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Buchhandel: Die Frage nach dem Käufer des Weltbild-Verlags ist noch offen

Buchhandel

Die Frage nach dem Käufer des Weltbild-Verlags ist noch offen

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    Der Augsburger Weltbild-Verlag wird verkauft, doch wer soll das Milliarden schwere Unternehmen übernehmen?
    Der Augsburger Weltbild-Verlag wird verkauft, doch wer soll das Milliarden schwere Unternehmen übernehmen? Foto: Fred Schöllhorn

    Es ist beschlossene Sache. Die Kirche will sich vom Augsburger Weltbild-Verlag trennen, der zwölf deutschen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin gehört. „Ohne jeden Verzug“ soll dies in die Wege geleitet werden, legten die Gesellschafter fest. Und obwohl Weltbild prächtig gedeiht und im Weihnachtsgeschäft Rekorde mit elektronischen Büchern gemeldet hat, bangen plötzlich die Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze und kämpfen für einen Zukunftstarifvertrag.

    Wer aber kauft ein Unternehmen, dessen Preis im Branchenmagazin Buchreport auf eine Milliarde Euro geschätzt wurde? Alles sei noch sehr vage und ähnele einem Blick in die Glaskugel, heißt es in Branchenkreisen. Die Gesellschafter wollen zwischen Ende Februar und Anfang März Richtlinien für den Verkauf festlegen. Dann wird es ernst. Namen kursieren bereits reichlich.

    1. Große Medienhäuser

    Ein Weltbild-Verkauf wurde schon 2008 diskutiert. Seit damals gelten große Medienkonzerne als Kandidaten, darunter Bertelsmann, Holtzbrinck und Burda.

    Die Weltbild-Läden gehören je zur Hälfte dem Weltbild-Verlag und der Familie Hugendubel. Der stationäre Handel hat bei Weltbild noch ein großes Gewicht. Dies spricht nach Einschätzung von Branchenkennern gegen einen Einstieg von Holtzbrinck. Die großen Medienkonzerne setzen auf die digitale Zukunft; sie ziehen sich aus dem klassischen Handel eher zurück. „Es gibt eine Verschiebung der Vertriebskanäle – weg vom stationären Handel, hin zum Internethandel“, sagt Kerstin Emrich, Professorin für Buchwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg. Auch kartellrechtliche Bedenken sprechen gegen den Einstieg der Medienhäuser.

    2. Buchhandelskette Thalia

    Ebenfalls als Kandidat gilt seit 2008 Thalia. Der zur Douglas-Gruppe gehörende Buchhändler hat Filialen in vielen großen Städten Deutschlands. Unter Fachleuten sprechen aber starke Gründe gegen einen Einstieg von

    3. Versandunternehmen

    Während der stationäre Handel in Buchläden rückläufig ist, wächst der Versand. Mittlerweile schneidet er sich 17,1 Prozent vom Kuchen ab, berichtet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Gut im Rennen liegen Amazon und Weltbild. Kommt damit nicht

    4. Kaufhausketten und Filialisten

    Stärker spekuliert wird auch über den Einstieg einer Kaufhauskette. Eine Option hat Hartwig Schulte-Loh, der frühere Chef des Berliner Kulturkaufhauses Dussmann, in dem Magazin Buchreport geäußert: „Weltbild könnte durchaus zu Karstadt passen“, sagte er.

    5. Zerschlagung

    Manche Teile bei Weltbild – der Onlinehandel, das junge Geschäft mit elektronischen Büchern, die Beteiligung am Droemer-Knaur-Verlag – gelten als Filetstücke. Sie ließen sich gut verkaufen. Weltbild-Chef Carel Halff selbst hält eine Zerschlagung für nicht zielführend. Das Weltbild-Geschäftsmodell basiere auf mehreren Kanälen. „Hier einen Teil herauszunehmen, ist nicht sinnvoll“, betont er. Eine Zerschlagung würde außerdem zu dem Problem führen, dass sich die Kirche dem Vorwurf ausgesetzt sähe, nicht an die Mitarbeiter gedacht zu haben.

    6. Finanzinvestor

    Die starke Position auf dem deutschen Markt macht Weltbild für Finanzinvestoren interessant. Ihr Geschäft ist es oft, Firmen zu kaufen, zu sanieren, unrentable Sparten zu schließen und die Betriebe teurer weiterzuverkaufen. Nachdem die rund 1800 Mitarbeiter in Augsburg aber die Kirche zur Verantwortung aufgerufen haben, kommt ein Verkauf an eine „Heuschrecke“ für die Gesellschafter offenbar nicht infrage. Die Kirche sehe sich verpflichtet zu einem „verantwortungsvollen und fürsorglichen Verhalten gegenüber den Mitarbeitern“, sagte Münchens Kardinal Reinhard Marx Ende Dezember.

    7. Die Mitarbeiter am Ruder

    Heftige Spekulationen gibt es in Branchenkreisen über einen Einstieg der obersten Mitarbeiter selbst. Bei einem Management-Buy-out übernehmen die leitenden Angestellten die Mehrheit des Betriebs. Der Vorteil: Weltbild-Chef Halff, der das Unternehmen zu dem ausgebaut hat, was es heute ist, könnte im Amt bleiben. Weltbild wäre in der Lage, seine Geschäftsstrategie fortzusetzen, die Jobs wären vorerst sicher. Schwer wird es hier aber wohl, Kapital aufzubringen: „Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass doch ein Finanzinvestor ins Boot geholt wird“, sagt Fusions- und Übernahmeexperte Axel Bartholomäus vom Beratungsunternehmen Bartholomäus & Cie aus Seeheim-Jugenheim. Er denkt an eine Lösung, in der das bisherige Management die Geschäfte weiterführt und Investoren das Kapital stellen. „Ein Investor braucht das Know-how der bisherigen Geschäftsführung“, sagt Bartholomäus. Die Festlegung der Kirche, keinen

    8. Die Kirche verkauft nicht

    Was aber, wenn sich angesichts des hohen Preises kein Interessent findet? Und was, wenn keiner den Weltbild-Konzern als Ganzes mit seinen vielfältigen Geschäftsfeldern vom katholischen Zeitschriftenverlag bis zum E-Buch will? Zwar ist der Verkauf 2008 schon einmal eingeschlafen. Die Kirche wirkt aber diesmal deutlich entschlossener. Eine sehr spekulative Lösung für viele Probleme könnte sein, dass Weltbild an ein kirchennahes Unternehmen geht. In den Händen einer Bank oder einer Stiftung zum Beispiel wäre Weltbild eine Armlänge von den Bischöfen entfernt.

    Letztlich kann es bei allen Spekulationen immer Überraschungen geben. „Denken Sie nicht an die üblichen Verdächtigen“, sagte Weltbild-Chef Carel Halff einmal in einem Interview.

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