am Ende davon ab, dass wir schnell aus der Krise herauskommen“, sagte Feld mit Blick auf das Coronavirus. Der Experte wies gleichzeitig darauf hin, dass das erste Quartal in Deutschland ja noch gut gelaufen sei. „Wenn es uns gelingt, ab dem dritten Quartal mit kräftiger Erholung voranzugehen, dann sind wir bei weitem nicht so pessimistisch, wie es das Ifo Institut in seinen Extrem-Szenarien ist“, fasste Feld zusammen.

    Altmaier: Zuschüsse an Unternehmen hoffentlich noch diese Woche

    Wirtschaftsminister Peter Altmaier freute sich. Er habe aus dem Austausch mit den Experten „eine große Ermutigung“ mitgenommen, so der CDU-Politiker. Er betonte die Bereitschaft der Regierung, im Bedarfsfall weitere Milliarden auf den Tisch zu legen. Alles bisher Beschlossene sei nur „ein erster Schritt“, sagte Altmaier, der damit bei der FDP Protest hervorrief. Fraktionsvize Michael Theurer forderte, der Minister müsse jetzt handeln und „Mittelständler stärker bei den bisherigen Hilfsmaßnahmen berücksichtigen und einen speziellen Rettungsfonds für Start-ups auflegen“. An diesem sollten auch die privaten Gesellschafter beteiligt werden, damit die private Risikoübernahme erhalten bleibe.

    Soloselbständigen und Betrieben mit wenigen Angestellten machte Altmaier Mut. Er hoffe, dass zumindest in einigen Bundesländern die „ersten Zuschüsse an ganz kleine Unternehmen noch in dieser Woche ausgezahlt werden können“. Die Regierung hat bei maximal fünf Beschäftigen 9000 Euro, bei maximal zehn Beschäftigten 15.000 Euro Zuschuss als Soforthilfe versprochen. Das Geld soll über die Bundesländer ausgezahlt werden, die dazu auch die Details bekannt geben werden.

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