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Corona-Krise: Ökonom Hans-Werner Sinn fordert Aussetzung der Schuldenbremse

Corona-Krise

Ökonom Hans-Werner Sinn fordert Aussetzung der Schuldenbremse

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    Hans-Werner Sinn war Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung.
    Hans-Werner Sinn war Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung. Foto: Marc Müller, dpa (Archiv)

    Der Ökonom Hans-Werner Sinn hat angesichts des Kampfs gegen die Coronavirus-Krise eine Aussetzung der Schuldenbremse gefordert. "Nun schlägt die Stunde einer radikalen Gesundheitspolitik, da darf uns kein Geld zu schade sein", sagte der  frühere Präsident des Münchner Ifo-Instituts unserer Redaktion. Die Schuldenbremse dürfen den geplanten Milliardenausgaben der Bundesregierung nicht im Wege stehen  "Eine Seuche ist ein Ausnahmetatbestand des Grundgesetzes", betonte Sinn. "Wir befinden uns im Krieg gegen das Coronavirus. Drakonische Eingriffe in die Wirtschaft sind erforderlich, um den Krieg nicht zu verlieren."

    Gleichwohl müsse die Rückzahlung der Schulden gesichert sein: "Wenn Deutschland unter Berufung auf den Notstand mehr Schulden aufnimmt, verlangt das Grundgesetz dazu immer auch einen konkreten Plan, wie diese getilgt werden sollen", sagte Sinn. Der Ökonom erwartet einen deutlichen Einbruch der deutschen Konjunktur: "Das führt zu einer Rezession, die die Wachstumszahlen für dieses Jahr gründlich verhageln wird, wahrscheinlich deutlich in den Minusbereich hinein", sagte er der Zeitung. "Das ist alles doch dramatischer, als es hier noch vor kurzem aussah", betonte Sinn, "weil die Seuche wahrscheinlich nicht vor der Sommerpause erledigt sein wird".

    Coronavirus: Eine Angebotskrise wie 1974 die Ölkrise

    Der Ökonom vergleicht die aktuelle Situation um das Coronavirus mit der Ölkrise der Siebzigerjahre. "Heute ist es eine Angebotskrise wie 1974 die Ölkrise", erklärte Sinn. Damals habe der Brennstoff gefehlt, heute seien es die Menschen als Produktionsfaktor, die wegen der Quarantänemaßnahmen nicht arbeiten können. Die Situation sei deshalb nicht mit der Finanzkrise vergleichbar. "Denn 2008 war es eher eine Nachfragekrise. Da half die Geldpolitik." Dies sei bei einer Angebotskrise anders. "Deshalb kann die Bundesregierung mit dem bloßen Geldausgeben heute nicht viel erreichen", betonte Sinn.

    Der frühere Ifo-Präsident hat auch für sich selbst Vorsichtsmaßnahmen getroffen und bleibt erst einmal zu Hause. "Die Termine werden ohnehin meistens abgesagt und ich gehöre mit 72 Jahren natürlich zur Risiko-Gruppe", sagte Sinn. (AZ)

    Den ganzen Artikel zum Gespräch mit Hans-Werner Sinn finden Sie hier: Top-Ökonom Hans-Werner Sinn: "Wir befinden uns im Krieg gegen Corona"

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