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Corona-Gipfel: Händler warnen vor neuem Lockdown

Corona-Gipfel

Händler warnen vor neuem Lockdown

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    Claus-Dietrich Lahrs, Chef des Bekleidungsunternehmens s.Oliver.
    Claus-Dietrich Lahrs, Chef des Bekleidungsunternehmens s.Oliver. Foto: s.Oliver

    Im Einzelhandel sind die Sorgen groß, dass ein neuer Lockdown den Betrieben keine Luft mehr zum Atmen lässt. Der Chef des Bekleidungsunternehmens s.Oliver, Claus-Dietrich Lahrs, fordert, die Öffnung des Handels nicht weiter von den Inzidenzwerten abhängig zu machen: „Aus unserer Sicht ist es unzureichend, sich an blanke Inzidenzwerte zu klammern“, sagt Lahrs unserer Redaktion. „So lernen wir nie mit dem Virus zu leben“, betont er. „Es muss zu einer echten Risikoabwägung kommen, die andere Indikatoren wie die Intensivbettenbelegung oder die Impfrate einbezieht, so schlägt es auch das Robert-Koch-Institut vor“, argumentiert er.

    Am Montag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen in der Corona-Politik beraten. Angesichts wieder steigender Corona-Ansteckungen in Deutschland deutete sich am Freitag an, dass der Lockdown wieder verschärft werden könnte. Ärztevertreter und Gesundheitspolitiker sehen die steigenden Fallzahlen mit großer Sorge.

    Handelsverband: "An den Entscheidungen am Montag hängen Existenzen"

    Der Deutsche Handelsverband (HDE) warnte diese Woche dagegen vor neuen Verschärfungen für den Handel. Durch die ersten Öffnungsschritte der vergangenen Woche hätten viele Händler ein kleines Licht am Ende des Tunnels gesehen, teilte der Verband mit. Eine Rückkehr in den Lockdown würde ihnen die Perspektive rauben. „Unter Händlern herrscht Einigkeit. Wir müssen jetzt die flächendeckende Öffnung des Handels angehen und das Impftempo erhöhen. An den Entscheidungen am Montag hängen Existenzen“, warnte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

    Die Händler sind überzeugt, dass ihre Geschäfte nicht maßgeblich zur Verbreitung des Virus beitragen. „Wir leisten unseren Beitrag, indem wir umfangreiche Hygienekonzepte umsetzen“, sagt zum Beispiel s.Oliver-Chef Lahrs. „Diese haben sich bereits bewährt, das zeigt auch der Lebensmitteleinzelhandel, der in den vergangenen Monaten trotz deutlich höherer Frequenzen nicht als Infektionsquelle aufgefallen ist.“

    s.Oliver-Chef Lahrs: "Es geht um eine hohe Zahl an Arbeitsplätzen"

    Der Handel warnt vor einem Niedergang der Innenstädte. „Bund und Länder setzen die Wirtschaft aktuell ganz bewusst einem sehr, sehr hohen Risiko aus“, warnt Lahrs. „Es geht um eine hohe Anzahl von Arbeitsplätzen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es wird vergessen, dass die Wirtschaft für den Wohlstand sorgt, von dem wir in der aktuellen Krisensituation profitieren.“

    s.Oliver hat sich der Initiative „Das Leben gehört ins Zentrum“ angeschlossen, die ein Ausbluten der Innenstädte durch die Corona-Krise vermeiden will. „Wenn die Wirtschaft am Ende am Boden liegt, werden wir unser Land nicht wiedererkennen“, sagt Lahrs.

    Harte Zeiten für viele Unternehmen: Ein Schild mit der Aufschrift «Geschäftsaufgabe» hängt im Schaufenster eines Ladens.
    Harte Zeiten für viele Unternehmen: Ein Schild mit der Aufschrift «Geschäftsaufgabe» hängt im Schaufenster eines Ladens. Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa

    Von den aktuellen Öffnungsschritten und deren Umsetzung in den Bundesländern zeigen sich die vom Lockdown betroffenen Händler enttäuscht, berichtete der Handelsverband. Dieser hat rund 1000 Handelsunternehmen zur Corona-Politik befragt. Das Ergebnis: "Rund 80 Prozent von ihnen fordern die vollständige Öffnung des Einzelhandels unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln. Hoffnung setzen sie auch in Impfungen, die laut 70 Prozent der Befragten schneller durchgeführt werden sollten", teilte der Verband mit. "Gut die Hälfte der Händler erwartet von Bund und Ländern eine Anpassung der Wirtschaftshilfen unter Berücksichtigung eines Unternehmerlohns."

    Die Fortsetzung der aktuellen Maßnahmen könne sich nur ein Zehntel der befragten Händler vorstellen. Händler, die nur Click & Meet anbieten könnten, würden die zurückliegenden Öffnungsschritte und deren Umsetzung überwiegend als „mangelhaft“ einschätzen, so der Handelsverband.

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