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Corona: Biontech und Moderna erhöhen die Impfstoffpreise deutlich

Corona

Biontech und Moderna erhöhen die Impfstoffpreise deutlich

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    Durch die Entwicklung der Impfstoffe gegen das Coronavirus erzielen Biontech und auch der US-Konkurrent Moderna enorme Gewinne.
    Durch die Entwicklung der Impfstoffe gegen das Coronavirus erzielen Biontech und auch der US-Konkurrent Moderna enorme Gewinne. Foto: Boris Roessler, dpa

    Die Forscherinnen und Forscher der Pharmaunternehmen Biontech und Moderna haben mit ihrer Arbeit der Welt einen großen Dienst erwiesen. So schnell wie nie haben sie wirksame Gegenmittel gegen ein gefährliches Virus entwickelt. Die Impfstoffe sind wesentlich dafür, um den Erreger in Schach zu halten.

    Für beide Unternehmen ist das nicht nur ein großer wissenschaftlicher Erfolg, sondern auch ein kommerzieller. Von jedem Euro Umsatz hat Biontech im ersten Halbjahr dieses Jahres 53 Cent Gewinn gemacht, Moderna an jedem Dollar sogar 63 US-Cent verdient. Es sind Traumrenditen – und die Firmen wollen noch mehr.

    Bezahlen werden das die Europäer. Denn für die Europäische Union haben beide Unternehmen die Preise nach oben gesetzt. Pro Dosis Serum erhalten Biontech und sein Produktionspartner Pfizer 19,50 Euro statt wie bisher 15,50 Euro. Moderna bekommt pro Einheit nun 21,50 Euro und damit 2,50 Euro mehr als davor. Zuerst hatte die britische Financial Timesdarüber berichtet, die Einblick in die Verträge hatte. Es ist die EU-Kommission, die per Sammelbestellung die Impfstoffbeschaffung für alle Mitgliedstaaten übernimmt. Sie sicherte sich hunderte Millionen Einheiten, um den Europäern Auffrischungsimpfungen verabreichen zu können.

    Biontech und Moderna: Frankreich bestätigt Preisaufschlag

    Der französische Europa-Staatssekretär Clement Beaune bestätigte eine Preiserhöhung, ohne allerdings konkrete Summen zu nennen. Seinen Worten nach haben die Unternehmen den Aufschlag damit begründet und durchgesetzt, dass die Impfstoffe an die hochansteckende Delta-Variante des Erregers angepasst werden müssen. Teurer werde es nicht nur für die EU, sondern für alle Länder. Das heißt nicht, dass arme Staaten genauso viel auf den Tisch legen wie wohlhabende. Laut Pfizer-Chef Albert Bourla berechnet sein Unternehmen den Armen nur die Produktionskosten. Länder mit bescheidenem Wohlstand zahlen rund die Hälfte des Preises reicher Staaten.

    Während die Regierungen der wohlhabenden EU-Mitglieder die kräftige Preiserhöhung stillschweigend hinnahmen, regt sich im Bundestag Widerstand. Die Linke vertritt am lautesten die Auffassung, dass der Kampf gegen die Pandemie nicht zu Festspielen des Kapitals werden darf. "Es ist schamlos, dass Biontech und Moderna die Preise für die lebensrettenden Coronaimpfstoffe jetzt um 10 bis 25 Prozent anheben und es ist ein Armutszeugnis für die Bundesregierung, sich weiterhin schützend vor die Konzerne zu stellen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Achim Kessler, unserer Redaktion.

    Angesichts des Gewinns von 3,9 Milliarden Euro allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres machte Kessler zwei Forderungen an Biontech auf: Erstens die Rückzahlung der 375 Millionen Euro, die das Unternehmen als Zuschuss vom Forschungsministerium erhalten hat. Und zweitens eine Freigabe der Patente, damit auch ärmere Länder mit der Produktion der Corona-Impfstoffe beginnen können. Bislang konnten sie nur einen Bruchteil ihrer Bevölkerung durch die Spritzen schützen.

    Kostet bald mehr: Ein Arzt impft eine junge Frau mit dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer.
    Kostet bald mehr: Ein Arzt impft eine junge Frau mit dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer. Foto: Fabian Sommer, dpa

    "Wir wissen aus den Erfahrungen mit der HIV/Aids-Pandemie, dass es politischen Druck benötigt, um die Pharmaunternehmen zur Herausgabe von Lizenzen und Technologien zu bewegen", erklärte Kessler. Der Abgeordnete forderte von der Bundesregierung, den Druck auf Biontech zu erhöhen, damit der Patentschutz aufgehoben werde.

    Deutschland will wieder Apotheke der Welt werden

    Die Bundesregierung weist beide Forderungen zurück. Sie stellt sich bislang vor den neuen Star am Himmel der Pharmaunternehmen. Das Kalkül dahinter: Biontech soll mit den Milliardengewinnen den Kern einer modernen Arzneimittelproduktion Made in Germany bilden.

    Deutschland war schon einmal Apotheke der Welt, bevor es diesen Rang einbüßte. "Ich bin zutiefst davon überzeugt – der Biontech-Standort Deutschland hat hervorragende Chancen, bei bahnbrechenden Neuerungen in der Medizin eine maßgebliche Rolle zu spielen", sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Frühjahr bei einem Forschungsgipfel.

    Kessler hat bei der Bundesregierung nachgefragt, ob sich Minister oder Staatssekretäre bei Biontech dafür verwendet haben, das Schulungszentrum zur Produktion der neuartigen mRNA-Impfstoffe in Südafrika zu unterstützen. Die Antwort ist eindeutig: "Die Abfrage hat keine Gespräche mit externen Dritten (nur Leitungsebene) ergeben".

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