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CityAirbus: Trotz schwerer Airbus-Krise: Die Flugtaxis sollen abheben

CityAirbus

Trotz schwerer Airbus-Krise: Die Flugtaxis sollen abheben

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    Der CityAirbus wird weiter in Donauwörth entwickelt. Die Airbus-Führung steht auch in schwierigen Corona-Zeiten hinter dem Projekt.
    Der CityAirbus wird weiter in Donauwörth entwickelt. Die Airbus-Führung steht auch in schwierigen Corona-Zeiten hinter dem Projekt.

    Airbus-Chef Guillaume Faury wählte drastische Worte, um die rund 135.000 Mitarbeiter des europäischen Luftfahrt-Konzerns auf harte Zeiten als Folge der Corona-Krise einzustimmen. So schrieb der Franzose im April: „Wenn wir nicht jetzt agieren, ist das Überleben von Airbus fraglich.“

    Corona-Krise lässt Sorge um Zukunft des Flugtaxis wachsen

    Zu dem Zeitpunkt hatte das Unternehmen in nur wenigen Wochen der Pandemie rund ein Drittel des Geschäfts verloren. Die wirtschaftliche Situation des Boeing-Konkurrenten ist ernst. So wurde der Brandbrief Faurys rasch dahingehend interpretiert, dass Airbus Arbeitsplätze abbaut und kostenintensive Projekte streicht, um die Finanzen angesichts der Auftragsflaute im Griff zu behalten. In der Ausnahmesituation stieg auch die Gefahr, dass Airbus die Weiterentwicklung des vertikal startenden und landenden CityAirbus streicht. Damit wäre die Erprobung und der Bau solcher Flugtaxis mit den auffälligen vier Ringen über der Kabine, in denen je zwei Rotoren stecken, in Donauwörth gestoppt worden. Doch nach Informationen unserer Redaktion hält die Konzernführung auch in der extrem angespannten Lage an der Fortentwicklung der Drohnen fest.

    Das ist eine gute Nachricht vor allem für das Airbus-Werk im nordschwäbischen Donauwörth. Denn dort wurde bereits ein Test-Flugtaxi, in der Fachsprache Demonstrator genannt, gebaut und hob auf dem Gelände des großen Werkes mit knapp 7000 Beschäftigten im Mai 2019 erstmals ab. Die Drohne war hier noch mit Seilen am Boden befestigt und wurde ferngesteuert. Nach wie vor sitzt also kein Pilot bei den Versuchen mit an Bord. So war es auch am Mittwoch, als Airbus-Helicopters-Chef Bruno Even in Donauwörth zuschaute, wie der CityAirbus erneut in die Lüfte stieg.

    400 von 500 Airbus-Mitarbeitern sind in Kurzarbeit

    Der Start- und Landeplatz für Hubschrauber des Airbus-Helicopter-Werks ist auf Dauer zu klein für die Erprobung der Drohnen. Deswegen werden weitere Tests auf dem Flugplatz des Airbus-Werks in Manching bei Ingolstadt stattfinden. Bislang gibt es nur einen CityAirbus. Das viersitzige elektrische Luftfahrzeug hat noch eine lange Erprobungsphase vor sich. Die von den Donauwörther Experten gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Entwicklung eines späteren Serienmodells ein. Derzeit arbeiten etwa 30 Spezialisten an dem Projekt. Doch Ziel ist es, dass einmal in Donauwörth hunderte solcher Drohnen für den Weltmarkt hergestellt werden. Es geht also für den Standort um ein weiteres wichtiges wirtschaftliches Standbein und die Absicherung von vielen Arbeitsplätzen.

    In Donauwörth werden heute zivile und militärische Hubschrauber gebaut. Zudem ist das Werk ein wichtiger Zulieferer für Airbus-Flugzeuge. Hier entstehen am Standort Türen und Tore der Flieger. In dem Bereich musste das Unternehmen Kurzarbeit für etwa 400 der 500 Mitarbeiter anmelden. Es wurden circa 40 Leiharbeiter abgemeldet, also nicht weiter beschäftigt, während rund 50 Fachkräfte werksintern in andere Sparten wechseln konnten. Noch sind die Gespräche der Firmenleitung mit den Arbeitnehmervertretern über eine Ausweitung der Kurzarbeit auf den Hubschrauberbereich nicht abgeschlossen.

    Die Beschäftigten des lange erfolgsverwöhnten Donauwörther Standortes, an dem einst tausende Arbeitsplätze aufgebaut wurden, bekommen die Folgen der Corona-Krise immer mehr zu spüren. Insofern sorgt die Nachricht, dass der CityAirbus eine Zukunft hat, sicher für Erleichterung unter den Mitarbeitern. Dabei mag Wolfgang Schoder, Deutschland-Chef von Airbus Helicopters, den Begriff „Flugtaxi“ nicht so gerne. Denn ein CityAirbus ist aus seiner Sicht mehr als ein reines Taxi. Das Luft-Transportmittel könnte nach den Plänen des Unternehmens auch kranke Menschen, wichtige medizinische Güter oder Organe für Transplantationen befördern. Doch die Bezeichnung „Flugtaxi“ haben viele Menschen bereits ins Herz geschlossen.

    Vor 2025 werden die Drohnen keine Passagiere befördern

    Dabei sollen die Drohnen aus Donauwörth künftig zumindest preislich an Taxis auf vier Rädern Maß nehmen. Denn Airbus-Verantwortliche haben sich zum Ziel gesetzt, mit so einem Flug möglichst nah an den Preis einer Taxifahrt heranzu-kommen. Das dürfte zunächst nicht einfach sein, wird doch in den ersten Jahren immer noch ein „Operator“ genannter Pilot mit an Bord des fliegenden Taxis sein. Es können also, ehe die Drohnen vollständig autonom fliegen, nur drei und nicht vier Gäste Platz nehmen. Branchenkenner gehen davon aus, dass solche CityAirbus-Maschinen nicht vor 2025 Passagiere befördern. Zuvor müssen umfangreiche Genehmigungsverfahren durchlaufen werden.

    Die Kosten für derartige Flugtaxis sollen sich unter dem Einstiegspreis für einen Airbus-Hubschrauber bewegen und besonders günstig in Wartung sowie Betrieb ausfallen. Das erste Modell der Drohne ist mit rund 2,2 Tonnen noch recht schwer. Der CityAirbus wird aber noch abgespeckt. Dabei helfen leichte Faserverbundwerkstoffe. Was den Einsatz solcher Zauber-Materialien betrifft, bringen die Spezialisten aus Donauwörth große Erfahrungen aus dem Hubschrauberbau mit.

    Die Flugtaxis sollen zunächst in Mega-Citys, also riesigen Metropolen eingesetzt werden, wo der Leidensdruck der Menschen groß ist, also Staus lang sind. Dort werden die Gefährte dann auf festgelegten Routen etwa vom Flughafen in die Innenstadt in bestimmten Taktzeiten Gäste maximal 80 Stundenkilometer schnell und 150 Meter hoch über der Erde dank Elektroantrieb deutlich leiser als normale Hubschrauber transportieren.

    Dabei ist der CityAirbus noch kein fliegendes Auto, mit dem man nach Lust und Laune durch den Luftraum wie in einem Science-Fiction-Film navigieren kann. Ehe eine solche faszinierende Vision Wirklichkeit wird, sind reichlich technische und vor allem rechtliche Hürden zu überwinden.

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