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Buchmarkt: Eine Stiftung für Weltbild

Buchmarkt

Eine Stiftung für Weltbild

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    Weltbild Verlag Augsburger Verlagshaus Buchversand Weltbild-Verlag Verlagsgebäude Steinerne Furt
Foto: Fred Schöllhorn
    Weltbild Verlag Augsburger Verlagshaus Buchversand Weltbild-Verlag Verlagsgebäude Steinerne Furt Foto: Fred Schöllhorn

    Carel Halff ist die Erleichterung anzumerken. Auch am Telefon spürt man, dass eine große Last von seinen Schultern gewichen sein muss, so fest und freudig klingt die Stimme des 60-Jährigen. Die Entscheidung der Anteilseigner aus dem katholischen Bereich, von einem Verkauf des Unternehmens abzusehen und es in eine Stiftung zu überführen, kommt nicht überraschend. In den vergangenen Monaten wurde diese Variante immer wieder als mögliche Lösung der von außen her verfahren wirkenden Situation angeführt.

    Nach wie vor gab es aber auch weiter Spekulationen, Weltbild könnte, wie das manche Bischöfe ursprünglich angestrebt hatten, verkauft werden. Derartige Planspiele hatten die rund 6400 Mitarbeiter, darunter etwa 2200 am Stammsitz in Augsburg, verunsichert. Hätte ein Konkurrent das Unternehmen aufgekauft, wäre die Zukunft der Mitarbeiter ungewiss gewesen.

    Firmen-Chef hofft auf Ruhe im Unternehmen

    „Jetzt kann man Ruhe in das Unternehmen bringen“, sagte Halff gestern Abend gegenüber unserer Zeitung. Die Situation sei wieder stabil. Gesellschafter des Verlages sind zwölf katholische Diözesen, der Verband der

    Das Interessante dabei: Die Stiftung wird demnach gemeinnützige kulturelle und kirchliche Ziele verfolgen und keine Gewinne ausschütten. Ursprünglich sollte Weltbild verkauft werden, nachdem es hochrangigen Vertretern der katholischen Kirche nicht hinnehmbar erschien, dass der Verlag erotische und esoterische Titel im Programm hatte. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hob jedoch stets hervor, die Kirche habe eine soziale und menschliche Verantwortung für die Weltbild-Beschäftigten.

    Für Halff kommt die „für Stabilität“ stehende Entscheidung zur rechten Zeit. Das Buchgeschäft ist einem rasanten Wandel unterworfen, befindet sich sozusagen im Zangengriff der Digitalisierung der Medien etwa in Form von E-Books und zunehmender Verkäufe über das Internet. „So viel Bewegung war selten seit Gutenbergs Zeiten“, sagte der Weltbild-Chef. Das Unternehmen rechnet in diesem Jahr mit einem geringen Umsatzminus bei jedoch schwarzen Zahlen. Im letzten Geschäftsjahr lagen die Erlöse bei rund 1,66 Milliarden Euro.

    "Verlagsgruppe in Stiftung zu überführen nicht die schlechteste Idee"

    In Arbeitnehmerkreisen fiel die Freude gestern noch verhalten aus. Die Verlagsgruppe in eine Stiftung zu überführen sei „nicht die schlechteste Lösung“, sagte Thomas Gürlebeck von der Gewerkschaft Verdi, und „besser als eine Heuschrecke“. Vor einem abschließenden Urteil will er sich jedoch in den nächsten Tagen zunächst das vorgesehene Stiftungsmodell genau ansehen und prüfen, welchen Einfluss die Kirchenvertreter künftig auf das Geschäft haben. Hier sieht auch Betriebsrats-Chef Peter Fitz nach wie vor Klärungsbedarf. Eine Überraschung war die Nachricht für ihn nicht. „Es war abzusehen, dass es in diese Richtung geht“, sagte er. Schließlich sei zuletzt nichts mehr von potenziellen Käufern zu hören gewesen. Fitz zeigte sich erleichtert: „Wenn die Gesellschaftsform so erhalten bleibt, können wir damit leben.“ Der Betriebsrats-Chef hätte es aber lieber gesehen, wenn ein „seriöser Investor“ die profitable Verlagsgruppe gekauft hätte.

    In den vergangenen Monaten hatten sich Gewerkschaft und Betriebsrat für einen Zukunftstarifvertrag starkgemacht, um im Falle eines Verkaufs die Interessen der 6400 Beschäftigten abzusichern. Im März wurde eine entsprechende Vereinbarung geschlossen.

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