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Carbon: Robert J. Koehler „Ich fühle mich in der Pflicht für SGL“

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Robert J. Koehler „Ich fühle mich in der Pflicht für SGL“

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    Robert Koehler ist Vorstandsvorsitzender der SGL Carbon Deutschland.
    Robert Koehler ist Vorstandsvorsitzender der SGL Carbon Deutschland. Foto: Fred Schöllhorn

    Die Wirtschaftswelt kann grausam sein, so sehr ein Manager Vorsorge betreibt. Robert J. Koehler spürt die Brutalität ökonomischer Realität. Und die Wirklichkeit für sein Unternehmen SGL Group lautet: Dem 64-jährigen Konzern-Lenker nützt es derzeit wenig, den Carbon-, also Kohlenstoff-Spezialisten breit aufgestellt zu haben. Denn die Firma kämpft in allen Geschäftsbereichen mit widrigen Umständen, ein Ausnahmezustand, wie er in den vergangenen zehn Jahren nicht vorgekommen ist. Dabei ist SGL krisenerprobt. Koehler sagt gerne: „Wir haben mehr Ups and Downs erlebt, als manches Unternehmen in 100 Jahren.“

    Was aber den Börsenkurs zuletzt spürbar belastet und im ersten Halbjahr 2013 bei SGL zu tiefroten Zahlen von 243 Millionen Euro geführt hat, ist auch eine gehörige Portion Pech. Die Geschichte nimmt wie so oft in der Wirtschaftswelt ihren Ausgang in China. In dem Riesenreich wurden in der Stahlproduktion erhebliche Überkapazitäten aufgebaut, was bei der überragenden weltwirtschaftlichen Bedeutung des Landes global zu einem Preisverfall geführt hat. Das wirkt sich negativ auf SGL aus, weil die Produktion von Graphitelektroden ein Kerngeschäft des Anbieters ist.

    Die Nippelproduktion in Meitingen soll weiter laufen

    In Meitingen, dem mit rund 1300 Beschäftigten größten deutschen Standort, werden Verbindungsstücke für diese Teile hergestellt. Sie heißen „Nippel“. Diese Graphitelektroden kommen zum Einsatz, wenn Stahlschrott eingeschmolzen wird. Aber durch den von China ausgehenden Verfall der weltweiten Stahlpreise sinkt eben der wirtschaftliche Anreiz, teureren Recyclingstahl zu produzieren, was fatal für SGL ist. Auf Nachfrage unserer Zeitung teilte das Unternehmen gestern mit, die Nippelproduktion in

    Die SGL-Misere mit schon zwei Gewinnwarnungen in diesem Jahr ist auch dadurch entstanden, dass der Konzern Produkte etwa für die Solar- und Leuchtdiodenindustrie liefert. In beiden Branchen tobt ein heftiger Wettbewerb. Hinzu kommt eine konjunkturelle Krise, sodass die Preise unter Druck geraten sind.

    Am Ende hätte SGL, wie die Manager das schon vor Jahren erhofft haben, den deutlichen Einbruch in den beiden Geschäftsfeldern mit Produkten aus einer Zukunftstechnologie wettmachen können – eine Rechnung, die nicht aufging.

    Konzern-Chef Koehler hat zwar früher und intensiver als Wettbewerber auf leichte und dennoch steife Kohlenfaserverbund-Materialien gesetzt, die Anlauf- und Entwicklungskosten für das Geschäft sind aber immens. Es wird noch dauern, bis das Unternehmen hier entsprechende Erträge erwirtschaften kann. Viel hängt davon ab, wie gut sich das im Herbst auf den Markt kommende BMW-Elektroauto i3 verkauft. Es ist das erste Serienfahrzeug mit einer reinen Carbon-Fahrgastzelle. In einer Gemeinschafts-Firma mit dem Münchner Autobauer produziert SGL die Carbonfasern und Carbonfasergelege für das Elektroauto. Koehler hatte zu dem Thema einmal gesagt: „Wir glauben an den Durchbruch der Technologie, riskieren dafür aber nicht unsere Firma.“

    Klatten will Ergebnisse sehen

    Und wie sieht die Zukunft des Managers aus? Unserer Zeitung ließ er dazu übermitteln: „Ich fühle mich in der Pflicht und will in der verbleibenden Zeit, bis ein Nachfolger kommt, alles im Interesse des Unternehmens tun.“ Auf ihm lastet ein hoher Druck. Wie schon lange bekannt ist, wird ein Nachfolger für den SGL-Chef gesucht. Koehlers Vertrag läuft Ende 2014 aus. Im September muss der SGL-Chef mit dem Vorstand den Aufsichtsrat unter Führung der Großaktionärin Susanne Klatten von dem gestern bekannt gegebenen Sanierungs- und Kostensenkungskonzept „SGL 2015“ überzeugen. Details wird die Öffentlichkeit erst in den kommenden Wochen erfahren. Nächstes Jahr soll das Programm dann umgesetzt werden. Erste Erfolge erwarten sich die Verantwortlichen schon für 2015.

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