IG-Metall-Chef Jörg Hofmann warnt die Bundesregierung vor den Folgen, die ein Runterfahren der Industriebetriebe haben würde. „Dann würde unsere Wirtschaftskraft zusammenbrechen. Doch diese Kraft brauchen wir dringend, um uns weiter alle sozialstaatlichen Maßnahmen zur Abfederung der Folgen der Krise leisten zu können", sagte der Gewerkschafter unserer Redaktion.
Er fügte hinzu: „Wenn die Produktionsbetriebe zwei, drei Wochen schließen würden, dauert es mindestens doppelt so lange, ehe die Firmen wieder in der Lage sind, richtig los zu legen.“
In der Industrie können viele Mitarbeiter kein Homeoffice machen
Hofmann forderte: „Wir müssen - soweit es geht - die industrielle Produktion fortsetzen, weil so Wertschöpfung und Einkommen für viele Menschen entsteht. Die Finanzierung unseres Sozialstaats kommt nicht aus der Steckdose.“
Forderungen der Metall-Arbeitgeber nach einer Nullrunde und einem Abbau von Privilegien wies der Gewerkschafter zurück: „Wer die Krise jetzt zum Abbau von Arbeitnehmerrechten missbrauchen will, der wird sich an uns die Zähne ausbeißen. Ich halte das für eine Unverschämtheit.“ Hofmann fügte hinzu: „Denn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben viel dazu beigetragen, dass wir die Krise bisher gut überstanden haben.
IG-Metall-Chef erteilt Forderung nach Nullrunde eine Absage
So haben die Beschäftigten ihre Arbeitszeitkonten abgebaut, sie haben auf Schichten, also Einkommen verzichtet, sie haben ihre Urlaube dann genommen, wenn das für die Unternehmen gut war.“ Angesichts der Corona-Lage wäre es auf Arbeitgeberseite angemessen, "die Cowboy-Mentalität abzulegen und konstruktiv an Themen zu arbeiten“.
Der IG-Metall-Chef erteilte einer Verschiebung der Tarifrunde wegen der Corona-Pandemie eine Absage: „Wir sind den Arbeitgebern im März 2020 entgegengekommen und haben auf Lohnerhöhungen verzichtet und die Verhandlungen verschoben. Noch einmal schieben wir die Tarifrunde nicht auf.“
Lesen Sie hier das ganze Interview: IG-Metall-Chef warnt vor Runterfahren der Industrie: "Wirtschaftskraft würde zusammenbrechen"
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